Donnerstag, 28. Dezember 2017

Räuberpistole in Schwarzweiß

Heute verkleidet sich der Bürger M. als Erzählonkel und erzählt 'vom Krieech'. Also jetzt nicht so richtig, aber von der Zeit als wir alle noch als Quark im Schaufenster gestanden haben und als "unsern Omma mit'm Bollerwagen …". Ihr wisst schon.  
Hier bei uns im Westlichen war ja stets gut was los. Und eine etwas wilde Gegend war es auch schon immer, nicht erst seit wir hier Schnurren, Schoten und Stories ins Internet posaunen. Damals, als es in den Wilke-Werken um die Ecke noch bolzte und krachte, die Straßenbahn noch auf der Frankfurter Straße fuhr und die ganze Welt noch in Schwarzweiß war, auch damals sind hier schon die dollsten Dinger passiert.
(Jetzt bitte das Licht runterdimmen, sich den Geruch von Kohlsuppe und Kohleofen ins Gedächtnis rufen und den Knopf am Volksempfänger auf "Radio Hilversum" drehen, möglichst so, dass es ordentlich knistert und rauscht und sich einen Moderator vorstellen, der im Stil der "Tönenden Wochenschau" spricht, mit rollendem 'Rrrrr' und scharrrfer Betonung.) 
*Brizzel-Rausch-Knister* Dramatische Minuten spielten sich am späten Abend des 6. November 1950 auf der Frankfurter Straße in Braunschweig in und vor der "Altdeutschen Bierstube" ab. Der landesweit gesuchte Bandenchef und Verbrecher Karl-Heinz Sargorski wurde dort gestellt und auf der Flucht erschossen. Selbst durch eine hohe Belohnung von 4000 Mark konnte der Berufsverbrecher vorher nicht dingfest gemacht werden. Dem Mut und Einsatz eines V-Mannes und Kommisar Zufalls war es zu verdanken, dass die Jagd nun ein Ende hat, ein blutiges Ende. 
Der V-Mann der Polizei hat mit Mühen das Vertrauen von Karl-Heinz Sargorski erlangt und ihn in das gutbürgerliche Lokal gelockt. Durch ein Code-Wort konnte der Polizei bei einem Telefonat durch den Fernsprechapparat in Gastraum verraten werden, wo sich der Gesuchte in diesem Moment aufhielt. Als ein weiterer Kommisar in Zivil die Gaststube betrat wurde der Bandit misstrauisch und rief "Dich kenne ich doch auch, vom Tanzboden her!". Er zog seine Waffe, schoss einmal in die Luft und wollte sich aus dem Staub machen. Der Wirt, vom dem Trubel aufgeschreckt, stellte sich ihm in den Weg. "Halt, sie müssen noch ihre Zeche bezahlen!". "Waaaas, Geld? Ist doch schon bezahlt. Hier hast Du!" und schoss auf den Wirt. Die Kugel verfehlte ihn nur um Handbreite. Sargoski stürzte auf die Straße und wurde von mehreren Polizeibeamten unter Beschuss genommen. Er selbst feuerte vier weitere Schüssen ab. Ein Polizeibeamter traf ihn in die Brust. Er warf seine Arme in die Luft, die Waffe fiel auf den Boden und Sargorski sank tödlich getroffen auf dem Straßenpflaster zusammen. 
Ja, so war das damals als die Welt noch in Schwarzweiß war. Nur das Blut nicht, das war schon immer rot.

Ach so, ihr könnt das Licht jetzt wieder anmachen, den Volksempfänger ausstöpseln und die Suppe vom Herd nehmen, wir sind wieder im Hier und Jetzt. Die Altdeutsche Bierstube ist seit langem das GAMBIT, die Straßenkreuzung Frankfurter Straße ist längst zum FRÄNKY geworden und an dem Platz an dem Sargorski sein Ende nahm, sitzt man heute unter Bäumen und trinkt sein Bier. Nur das Interieur der Altdeutschen Bierstube unterscheidet sich nur wenig vom dem des heutigen GAMBIT.

Wer sich also mal wieder über Hundehaufen oder Glasscherben rund um den FRÄNKY aufregt, es könnte auch alles schlimmer sein, auch hier bei uns in der bronxx ...

(Die Daten und Zitate wurden einem Artikel der "Braunschweiger Nachrichten" vom 8. November 1950 entnommen. Dank an Klaus Hoffmann für die Bereitstellung des Artikels.)

Donnerstag, 21. Dezember 2017

Weihnachtstrio

 
Am letzten Sonntag war es denn mal endlich soweit, das erste konspirative bronxx-blog-Treffen zu dritt. Also in Worten und ganz in echt: das ALLERERSTE. Denn, ob ihr's nun glaubt oder nicht, der schwarze Peter und Bürger M. kannten sich bis dato nämlich gar nicht. So überhaupt nicht...
Treibende Kraft dabei waren wir alle drei und ich nun dazwischen und wie immer - die Vermittlerin. Kurzerhand hab ich se beide zu mir nach Hause eingeladen. Am Morgen ein Süppchen gezaubert und die Geschenke für die zwei verpackt. Bis zum Abend musste ich dann warten... Immer wieder am Topf in der Küche vorbeigeschlichen und mir jedes Mal einen Hieb daraus inne kleine Schlüssel geklaut.- Ja, ich weiß ausse ganzen Kochsendungen, dass man da nicht mit dem selben Löffel fuffzich Mal beigeht, sondern brav was abfüllt. -
Kurz vor Eintreffen der beiden musste ich mich echt beherrschen, denn ich war verdammt hungrig. Und natürlich gespannt. Auf die Begegnung der beiden.

Und dann saßen se hier vereint ab zwanzig Uhr fünfunddreißig in meinem Wohnzimmer auffem Sofa. Mehr oder weniger bärtig, mit mir Suppe und Guinness schlürfend, Chips und Nüsschen im Anschluss schnabulierend und Geschichten aus dem WRG austauschend.
Ich hatte meine wahre Freude dabei, den beiden zu lauschen und sie zu beobachten. Im Gegensatz zu mir sind beide waschechte bronxxer und da kam einiges an Gesprächsstoff zusammen... Oh my und Bürger M.
hat an dem Abend auch schon seine nächste Geschichte zum besten gegeben. Richtig mit Recherche und so.
Tja, da haben wir wohl einen echten Glückstreffer mit ihm gelandet.
Passt schon! 

Jedenfalls war die Nacht ganz schön spät zu Ende und die Rose ist pottenmüde, angestrunzt und vollgefuttert in ihr Bettchen geklettert.
Neben dem ganzen Punk in dieser Vorweihnachtszeit war das ein echtes Highlight! Quasi verfrühte bronxx.blog-Bescherung im WRG - Fränky trifft Rudi im Zeichen des Santa!
Also, Jungs und Mädels, ich hatte den bärtigen schon in meiner Hütte und zwar in doppelter Ausführung. Fehlt nur noch der dritte. Aber der kommt ja den ma in drei Tagen. Also, wenn man artig war...
Aber das war ich ja. So wie alle dieses Jahr hier bei uns inne bronxx, gell?!
In diesem Sinne: Frohe Weihnachten für Euch alle hier ausse bronxx!
Futtert nicht so viel und vertragt Euch!

Donnerstag, 14. Dezember 2017

Es ist Schnee, Mann

Boah, was für ein Wetter... So schlimm war das keinen Winter seit ich denken kann, oder?! Sacht doch ma ehrlich, ey. Das kann doch nicht sein. Regen im November und dann das gleiche Programm im Dezember, nur mit mehr Sturm und Kälte am Start.
Wer dabei keinen anner Waffel kriegt, der ist echt schon sehr robust. Seelisch gesehen meine ich, weißte?! Obwohl, macht das erstmal alles mit dem Rad, so wie ich. Nech?! Ich habe die Fresse dick. Mich jeden Tag durch das Nass kämpfen. Und Schnee kann ich ja ehrlich gesagt noch weniger leiden. Eben wegen der nicht vorhandenen Räummoral in unserer Stadt, diesma is eben nich bloß de bronxx Schuld. Nehe, alle!

Aber, was soll ich sagen, an den Wochenenden kam das Nass ja mal flockig runter. Und irgendwie war es dennnoch fast ne Erholung zu dem sonst so grauen Izzeleinerlei. Alles hell, still, ruhig fallend, schneite es stoisch vor sich hin und legte mal das WRG für einen Tag lang lahm. Diese Ruhe einfach göttlich. Ich gammelte in meiner Hütte ab, schaute ab und an verträumt in das Winterwonderland und war fast melancholisch bei dem Anblick. Tja, bis... (und der geübte Leser weiß, das jetzt wieder was kommt, was wieder voll ins Mett haut und die schöne Romantik kaputthaut...)

Bis ich siedendheiß am Abend begriff, das ich - jaha genau ICH - nämlich mit Schneeschippen dran war. F***. So ein Dreck! War ja wieder klar, alle anderen machen das ganze Jahr nüscht, weder drinnen noch draußen und ausgerechnet de Muddi darf die Schaufel schwingen. Dazu noch auffen Sonntag und mit ziemlicher Sicherheit in Endlossschleife.

Hilft ja nischte, also anjeplünnt und den Schieber aussem Keller gekramt und dann los. Draußen waren schon die Nachbarkids zugange. Schneebälle basteln, sammeln, werfen... Sie hatten Spaß, aber nur genau so lange, wie ich so ein Teil nicht abbekomme. Ebend. Ja, ich weiß, ich bin wieder die olle eklige Nachbarin, die plötzlich uncool und streng ist, aber ich mag das Weiß echt nicht. Und im Gesicht schon ma gar nicht.

Ich schippte los, Meter für Meter und es ging erstaunlich gut. Das Zeug war so patschnass, dass es sich gut vom Boden löste und ab dafür in Nachbars Garten. Der mit der Steinwerferfrau. Er war nicht da und hat das auch nicht gesehen. Sonst hätte ich wahrscheinlich mein Leben riskiert mit der Aktion. Aber, wo soll ich mit dem ganzen Kram hin? Die Straßenrinnsteine sind alle zugeparkt, vom Bürgersteig soll es ja nun gerade wech und inne Tonnen passte es nicht.

Was nicht mehr in Nachbars Garten passte, habe ich zwischen die Autos gekippt. Ein Heidenspaß, die Fahrzeuge einzukeilen... Hihi!
Ich weiß, ich bin böse.

Die Kids hatten inzwischen ihre Wurfgeschosse abgelegt, mich seelenruhig beobachtet und kamen dann alle zusammen an: "Dürfen wir auch mal schieben?".
Ach, ja... wie geil! Ich war gerettet, die drei waren so versessen darauf, dass die Arbeit ruckzuck erledigt war und nun schon der nachbarliche Bürgersteig auch noch geräumt wurde. Kinderarbeit ist in Deutschland verboten! Das war mein Spruch in meiner Kindheit, da war man raus aus allem irgendwie... Aber im WRG muss das so!

Da es wirklich viel viel schnittet, musste ich am späten Abend auch nochmal raus. Und auch nur, weil ich immer Schi** hatte, dass meine Versicherung nicht zahlt, wenn sich da unten einer römert auffem Gehweg. Nur, weil ich nicht meiner Räumpflicht nachgekommen bin. Schön blöd, denn alle anderen sind da schmerzbefreit und Meister im Verdrängen. Ich dann jedenfalls nochmal runter. Diesmal ohne Kids, denn der Sandmann war lange vorbei. Aber nicht der Schneemann. Der stand nämlich klein und freundlich lächelnd gegenüber der Haustür. Das waren die Kinder und ich war irgendwie gerührt.
Am nächsten Tag war der kleine Kumpel weg. Geschmolzen. Aber bald ist ja wieder Wochenende. Dann darf es gerne wieder weiß werden und so. Das macht die bronxx richtig hübsch beschaulich und unschuldig und das beste ist: ich habe dann keinen Schneedienst mehr...


Donnerstag, 7. Dezember 2017

Haus.Meister.Ordnung.

Am vergangenen Sonntag hat es das erste Mal geschneit hier bei uns inner bronxx. Boah, ey, ich mag das irgendwie so gar nicht. Warum? Ja, weil radfahren und so ist dann megamistig. Fahr mal mit Sommerreifen durch das tiefe Weiß. Busfahren hasse ich und zu Fuß ist doch auch blöd...
Aber darum geht es ja heute hier auch gar nicht. Ich habe jedenfalls den Sonntag in meinen eigenen vier Wänden verbracht und mal meine Hütte auf links gedreht, sprich aufgeräumt. Alles, also fast alles. Das, was monatelang schon an Papierkram herumlag bearbeitet und weggeheftet, geflickt, genäht, ausgemistet usw. Eben alles mal auf Vordermann gebracht. War auch bitter nötig, ey! Fühlt sich doch auch gleich viel besser an. Wie im Innen so im Außen und Feng shui Dein Leben und Vollmond war auch und überhaupt. 
Das dachte sich wohl auch unser Hausmeister. Er verteilt ja immer die selbstgesägten Putzschilder in jeder Etage und erinnert damit an die große und kleine Hauswoche. Am Anfang war ich diesbezüglich noch richtig artig und hab immer gefegt und gepuntert. Bis, ja bis ich dahinter gekommen bin, dass ich bei uns im zweiten OG mal eben die Einzigste (ich weiß, schreibt man nicht, is aber so) war, die vor anderer Leute Tür gekerchert hat. Ab dem Tag habe ich dann auch meinen Betrieb eingestellt und mache nur grob Sichtreinigung alle halbe Jahre. Ohne Figurenwischen...

Im ersten wohnt der Hausmeister und der macht immer regelmäßig sauber, wegen Vorbild und so. Unten hat es der Tanzweltmeister aufgegeben, gegen die beiden anderen anzuputzen. Und im dritten... Tja, da sieht es aus wie Hulle. Na, ja, sah... Bis heute oder wahrscheinlich gestern. Da lag der Dreck von acht Jahren gestapelt, geflust und vonne Spinnweben festgetackert.
Als ich jedoch heute morgen zu meiner Bodenkammer schlich und wieder meinen Weg durch Staubflusen antrat, traute ich meinen Augen nicht: alles sauber, wie geleckt. Der Fahrradkarton war von der Treppe verschwunden, der Miniurwald abgeerntet und ich verstand die Welt nicht mehr... Putzfirma? Hat der Hausstauballergiker den Feudel geschwungen, um seinen allmorgendlichen Dauerauswurfhusten zu kurieren oder was war hier los?

Ein Blick auf den Zettel an der Wand, mit Tesa fixiert und in vier Zeilen mit rotem Filzer klare Statements zur Lage der Nation äh zu 3. OG abgegeben:
"eure Etage ist sehr schmutzig Blitz Blank sauber machen Bitte keine gegenstände hin stellen Blumentöpfe Verboten!"

Unser Hausmeister. Er sorgt für Ordnung. Ebend! Und dann spuren die hier auch. Wie cool. Läuft bei ihm!

Nächste Woche hänge ich das Schild in unserer Etage anne Wand. Leicht verändert versteht sich. Meine Blumenpötte sollen bleiben, aber der Rest kann wech. Vielleicht habe ich ja Glück und dann erbarmen sich de Nachbarn endlich mal und machen auch ma was.
Manches geht ja nur mit Druck und in Schreibschrift und mit Rotstift. Dann ist unser Haus auch wieder in Ordnung, hier bei uns inner bronxx...

Donnerstag, 30. November 2017

Es ist Rolf

Ab und an muss ich ja ma mit ins dicke B. Zusammen mit meinem Hase-Kumpel. Der fährt da nämlich ganz schön oft hin, gefühlt jedes Wochenende. Er hat dann Sehnsucht nach einer Art bronxx. Und, weil er nicht im WRG wohnt, braucht er dann woanders Auslauf. Größer, dreckiger, lauter, spraydosiger, künstlerischer und klebriger.
In unserer bronxx hier ist mehr so kleines dickes B, quasi BS als der kleine Bruder oder Cousin von Kreuzberg. Und da können wir hier schon mächtig stolz drauf sein, finde ich. 
All die Großstadt-Attribute bringen wir nämlich och mit, eben bloß kleiner und familiärer. Aber Kiez ist hier immer. Jeden Tag. Und klebrig isses auch vor Ort. Nur, die Männer vonner Stadt kommen rum und fummeln alles wieder ab. Einmal im Jahr werden alle Klebeflächen und solche, die es irgendwie ganz unverhofft geworden sind, gereinigt. Das heißt: Einsprühen, einweichen, abkratzen, sauber. Und wech sind all die schönen Botschaften, die lustig, witzig, polemisch, politisch, stylisch, kryptisch oder aber manchmal auch nur grottig hohl und plakativ daherkommen.

Doch, kaum haste Dich umgedreht, zack pinnen da neue Sticker. Fein säuberlich hingebappt auf die frisch freie Fläche am Laternenpfahl, dem Stromkasten, Kaugummiautomaten oder eben da, wo es sonst noch dem Stickermann am Folien-Abreiß-Finger zuckte. Meist kommen sie in Trupps. Mit extra Vorrichtungen zum Anbringen à la Paketklebeband-Abroller... Kommt überall hin, auch an die Stellen, wo die Stadtreinigung die Leiter bräuchte. Darüberhinaus ist es ne saubere Sache und sichert die Exklusivplätze unter den oberen Zwölf... Is klar!

Wenn man mal aufmerksam durch die bronxx schlendert, sieht man sie alle. Nur einer fehlte hier noch bei uns. Der Rolf. Der aus dem dicken B. Der Sticker-König mit dem Schnauzer. Rolf le Rolfe. Der, der auffer Stickermesse ein schönes Set feilbot, das ich im Sommer vom Hasen (ja, nee, nicht Ostern, sondern der ganz oben, wenn ihr Euch erinnern möchtet) geschenkt bekam. Und jetzt liegt Rolfi hier und will inne bronxx einziehen. Ein hübsch klebriges Plätzchen soll er bekommen. Am besten inne Sch-straße. Eine Bleibe deluxe. Und das WRG wird dann noch ma richtig richtig aufgewertet. Zuwachs und hoher Besuch zugleich. 

Und deswegen gehe ich nachher gleich ein bißchen eher nach unten und werde ein schönes Plätzchen finden. Ursprünglich wollte ich ihn beim schwarzen Peter vorm Atelier hinstickern. Ging aber nicht, weil Opa immer alles abfummelt und das geht so nicht.
Nun kommt der Kleber eben bei mir inne Straße. Denn, das ist nicht dem Opa sein sondern mein Revier. Und, wenn einer fragt, was das fürn Sticker ist... Keine Angst, steht drauf: Es ist Rolf ihr N***en. Also, wissta bescheid. 
Er ist da. Hier bei uns inne bronxx...

Donnerstag, 23. November 2017

Demeter, Eros und der Möbelwagen

Nicht nur um den Fränki herum gibt es spezielle Menschen und unerklärliche Phänomene, auch rund um dem Rudi tut sich bisweilen Sonderbares (den Rudolfplatz hat wahrscheinlich noch nie jemand 'Rudi' genannt, aber wo ein Fränki ist, da ist ein Rudi nicht fern. Wir wollen ja schließlich 'im Bild' bleiben. Es muss ja alles seine Ordnung haben, nech?).
 
Ach so, Bürger M. hier. Ich gebe jetze auch mal meinen Senf dazu. Als Eingeborener muss man ja auch was dazu sagen und nicht nur die Zugereisten plappern lassen. Wir können das nämlich auch ganz gut.
 
Man kann ja an vieles glauben oder auch nicht, aber manchmal gibt es Dinge die sich mit Zufall oder sonstiger Theorie nicht erklären lassen. Um es kurz zu machen: In der Wohnung gegenüber auf der anderen Straßenseite im dritten Stock muss es ein kosmisches Fruchtbarkeitsfeld der Demeter (der Fruchtbarkeitsgöttin; nicht die mit den schrumpeligen Äpfeln) geben oder ein sonstiges die Paarung und Vermehrung begünstigendes Phänomen. Anders ist das nicht zu erklären. Wie ich darauf komme? Aaalso ....
 
Ich zog vor gut acht Jahren in meine jetzige Wohnung und erfreute mich vom ersten Tag an über die großzügige Aussicht vom Balkon. Ins Nachbarhaus zog kurz nach mir ein junger Mann ein, die Wohnung liegt direkt gegenüber von meinem Balkon. Der Nachbar blieb nicht lange allein. Zwei, drei Monate später gesellte sich eine Freundin dazu, drei Jahreszeiten später waren sie zu dritt und zogen kurz danach aus.


Dann zog eine junge Frau in die Wohnung, zu der sich wieder schnell ein Mann gesellte. Ein Jahr später wehten auf dem Balkon die Babystrampler im Wind und der Umzugswagen stand wieder vor der Tür. Dann kam wieder ein junger Mann .... ihr kennt das Spiel. Vor zwei Monaten war das Umzugskommando wieder vor Ort. Ein paar Tage später konnte ich dem Zugezogenen und seiner Freundin unfreiwillig beim 'Einweihen' der Wohnung zusehen. Das kommt davon, wenn man keine Vorhänge anbringt, Festbeleuchtung an hat und die Balkontür offen lässt. Akustisch feierten sie eine Messe zu Ehren des Eros und das mit Wonne mit Hingabe (Ist bei uns so üblich. Im Tanzstudio um die Ecke sogar noch mit exotischer Musik. Die Stammleser erinnern sich und wissen Bescheid.). Wie es mich die Vergangenheit lehrte, gehe ich davon aus, dass im nächsten Herbst erneut gegenüber ein Möbelwagen vor der Tür steht.
 
Vielleicht gehe ich mal rüber und klingele und weihe die beiden in ihr Glück ein. Man hilft ja gerne bei der Planung. Und planen muss man ja, auch hier bei Rudi, nördlich der bronxx ...

Donnerstag, 16. November 2017

Bürger M.



So, da isser nu endlich. Quasi Eingeborener und ganz alter Hase inner bronxx und im WRG und janz neu im blog. Als Gastautor. Tusch, Vorhang auf für... Bürger M.!
Pseudonym muss sein, nech? Haben wir ja ma so ganz gerne und ihmchen kriegt auch eins.

Und das Ganze kam dann übrigens so: schon lange haben wir nach stories von Euch gesucht. Aber irgendwie wollte immer keiner so recht... Das war schon ne ganz schön anstrengende Kiste und Warterei. Aber eines schönen Herbstabends, ich war zum Bierchen genießen in meiner Lieblingsbar verabredet - mit Bürger M. natürlich -, kam eben jener so ganz beiläufig auf den blog hier zu sprechen. Ob wir denn noch suchten und ob er mir mal eben fix eine Idee für eine Geschichte im Groben erzählen dürfte? Innerlich jubelte alles in mir. YEAH! Endlich isses soweit und es würde gut werden, das hatte ich im Gefühl. Tja, und der Rest fügte sich dann auch: Geschichte gehört, für gut befunden. Dann schick mal per Mail ein und dann zeige ich sie dem schwarzen Peter und wenn er das auch chic findet, geht die Post ab. Nämlich raus inne Welt, innen blog, dann gibt es aufs Auge von ihm und von uns.

Zwei Tage später oder war es noch schneller, hatte ich bereits die Nachricht im virtuellen Postkasten. Fix isser, der Bürger M. Rohentwurf, der Probeschluck sozusagen. Kurze Zeit später kam dann noch'n Foto hinterher. Beweislasten. Nach wiederum weiteren achtundvierzig Stunden folgte der Beitrag. Fertig abgemischt zum Drüberlesen und Schicken an den Kritzler. Es gibt ja keine Zufälle sondern nur Schicksal und Herzmagneten und Anziehungs-wünsch-Dir-was. Ihr kennt das... jedenfalls stand der schwarze Peter beim Wochenendeinkauf plötzlich mit seinem Gothic-Schirm vor meiner Nase und grinste mich an. Schnell die neuesten Neuigkeiten verhackstückt, Bürger M.s Nickname gebrainstormed und dann stand die Nummer eigentlich auch.


Jetzt kanner inner nächsten Woche hier loslegen. Fresh und direkt aussem WRG. Da wohnt er nämlich und das schon recht lange. Ein kluger Kopf, ordentlich Spaß anne Backen, sehr belesen und auch als Braunschweiger recht aktiv in der ortskundigen Gruppe in den sozialen Medien.
Dann würde ich sagen, kann losgehen, Bürger M. Mach uns ne Ansage! Wir freuen uns und sind gespannt auf Dich, hier bei uns inne bronxx und wohl auch ganz sicher noch mehr da draußen anne Bildschirmgeräte.




Donnerstag, 9. November 2017

Macht hoch die Tür

Da sitze ich am letzten Sonntag drömelig auf meinem Sofa rum, sinniere über die Welt und gammele ab. Das Fenster im Wohnzimmer ist auf Kipp. Ma lüften hier das Ganze. Aber nicht zu lange, denn es ist schon reichlich külle da draußen. Winter, wie ich finde. In meinem Kopp und Körper ist noch September und ich komme nicht hinterher. Friere mir den Hintern ab da draußen, sehe noch nicht ein, die Winterjacke aussem Schrank zu puhlen und zu früh zu dunkel ist es ja eh.

Hier drinnen ist es gemütlich: Kerze brennt, Decke über Bauch, Beine und Po. Und wie ich da so liege, dringt durch den Fensterspalt Klaviermusik von draußen herein. Ich halte einen Moment inne und lausche. Das ist echte Musik. Nix von CD, Platte, Radio oder Kassette. Nee, auf jeden Fall mal ganz selbstgemachte Mucke, handgemacht sozusagen. Das höre ich am Klang, an den Pausen zwischendurch und am Anschlag. Und nein, es ist nicht der Nachbar mit dem Keyboard und den Songs aus der Synthesizer-Dauerschleife. Das Ding war lange ruhig, fällt mir da mal gerade so auf.

Was da gerade zu hören ist, ist richtige gute Klaviermusik. Die Finger da nebenan, wissen, was sie tun und jetzt ist Übungsstunde. Eine Stunde darf man inner Woche einem Hobby nachgehen, ohne dass einer oder eine was dagegen haben oder sagen kann. Is also erlaubt quasi. Für meine Ohren klingt es äußerst angenehm und ich ertappe mich dabei, wie ich mitsumme... 
Stück für Stück kommen mir sogar Worte dazu in den Sinn. Ja, es ist ein Lied, das ich irgendwo her zu kennen scheine. Nach ein paar Minuten wird ein Ohrwurm daraus. Ich kann mich irgendwie so gar nicht dagegen wehren... 
Als ich etwas später in die Küche gehe, singe ich ihn noch immer. Draußen ist schon lange Ruhe, die Stunde scheinbar vorbei, mein Fenster wieder zu und ich habe die Melodie immer noch im Kopf.
Aber, glaubste ich komme darauf, wie dieses verdammte Lied, heißt?! Nö... Boah, und wenn de denn so verzweifelt am Rumgrübeln bist, das ist nicht witzig. Aber mir fiel es partout nich ein. Fast der gesamte Text kam mir hoch, aber weder die Titelzeile geschweige denn der Refrain.
Ich nahm mein Gegrübel dann auch brav mit ins Bett.Und, was soll ich sagen, es kam wie es kommen musste. Ihr kennt das... Am nächsten Morgen wachste auf und zack, weißte das Lied. Mit allem Drum und Dran. So, und genau so... Ich wusste es, auf einmal. Und ich war schockiert. Erstens: eins aussem Gesangbuch. Dabei habe ich doch diesem Verein abgeschworen. Schon seit Jahren. Aber: Frau Kletterrose war als Jugendliche mal Alt-Trompeterin (Trompetistin... oder watt weiß ich, wie sich das nun richtig schimpft) innem Posaunenchor. Das hinterlässt halt Spuren, gell?! Ob de willst oder nicht. Zweitens: voll das Weihnachtslied. Ja, echt ma: Macht hoch die Tür... Das ist dann schon mal janz die Heiligabend-Abteilung, aber die richtige, so 18:00 Uhr und so. Hauptverkehrszeit, mitten im Schlimmen.


Ach ja, ihr merkt schon, egal ob de inne bronnx wohnst, oder nicht, erstens kommen die Kirchenlieder und zweitens auch noch Weihnachten. So sicher wie das Amen inne Kirche. Trotzdem.
Dann macht ma das Tor weit hier im WRG, in sechseinhalb Wochen isset soweit... Hilfe!



Donnerstag, 2. November 2017

Süßes oder Saures

Süßes oder saures... Boah, ey, ich hasse diese Worte. Ehrlich. Also, tut mir jetzt leid, liebe Kinder, aber ich bin es nicht. Sauer ja, aber süß nicht und ich mag diese Floskel nicht. Zu meiner Zeit und so weiter und so fort gab es das gar nicht. Da hatten wir Matten Herrn und fertig war es. Sankt Martin. Im November hieß das Tüte untern Arm, bimmeln, Lied singen und dann kam alles das in die Tüte: Geld, Äpfel, Nüsse, Kekse, Bollos und so. Nix mit Maske und so'ne Kurztextfrage. Quasi die Whatsappmartinsgruppe der Neuzeit...
Richtig schön alte Schule, wie Mutti es mochte.

Na und heute? Gruselmaske kaufen oder aufmalen lassen vom großen Bruder, Tüte oder Beutel inne Hand, mit den anderen Kids los, Handy inner anderen Pfote und dann gib ihm. Und seit Jahren bin ich dann nicht zuhause, vergesse es oder warte - wenn dann doch mal - vergeblich auf den Gesang.


Vorgestern war ja wieder der Tag der Tage. Die Horrorkids sind los. Ich hatte an dem Abend eine private Veranstaltung bei mir geplant und das süßsaure völlig außer acht gelassen. Gen Einbruch der Dämmerung fiel es mir dann wieder ein. Ach herrje, zig Leute kommen nachher in meine Hütte, klingeln alle und ich frage ja bekanntlich auch nicht an der Gegensprechanlage nach, wer da zwei Stockwerke tiefer um Einlass bittet... Da war ich plötzlich echt aufgeschmissen, den statt der erwarteten Gästeschar könnten es eben auch genausogut die geschminkten Nichtsingekinder sein. Was tun? Und noch schlimmer, wenn dann das geplante Szenario in meinen Wohnzimmer ständig vom Gebimmel der Klingel unterbrochen werden würde.
Ich war nervös. Nix süßes im Haus, was vor und dann das noch.
Zu meinem Glück denkt man inner bronxx ja wieder mal herrlich mit und ist auf Muttis Seite. Seit Herbstanfang werden hier nämlich kategorisch in jeder Straße gar nicht erst die Lampen angeknipst beim Dunkelwerden. Nee, wir müssen sparen und die bronxxer haben eben auch noch Weihnachstlatüchten ganzjährig inne Auslagen bammeln und da machste ma das große Licht gefälligst aus.
So, und an dem Tag kam mir das mehr als gelegen, denn Kinder und stockdunkel is nüschte...

Um 17.30 Uhr war es dann soweit. Es läutete bei mir. Ich dachte so:"Oh, der erste Gast ist aber früh." Ich nur halb fertig ausser Maske ohne Schuhe anne Gegensprechanlage. Schlau, gell? Aber kein Ton und Bild ja eh nich. Dann kurz gehorcht. Stille vor der Wohnungstür gleich Luft rein gleich scheint wohl wirklich der Gast zu sein. Tür auf... und... SÜßES ODER SAURES...BÄMM! Oh nee, ey, voll erwischt. Nein, aber Mutti ist nicht ausgeflippt. Lächeln, einfach lächeln. "Ähäm. ich muss erstmal gucken, wo und ob ich was habe. Ich habe gar nicht mit Euch gerechnet." Sie nicken und strahlen mich an. Makeup sitzt und eigentlich sehen sie auch ganz lieb aus. Nicht zickig oder fordernd.
In Sekundenschnelle gehe ich meinen Vorrat an Schoki durch. Shit, muss ich was opfern, nützt ja nu nischt...
Pese durch die Butze und suche. Puh, gefunden, wieder raus anne Tür und für jeden eine Haselnusschnitte in den Beutel. Die guten. Sie bedanken sich sogar. Gucken mich immer noch groß an. "Sind Sie das da auf dem Plakat an der Wand?" Sie deuten auf meine Auftrittsplakate.  "Ja,nur jetzt sind meine Haare kürzer", antworte ich. Staundende Kinderaugen und Münder raunen ein "Oooohhhh toll!" und zack flitzen sie die Treppe rauf zum nächsten.

Ach, irgendwie sindse doch süß und ich war gar nicht sauer. Und später kam auch gar keiner mehr. Geschafft. Es ist durch für dieses Jahr, hier bei uns inne bronxx!




Donnerstag, 26. Oktober 2017

Tinnitus

Also, das Haus, in dem ich hier in der bronxx inner Sch-straße lebe, ist eigentlich recht cool. Und uneigentlich? Auch!!! Sogar noch mehr.
Alle Nachbarn kennen sich untereinander, begrüßen sich freundlich, wenn sie sich im Treppenhaus, Keller oder beim Einkaufen begegnen.
Ein Gespräch geht fast immer. Besonders im Sommer im Garten oder auf dem Hof.
Und das mag ich... Ich mag es nach Hause zu kommen, keine Angst haben zu müssen, alle gut zu kennen. Zu wissen, dass meine Nachbarn einen Schlüssel haben - für alle Fälle - oder schon mal nach dem Rechten sehen, wenn ich ein paar Tage unterwegs bin. Verlässliche Grundschule sozusagen. In allen Belangen. Quasi mit Hausaufgabenbetreuung.

Vor einigen Jahren hatten wir auch öfter zusammen gegrillt und uns gegenseitig ein wenig mehr Einblick in unsere Leben gewährt. 

Mit der Ordnung haben wir es allerdings hier alle nicht so... Zwar wieder eine Gemeinsamkeit, aber irgendwie ne ziemlich blöde.
Das Treppenhaus ist nicht das sauberste. Und selbst der penibelste Mieter hier am Start hat jetzt auch keine Böcke mehr, alleinig den Dreck der anderen allwöchentlich von der untersten Treppe zu fegen und zu feudeln. Verständlich. Ich habe es nämlich auch seit Jahren aufgegeben, unsere Etage zu wischen. War ich doch quasi allein auf weitem Flur damit. Niemand außer mir fühlte sich verpflichtet. Auch, wenn das selbstgesägte und mit Edding bemalte Treppenhausreinigungsschild alle 3 Wochen an ihrer Wohnungstür bammelte. Ihr kennt das, oder?!


Und dann sind da die Abende, wo meine Küchenschränke noch um 23:30 Uhr klappern, weil über mir die Waschmaschine endlich den Schleudergang gefunden hat. Anstatt mich aufzuregen, genieße ich die Freiheit, selbiges am nächsten frühen Morgen oder späten Abend ihnen gleichzutun. Dann muss nicht immer brav um 22 Uhr die Waschzeit zuende sein...



Was allerdings nicht mehr so cool kommt bei fast-Mitternacht um 23:30 Uhr ist der Tinnitusstaubsauger unten drunter. Kann man Tinnitus saugen? Und das um die Uhrzeit? Nein und ja. Tinnitus kannste kriegen, wenn der Staubsauger unten loslegt. Keine Ahnung, was da mit dem Teil los ist, aber der klingt heftig. Ein dauerhafter Piepton, der sich penetrant ins Saugegeräusch mischt, es massig überlagert und damit Frequenzen antriggert, die böse enden im Gehörgang und im Hirn. Man könnte auch locker wahnsinnig werden dabei. Ganz locker. Denn der Ton bohrt sich in den Kopf und macht dann alles andere zunichte: Gedanken, Geräusche und die Konzentration.

Sicher eine defekte Lüftung oder der Beutel ist krachevoll und zieht eh nüscht mehr. Vielleicht dauert das deswegen auch so lange, bis se fertig sind... Puh und 30 Minuten vor Mitternacht ist selbst mir das dann echt zu heftig...Da bekomme ich Ohr und wenig später Hals! Aber sonnen. 
Nun, aber wat macht man da? Klingeln? Das werden sie nicht hören, der penetrante Gerät macht sie alle taub. Oder aber die Sicherung im Keller ausschalten. Nur, dann haben wir alle Ruhe, aber so richtig. Da bleibt nur noch sammeln übrig und zu Weihnachten einen neuen spendieren. Oder vielleicht hat ja einer von Euch noch einen rumzufliegen. So einen schönen leisen, mit neuem Beutel und so. Einer, der Bock hätte in unserem Haus in der bronxx zu leben und eine Wohltat für unser aller Ohren hier sein möchte.
Und ich brauche nicht Arzt und auch nicht durchdrehen.
Ach, und wo wa schon ma dabei sind: unser Treppenhaus bräuchte auch mal einen neuen Anstrich und die Dachrinne müsste auch mal gesäubert werden. Vielleicht kennt ihr ja jemanden, der jemanden kennt...


Donnerstag, 19. Oktober 2017

Haarscharf

Es ist Herbst. Und nein, die Jahreszeiten machen auch vor dem WRG nicht halt. Es wird wieder ruckzuck dunkel und die ganze Leier geht jetzt wieder los. Bald ist auch Weihnachten und ganz ehrlich, ich bin froh, wenn das ganze Geraffel schnell um ist.
Die letzten Tage kam jedoch gefühlt erstmal wieder der Sommer zurück. Na, ja, gefühlt eben nur. Der Kalender zeigt Oktober an und der war ganz kurz golden. Also, wir hatten Wetter. Aber so richtig. Mit Sonne, mit Goldlaub und mit kurze Hose, mit schwitzen im Pulli.
Nur die frühe Dunkelheit erinnert an Herbst. Und darum brauche ich nach manch spätem Feierabend schon Licht am Rad. So auch gestern Abend als ich wieder meine altbekannte Tour inne bronxx zurückgebrettert bin.
Auf den letzten Metern muss ich immer am "Momo" vorbei und meistens ist die Ampel über die Luisenstraße rot.
Heute auch, das sehe ich schon von weitem und drossele mein Tempo.

Vor mir der Radfahrer, ein Typ mit nem dunkelhaarigen Zopf, fährt aber noch lahmarschiger als ich. Ja, sorry. Kann ich immer so gar nicht leiden... Tuddelt da rum, Kopfhörer anne Ohren, dummdidumm und versperrt mir die Straße.
Doch das bin ich ja den halben Tach gewohnt, nech?! Ständig fahren oder laufen mir Leute vors Vorderrad auf dem Radweg. Ergo lege ich nen Zacken zu, trete einmal mehr inne Pedale und setze zum Überholen an. Mit Hand raus und dem ganzen Schnickschnack. Ja, lacht nicht. Das kann nich mehr jeder. Auch bei Rädern ohne Stern fehlt der Naturblinker häufig. Die Leute sind überfordert, egal wohin de guckst!
Also, ich cruise nun an dem jungschen bezopften Musikanten vorbei, schaue ihn mir kurz an und denke, mich trifft der Schlag. Alter, haste nich gesehen!!! In seiner linken Hand blitzt mich ein Messer an.
Es liegt geschmeidig in der Innenfläche der Hand des Radlers, die sich zudem noch am Lenker festhält. Die Zacken des Messer sind auch mit dem bloßen Auge bestens sichtbar und die ordentlcih lange Klinge steckt in einem mittelbraunen Holzgriff. Oh mein Gott... Was ist das? Was hat der Knabe denn jetzt damit vor?


Und ihr kennt Eure bloggerin inzwischen einfach zu gut und wisst, der kleine Horrorladen im Kopf ist ab sofort geöffnet. Aber ganz weit. Erschwerend hinzu kommt, dass se momentan auch noch ne Ausbildung macht - sowat mit Psyche und so - und da werden solche Aktionen natürlich nochmal aus nem ganz anderen Blickwinkel beäugt. Da biste quasi gezwungen, Deiner Umwelt bestimmte Fragen einfach zu stellen. Egal, ob se das toll finden oder verstehen.
Nachdem ich mich gefangen habe - weil professionell wirken sollen machen täten tun, nech - bremse ich ein wenig und sehe dem Mann hinter mir fest inne Augen (soweit das an ihm vorbeifahrend von Rad zu Rad überhaupt geht) und frage ihn:" Hallo. Du, ist alles okay bei Dir?" Er sieht verdattert zurück und antwortet dann: "Öh, ja. Warum?" Ich dann so:" Du hast ein offenes Messer dabei und das ist nicht so ganz normal, wenn hier am hellichten Tag (na ja, wohl eher so im schummerigen Abendlicht, aber ihr wisst, wie ich meine...) jemand mit der gezückten Klinge durche bronxx radelt." Er grinst erst und lacht dann schließlich. "Ach das meinst Du... Ja, das habe ich mir gerade gekauft und ich wollte es nicht so in meinen Rucksack stecken. Damit da nichts kaputt geht."
 

Jetzt muss auch ich lachen, verabschiede mich winkend von ihm und rase davon in Richtung Sch-straße.
Ich war erleichtert und es war mir etwas unangenehm. Aber egal. Meine Prüfer wären bestimmt stolz auf mich gewesen, wenn ich bei der Schilderung dieser Situation so reagiert hätte. Hätte nämlich auch anders ausgehen und ins Augen gehen können. Alles schon passiert hier im WRG. 
Gut, dass ich daneben lag. Nicht nur haarscharf sondern ganz schön sehr weit. Zum Glück!


Freitag, 13. Oktober 2017

Es ist angerichtet

Was angerichtet ist?
Keine Ahnung, ich weiß es doch auch nicht. Vielleicht haste ja ne Idee dazu? Vorweg schildere ich Dir kurz die Gesamtsituation und dann kannste ma gucken, was Dir dazu so einfällt.

Samstagfrüh bin ich wieder übern Franky gehuscht. Der Marktmann war schon fleißig am Aufbauen und unser Supermarkt erwartete mich mit frischer Ware, flotter Mucke und der neuen Azubi-Kassiererin. Die zieht immer voll schnell die Ware übers Band und rät mir dann, wenn ich hektisch beim Einpacken werde und gar nicht mehr nachkomme, ich solle doch ganz in Ruhe machen, sie macht auch extra langsam... Echt lustitsch!
Den Rückweg mit meiner Einkaufstasche trete ich diesmal über ne Seitenstraße an. Muss ja ma gucken, ob inne bronxx noch alles gut is... Da finde ich an der Straßenecke ein völlig komisches Bild vor, gleich einer Fata Morgana oder wie eine illusionäre Verkennung: ein schwarzer Socken und ein Esslöffel. Na toll, ey, was ist das denn?

Der Socken oder muss es die Socke heißen? Was weiß ich! Ist mir auch latte in dem Moment. Jedenfalls ist das schwarze Stoffding vermutlich aus Baumwolle (mit Mischgewebe sicherlich), etwa ne Größe 39 bis 42. Ob es jetzt der rechte oder linke war, konnte ich wirklich nicht erkennen. - Iroie aus -. Er war ordentlich nass vom tagelangen Regen und etwas sandig. Auf schwarz sieht man ja auch gleich alles immer so doll, nech?!




Der Esslöffel war aus Edelstahl, kein Silber, sowas sehe ich sofort. Keine Markenware sondern eher so Modell "Krankenhausküche". Na, ihr wisst schon, Karo einfach eben, wie man früher so sagte.

Tja, und nu? Da gehste da lang und siehst da die Teile in trauter Eintracht da mitten auf dem Gehweg liegen. Ich frage mich: wer legt das da ab? Oder verliert es gar? Oder haben die sich da zufällig getroffen? Oder gibt es gar keine Zufälle? Sollte das so?
Ich bin irritiert. Echt jetzt ma. Was würde Euch durch den Kopf schießen bei so einer Kombo?


Mein Weg nach Hause war jedenfalls gerettet und selten kurzweilig. Mein Kopf sponn herum und suchte nach Erklärungen und Lösungen.
Kindergeburtstag-Eierlaufen? Die Augen quasi verbunden mit dem Socken, aber wie klein müssen dann die Kinder sein... Oder doch mehr Polyesteranteil im Mischgewebe, weil dann nämlich dehnbarer.
Oder war gar unser Baumwollpflücker diesmal anderweitig von einer Liebsten vor die Tür gesetzt worden und bekam statt warmer Kleidung nur jeweils die Hälfte vom Hab und Gut beim Rauswurf hinterhergepfeffert?
Oder Kochklub und zum Dinner gab es Apfel oder Würstchen im Schlafrock?

Zuhause angekommen hatte ich es auf einmal: Junkie-Besteck. Arm abbinden und das weiße Pulver auffem Löffel gekocht inne Spritze gezogen innen Arm gejagt. Diese Erkenntnis schien logisch und mir persönlich voll schocking und traurig. Klar, wir sind hier im WRG und so und alles is möglich, aber doch nich de harten Drogen. So schlimm isses doch hier nicht, dass man sich ausschießen muss, hier bei uns inne bronxx.

Jungs und Mädels, macht nicht so wat, lasst das lieber sein. Ihr habt immer ne Wahl, immer. Und denkt dran, am Sonntag erst recht...
Also, immer schön sauber bleiben!


Donnerstag, 5. Oktober 2017

Achtung, fürchterliche Doofheit

Ich warne gleich schon mal vor: heute wird es politisch hier. Und das meinen wir mal richtig Ernst. Jupp.
Also, wer die Überschrift liest und die Abkürzung der Buchstaben auch anders kennt, der wird sicher ahnen, was wir damit meinen...

Alles natürlich ganz klar aus gegebenem Anlass, denn am vorletzten Sonntag war ja Bundestagswahl und ich habe dort wieder die Wahlhelferin gegeben, im Nachmittag- und Abenddienst.
Bis auf ein bis zwei personelle Veränderungen hatten wir wieder den Rest der alten Truppe am Start. Wir freuten uns auf ein Wiedersehen und hatten reichlich viel zu tun und noch mehr Spaß im Wahllokal.

Die obligatorischen Nimmzwei-Bollos, die das Wahlamt immer im roten Koffer für uns mitliefert, waren diesmal ruckzuck alle. Verfüttert an die Begleitkinder und hungrige Wahlberechtigte. Wir selbst haben davon echt wenig diesmal abbekommen... Süß war irgendwie nicht. Und versüßen ließ sich das schon gar nicht, das Wahlergebnis.
Denn schon beim Auszählen der Zweitstimme landeten kolossal viele Stimmzettel auf dem Stapel dieser einer Partei. Dieser einen, die wir nicht wirklich mögen und die wir - so unsere ganz eigene Meinung - auch nicht wirklich brauchen. Nicht hier bei uns inne bronxx und schon gar nicht im Bundestag.


Der diesbezügliche Erststimmenstapel machte das alles nicht besser oder gar wett, im Gegenteil. Auch hier zu hoch, zu viel, zu... Erschrecken immer wieder bei den Auszählern. Unglaublich. Die Wahlbeteiligung war sehr sehr hoch, hatten wir doch nachmittags, nach dem Regen, richtig gut zu tun. Kein Leerlauf, durchweg Andrang und scheinbar auch genug darunter, die jenem besagten Stapel da oben haben anwachsen lassen.


Der Abend war hin. Das spiegelte sich dann irgendwie auch in den sozialen und sonstigen Medien wieder. Wir waren erst um 20:45 Uhr fertig mit allem und dann durfte ich nach Hause und mir verging alles, was mit Wahlberichterstattung zu tun hatte. Die Hoffnung stirbt zuletzt und sie starb dann auch.

Hatte ich doch bis zum Schluss im Wahllokal gehofft, dass unsere hood uns keine Scherereien macht, korrekt bleibt und wir die bisherige politische Geschichte hier unverdrossen weiterleben mögen... Aber, es kam anders. Der Schock sitzt immer noch tief und nur langsam erwacht die Welt und das WRG wieder und wird sich vielleicht dessen bewusst, was das für Konsequenzen haben wird und könnte.
Scheinbar ist auch hier Proteststimmung angesagt. Das macht Angst, weil, das hatten wir alles schon mal und eigentlich sollte das nie wieder kommen... Einige sehen das jedoch anders. Schade, liebe bronxx! Wir waren immer ehrlich hier miteinander und das hat uns bisher ausgemacht...
Lasst es bitte nicht schlimmer werden. Wir müssen besser auf uns aufpassen und der blog kann vielleicht auch einen kleinen Teil dazu beitragen. Hier bei uns in der bronxx...
Also liebe Leute, macht es am 15. einfach mal anders und besser. Déjà vus überlassen wir anderen und treten den Beweis an, das wir auch anders können... 

 

Donnerstag, 28. September 2017

Alles Banane

Falls Ihr Euch schon jemals gefragt haben solltet, wie eigentlich unsere blog-Beiträge entstehen, verrate ich Euch jetzt mal ein Geheimnis. Also, psst, ganz geheim!
Manchmal wissen wir beide es selbst gar nicht so genau. Dann ist meinetwegen schon Dienstag und zack, ich habe noch nichts aufs Papier oder besser auf den Bildschirm gebracht. Dann hilft nur eins: Sohni fragen oder den schwarzen Peter anhauen, ob es in seinem Teil der bronxx was neues gab....

So isses, ihr kennt das.
Und für heute war es wieder so. Ich hatte Glück, Nils hat mir ein Foto geschickt und sofort war die Schtorie da.


Der schwarze Peter hat nämlich neue Nachbarn, gegenüber oder so, is ja auch wurscht eigentlich. Jedenfalls hat er die Fenstern von denen geknipst, denn darin befand sich kurioses. Ihr ahnt es schon...
 

Stellt Euch ganze vier Fenster vor, ja, so in einer Reihe, eben nebenander. Is klar, ne!?
So, und im ersten Fenster, was siehste da? Nix, außer alles voller Kartons. Bis obenhin. Weder Licht kann raus noch rein, noch kann einer reinkommen und rausgucken oder umgekehrt. Und da die besten Pappbehälter immer noch aus der Obstabteilung des Supermarktes kommen, waren es alles, jupp richtig, Bananenkartons. Echt jetzt mal hinter der ganzen Scheibe alles vollgestapelt.


Nun zu Fenster Nummer zwei... Ich mache es kurz: das selbe Bild, das gleich Obst anner Seite druff. Ergo, alles Banane. Also, die Kartons. Ihr merkt schon, die haben mal richtig viel Zeugs inne Bude.

Der aufmerksame Leser fragt sich jetzt natürlich: Fenster drei, dat selbe in gelb? Nee... Na ja, fast nee. Der Blick inne Hütte ist frei, es steht kaum was im Fenster. Außer zwei kleine Plüschtiere, natürlich in gelb, mit Jeanshose an und ner einäugigen Brille am Kopp. Richtig, die Minions. Bekannt aussem Kino im Trickfilm.

So, eine Glasscheibe haben wir noch im Angebot. Was meint ihr, wer da wohl noch drinsaß? Na, dämmert's? Selbe Farbe, selber Stoff, nur anderen Namen... der Rest der Minion-Truppe. Drei weitere von den lustigen Kuschelkumpels.

Jetzt ist alles klar, glasklar, oder? Wo Minions wohnen, müssen auch Bananen sein und zwar reichlich, gell? Die einzig wahre Nahrung, für die die Kerlchen im Film alles stehen und liegen lassen und fast sterben würden. Wahrscheinlich sogar auch im richtigen Leben, was dann hiermit endgültig bewiesen wäre. 

Deshalb: bronxx is bananaaaaa!


Donnerstag, 21. September 2017

Auto-Haus

Jede Straße hat es. Irgendwie schon. Dieses eine Fahrzeug, was seit Wochen, ja Monaten und gefühlt wohl eher Jahren immer an der selben Stelle parkt. Tagein tagaus. Egal, wann Du aus dem Fenster schaust oder Deine Wohnung verlässt, es steht da, wie ein unverrückbarer Fels in der Asphaltlandschaft.
Es bewegt sich nicht einen Millimeter weiter, wirkt fast wie verwachsen mit dem Erdboden. Von außen eingängig farbig, meistens in einem auffälligen Rot oder Mittelblau, fast ausschließlich als Mittelklassemodell, sind die Fensterscheiben oft schon etwas beschlagen. Von innen, versteht sich. Und manchmal - sozusagen im nächsten Fortgeschrittenen-Modus - bilden sich sogar winzig kleine Tröpfchen, die langsam und gemütlich den Weg von oben nach unten an der Scheibe entlang suchen...

Aber was solls, richtig reingucken kann man eh nicht durchs Glas. Denn, im Inneren stapeln sich neben Tüten, Kartons, leer und voll gleichermaßen, unzählige andere Utensilien des täglichen Gebrauchs. Manchmal gar noch sorgsam in Decken und Tücher gehüllt...
Ach, was man da nicht alles entdecken kann: Bücher, Schirme, Toilettendeckel, Lampen, Kleidung, Schuhe, Zeitungspapier, Schallplatten und noch vieles vieles mehr. Gäben denn die dunstigen Scheiben den Blick auf das wahre Ausmaß des Sammelsuriums frei. 

Der Fahrersitz ist erstaunlicherweise kaum eingedeckt mit etwas von dem allen. Dafür haben Bei- und andere Mitfahrer das große Nachsehen. Kein Härchen hat mehr Platz, so akribisch hat man den Hausstand auf dem einen wenigen Quadratmeter untergebracht.
Ja, eigentlich ist nur noch ein Plätzchen für den Besitzer frei und den wird er, sie, es aber auch brauchen, denn ich möchte nicht wissen, wie die Hütte von und bei denen aussieht. Geschweige denn, wie vollgerümpelt die ganze Bleibe so sein mag. Das weiß man ja auch nicht, aber ahnt es denn schon.
 

Oder aber, sie haben keine mehr. Das könnte auch sein und statt des Lebens auf der Straße, hat der Umzug ins werte Gefährt stattgefunden. Und bevor man nix mehr bei sich hat, wird man sein Ganzes mal eben fix untere Blechhaube gebunkert haben. Nun würde sich ja erklären, warum sich das ganze Haushaltsallerlei da auffe Beifahrersitze und im Fußraum überhaupt anstaut und vor sich hin vegetiert. 
Ich sachs ja, dem Messie sein Auto-Haus. Billig im Verbrauch, fast mietfrei, keine lästigen Mitbewohner, unverrückbar auf ewich und fürn Schläfchen inne bronxx Straßen wird es allemal reichen zwischene Socken und de Pappkisten.
Und wenn einer blöde fragt, war man immer am Wochenende zum Flohmarkt und hat das Auto noch nicht ausgeräumt. Gelle?
Tja, nicht ganz dumm, aber eben doch etwas zu blauäugig, denn Schimmel im Schlafzimmer wegen de feuchten Wände braucht ma keiner. Nicht ma hier bei uns inne bronxx! Hier, wo eh jeder weiß. wo Dein Haus parkt...


Donnerstag, 14. September 2017

Woll-Lust

So, vorhin komme ich auffem Rad wieder mal im Feierabend-Verkehr nach Hause gedüst und muss wie immer am Volksbrausebad vorbei. Die alten bronxx-blog-Profis unter Euch erinnern sich vielleicht: da, wo der Stripper am Fenster stand. Jedenfalls da inner Nähe an der Ecke.
Und da ist auch die Ferdinandbrücke. Kurz vor der Brücke stehen ein paar Poller. Ich muss da immer durchheizen. So auch heute. Und, was sehe ich da beim Vorbeifahren? Zwei der Poller waren eingehäkelt. Tatsächlich. Ich bin habe extra das Tempo gedrosselt und mich nochmal umgedreht zu den Wolltürmen da im Asphalt.

Schön im Ringellook standen se da, de einstigen grünen Metallpoller. Jetzt mit Stäbchenmaschen eingehüllt, hübsch bunt, abwechselnd zwei bis vier Reihen rosa, dunkelblau und irgendwie so lila Wolle. Lustig. Flauschig wohlige Verkehrshindernisse im Pippi-Langstunpf-Kostüm. Schon fast aberwitzig und weniger bedrohlich ragen sie dort von der Straße aus hinein in die Welt. 
In Berlin sieht man das einmal öfter als hier, da heißt das dann auch gleich mal richtig schick: urban art. Ausgesprochen wird es in etwa so: örben art. Und bedeuten tut es ganz einfach nur das: städtische Kunst.

Ich finde das irgendwie total niedlich und witzig und erfreue mich gerne an solchem Zeugs. Noch lustiger finde ich es jedoch, darüber mal nachzudenken, wie die Teile dahin gekommen sein könnten. Also, hat der Künstler oder die Künstlerin sich da inne Nacht mit de Häkelnadel und den Wollresten vonne Omma an den Poller gesetzt, Luftmaschen angeschlagen und dann gib ihm? Oder einfach an einem lauen Tag bei Sonnenlicht Maß genommen und dann zuhause die Finger wundgeknöpert und dann wieder zurück und mal eben drübbergezuppelt, in der Hoffnung, das alles passt, wackelt und Luft hat...

Und, wer kommt auf solche Ideen? Und, wer macht sowas überhaupt? Ältere Damen, die vom letzten Enkel-Pullunder noch Reste übrig hatten? Schulkinder, bei denen der Handarbeitsunterricht bleibende Spuren hinterlassen hat? Emanzipierte junge Männer, die Umweltschutzaktivisten-Vereinigungen entstammen und alles irgendwie einwickeln müssen? Frustrierte Frauen, die lieber stricken äh häkeln statt Rad fahren müssen? Wollfachverkäuferinnen auf Werbetour?





Wer weiß... ich war es jedenfalls nicht, obwohl ich Mützen häkeln und Socken stricken kann - jaha! Ganz echt jetzt mal.

Auf jeden Fall haben wir im WRG jetzt auch mal sowas wie in Berlin schon lange in, hipp und tofte und so ist. Ätsch man, wir sind hier eben doch ganz schön cool und in Sachen Kunst ziemlich nah am Puls der Zeit. Klein-Berlin inne bronxx... Also, was wollen wa mehr?!

Donnerstag, 7. September 2017

Märchenhaft

Jeder anständige Kurort oder Stadt hat einen Märchenwald. So mit Bäumen, irgendwo tief im Unterholz. Und mit Buden, wo Figuren in Lebensgröße Hänsel, Gretel und Co nachahmen. Und irgendwie muss man die als Kind auch alle mit seine Eltern abklappern.
Ich fand die meisten als kleine Püppi - ehrlich gesagt - gruselig. Es hat immer geregnet, wenn man diese Waldsensationen angucken musste. Dann hat man da doof hingefunden und in mindestens einer Holzhütte war es dunkel, weil der Förster nicht regelmäßig nach dem Licht geschaut hat. Und, was ganz schlimm war, mir gefielen durchweg die Figuren darin nicht. Diese großen Puppen waren altbacken, schlecht gekleidet und warfen schon in Kindertagen für mich einen ersten Blick auf Horrorfilme. jedoch ohne letztere jemals bis dahin gesehen zu haben. Das war nüscht für mich.

Märchenwald klang in meinen Ohren und in meinem Kopf nach Elfen, Kobolden, Zwergen, Blumenwiesen. Nach grün, rosa, weiß, Moos, Sonnenlicht, hell, nach dem Schnee von Frau Holle und dem Froschkönig. Ja, aber nix da. Alles braun, dunkel, nass, grummelige Gesichter, streng, hölzern und dramatisch tot... Kurz: ein Trauma. Schlechte Kindheit und so... (Muttern, wenn de das jetzt liest, keine Sorgen machen. Du weißt ja, das ist ja nur blog und denn nicht ganz so ernst gemeint. Nur die anderen Leser sollten das glauben...)

"Das Gute kommt zu dem, der warten kann," meint Chefin. Immer. Und was soll ich sagen, sie hat recht. Ich sitze ja schon acht Jahre hier inne bronxx und warte. Und plötzlich ist es soweit. Mein Kindheits-Trauma erfährt endlich Heilung. Der Horrormärchenwald blüht quasi neu auf. Und das ganz ohne Stress und ohne Therapie. Einfach nur so, drei Straßen weiter. Mit ganz viel Kreide und in bunt. Mitten auffem Gehweg. Kein déjà-vu, keine Fata Morgana. Nein echt. In großer Schreibschrift steht da einladend in weiß mit Straßenkreide auf die Platten geschrieben: Willkommen im Märchenland! Dann muss man als Gast dieses Märchenwaldes erstmal durch eine gemaltes großes Eingangstor. Fast so wie in einem Schloss.
Danach wartet ein ca. vier Meter langer Gang auf den Besucher. Allseits umsäumt von lieblichen Kreideblümchen in allen Formen und Farben, zusammen mit Gras, aus dem Asphalt des Gehweges erblühend. Auf dem Wandelweg aus den winzigen Farbpigmenten wird man als Besucher von drei runden Verweilplätzchen überrascht. Der erste ist umsäumt mit akkurat aufgezeichneten Sitzplätzen, im zweiten scheint sich eine Art Brunnen mittig wiederzufinden und das dritte Rund birgt im Zentrum ein extra filligran gemaltes Pflänzchen. 



Aus Kinderhand und Herz entstanden und in mühevoller Kleinarbeit auf den Gehweg gekritzelt... So lieb! In all den schönen leuchtenden Farben, die mir damals so gefehlt haben im dunklen Märchenwald. Ich kann es kaum fassen und möchte auf der Stelle einmal oder am besten gleich mehrmals diese fabelhafte Zauberwelt betreten. Kindheitstraumaheilung par exellence. Und das ist wahrlich kein Märchen! Ich schwöre: Wunder gibt es immer wieder. Immer. Und hier bei uns in der bronxx ganz besonders. Also, nimm Platz am Brunnen und ruhe Dich aus; hier werden Träume wahr, hier bei uns inner bronxx!

Donnerstag, 31. August 2017

Ute lässt ihn nicht

Stell Dir mal vor, ein guter Freund von Dir ist Musiker und er hat einen Auftritt. Sagen wir mal an einem Montagabend. So um 18:30 Uhr im Bürgerpark vor dem großen roten Zelt dort. Auf ner kleinen feinen Extrabühne draußen. Auf dem Rasen, im Grünen und vor lauter kleinen Holztischchen und Stühlchen, nett an der Oker gelegen, bei Bombenwetter.
So, was machste da als richtig gute Freudin? Klar, ne, Du schnappst Dir Dein Kind und fährst da hin nach der Arbeit. Schnell noch untere Brause in Windeseile und dann ab innen Park.

Da angekommen triffste noch viele andere Freunde, die unbedingt dabei sein wollen und nach und nach füllen sich alle Sitzgelegenheiten mit Zuschauern, Getränken und Speisen. Die Bühne ist bestückt mit allem und die restlichen Bandkollegen warten zusammen mit dem Sänger auf den Auftritt. Auf was sonst?
Tja, und auf Ute. Ute? Ja, Ute. Ute steht im großen roten und singt.
Hä? Die auch? Jetzt schon? Eigentlich ja erst nachher in eineinhalb Stunden... Ja, sie singt sich warm für nachher und die Band hier draußen muss warten. Denn, wenn man nicht zusammen singt, bringt das nix. Drinnen singt sie und draußen die anderen. Auch nicht gut.

Okay, wir warten auf Ute, nippen am Getränk, unterhalten uns, sprechen den Musikern Mut zu... Es vergehen die Sekunden und Minuten und sie singt weiter. Der Soundcheck scheint zur Bandprobe zu werden und wir alle müssen uns in Geduld üben. 

Dann, endlich, es wird leise im Zelt... Yes, das Konzert auf der Regio-Bühne kann beginnen!

Aber nee, is nicht. Denn jetzt kommt der nächste Act im großen roten. Bäm oder besser pling: der Klavierstimmer. Und der brauch ma absolute Ruhe, also noch mehr als Ute. Sonst kann der ja nicht hören, ob das was stimmt.
Draußen stimmt inzwischen gar nix mehr: die Laune sinkt, die kleine Bühne wird immer noch nicht belebt und ich höre, wie eine junge Frau jetzt mit den Musikern spricht. Also, sie könnten ja dann immer kurz, wenn der Klimpermann kurz ma ne Pause macht da drinnen, dann könnten ja mal schnell ein Liedchen anstimmen. So lange, bis Mr. Pling wiederum weitermachen muss. So quasi im Wechsel und wie Stopp-Essen beim Kindergeburtstag. Das das nur so im Alter bis maximal zehn Jahre Spaß macht, hatten se vergessen in dem Moment. Und Ute hätte da bestimmt auch keinen Bock zu gehabt...


Noch ein paar Minuten später sagte der Sänger der Band da draußen dann das Komzert ab. Musste er ja, weil er ist älter als zehn und Kindergeburtstag hatte heute keiner. 

Tja, und dann sitzte da, eine Mücke piekt Dich voll fies. Aber das ist egal, die traurigen Augen Deines guten Freundes und seiner Band sind schlimmer. Nix mit gute Laune und Kunst und Kultur vorm roten. Nö, die Motivation rennt nackig zwanzig Meter weiter und geht baden. In der Oker. 
Was bleibt ihr anderes übrig? Sie ist bedient mal eben ganz kräftig. Wie soll se sich auch fühlen bei so ner Wertschätzung? Weißte bescheid: Zelten inne bronxx muss wohl überlegt sein. Nicht alle lässt man hier...
Nächstes Mal machen wir das bei uns auffen Franky, mit ohne Dach und ohne Klavier. Und ihr kommt alle rum! Stümmt's?







Donnerstag, 24. August 2017

Biste Kellner oder Koch, dann melde Dich doch

Seit einigen Monaten gibt es was neues hier im WRG. Ein neues Geschäft. Der Nachfolger vom deutsch-türkischen Kulturzentrum an der Ecke.
Das Kulturzentrum wurde seinerzeit eifrigst frenquentiert, zugegebenermaßen jedoch weniger vom deutschen Bevölkerungsteil. da war - besonders abends - immer Aktion in der Hütte. Besonders in den hinteren Räumen. Und manchmal gab es auch Spontan-Döner-Grillen im Hof. Das ging einige Jahre lang so, bis plötzlich alles geschlossen war. Es wurde geräumt, gemauert, draußen die Fassade freigemeisselt und in altes Firmenschild von Anno Knips trat in Erscheinung. Auch innen war man emsig am Aus- und Umbauen.
Alle waren in freudiger Erwartung auf das, was da kommen sollte... Vielleicht wieder ein Obst- und Gemüsehändler? Oder gar ein weiterer Imbiss? Egal, Hauptsache was schönes.

Tja, irgendwie hat das alles nicht so hingehauen. Denn man sah schon von Außen schnell, das wird wat mit Büro. Da bleibt dann ja quasi nur eine ganze Möglichkeit über. Jeder ahnt es... Richtig: Versicherungen. Wir hatten hier mal zwei, die eine Agentur ist nun weg und den anderen, den kennt ihr ja schon... Der mit dem Essen bei Mutti und so.

Ich mach es mal kurz. Es wurde kein Versicherungsbüro. Dreimal könntet ihr jetzt raten und trotzdem würdet ihr eh nicht drauf kommen. Zeitarbeit wäre die richtige Antwort gewesen. Unglaublich, aber wahr... Ein Vermittlungsbüro für Personal im Gastro-Bereich. Also jetzt nicht Gastroenterologie sonder die mit Nomie am Ende. Sprich: de Kellner und de Köche, der Herr Ober und die Kaltmamsell auffe Rollschuhe.
Sicher war ich nicht die einzige und auch nicht die einzigste, die sich aber mal so richtig gehend gefragt hat, was zum Teufel das soll. Also, so WTF-mäßig: Hä? Die hier? Wer geht da hin? Was wollen die hier?
Früher waren die direkt in der City. Gleich bei meiner Hausbank umme Ecke. 1b-Lage mit muss. Heute inne bronxx 12z-Lage. Tippe ich mal. Und der Oberkracher, da ist nie - in Worten "NIE" - einer drin. Ganz gleich, wann ich da vorbeigehe, fahre, schleiche oder wanke, da bewegt sich nix. Ich schwör!
Also, wat soll das? Firmenwagen parkt immer brav bei uns inner Sch-straße, aber keine Menschenseele jemals in diesem ziemlich großen Büro.

Und jetzt? Ich weiß es doch auch nicht! Echt ma. Vielleicht mag sich da mal einer von Euch bewerben, halt so pro forma oder wie das heißt, wenn es nicht so richtig echt ist... Dann wissen wir ja bescheid, nech? Traut Euch, ruhig. Es winkt ein Exklusiv-Blogbeitrag darüber.
In meiner Phantasie stelle ich mir vor, dass die Betreiber da immer selbst hinrennen zu ihren Auftraggebern. Im Büro wird sich  umgezogen, je nach Berufsgruppe. So à la Supergrobi inne Telefonzelle und dann ab die Post zum nächsten Einsatz inne Kantinen, Kneipen und Kombüsen dieser Welt. Und das alles mit ner Fake-Zentrale im WRG.
Ich sach ma "Prost Mahlzeit" und Herr Ober, wo stehen die Klaviere?!
Cheers ausser bronxx und ein Bier mit mir für einen mutigen Bewerber. Topf, die Wette gildet...


Donnerstag, 17. August 2017

Kurz und gut

Ich war ja beim Frisör, nech... Jaha, nach ganzen sieben Jahren züchten und hegen der Matte war nun am Montag der letzten Woche Ende im Gelände. Schluss im Bus und die Schere musste ran.
Und diesmal ist die bronxx komplett unschuldig. War nämlich keiner von hier. Nee, war mehr so in der City.
Schnipp schnapp und ab waren se. Es ging nicht mehr. Die Pracht, die keine mehr war, hatte gelitten und saß hinten und vorne nicht mehr. Sieben Jahre lang war se mir treu gewachsen und stand mir in allen Lebenslagen zur Seite, zu Berge oder hing mir als Zopf am Kopf herum.


Nach dem Kahlschlag gab es erstmal ein Restebild in den sozialen Medien und später dann noch ein bis zwei vom neuen Schopf. Im WRG fielen die irritierten Blicke nur ganz selten bis gar nicht auf. Eher ein überraschtes Lächeln, ein zweiter Blick und überwiegend erfreute Anerkennung. Meine hood steht eben hinter mir, egal was ist. Bravo! Danke!

Auch der schwarze Peter war völlig begeistert, als er mich am Tag nach d e m  Tag zum Abendessen traf:"Wow, fresh." Ich musste mich ja mal vorstellen bei ihm, damit er in Zukunft echneller mit dem Zeichnen bei mir durch ist...Und ein blog-Abendessen war eh lange fällig. Schnell mal in seiner Küche was Warmes zum Essen rocken und dann nebenbei das neueste vom neuesten abkaspern.



Ein paar wenige Kandidaten waren enttäuscht und sogar richtig traurig über meinen Frisörin-Besuch. In der Nachrichtenfunktion des Gesichtsbuches gab es reichlich Texte dazu zu lesen. "Die schönen langen Haare..." Das stand da überwiegend drin und auch was von "so gerne mal durchwühlen". Okay...
Erstens: hätte, hätte, Fahrradkette. Das gilt hier inne bronxx noch mehr als irgendwo anders auf der Welt!
Zweitens: werde ich bitte erstmal gefragt, ob ich mir von X und Y die Haare durchwühlen lassen möchte?  Echt jetzt ma. Außerdem geht das ja trotzdem noch, denn es sind ja noch welche dran. Ist noch was da und es wächst ja auch wieder...



Also, ich kürze das Ganze jetzt hier mal ab - auch ohne Effilierschere -. Alles bleibt anders, wie immer. Und das ist auch gut so. Kurz und gut! Ebend! Und bronxx bleibt bronxx! Sowieso!
Bis zum nächsten Beitrag und immer fein die Haare schön haben...

Donnerstag, 10. August 2017

Ohohoho, wann kommst Du?

Es war morgens. Mitte Juli. Ich hatte schon Urlaub und wollte morgens irgendwo hinfahren. Wie üblich holte ich dazu mein Rad aus dem Keller und lehnte es - bis ich alle Türen wieder abgechlossen hatte - an unsere Hauswand. Dabei fiel mir eine kleine handgschriebene Botschaft neben einem Klingelschild auf. Neugierig wie ich bin, verschlang ich die blaue Schreibschrift auf Kästchenpapier. Partiell waren einige Worte mit einem pinkfarbenen Textmarker hervorgehoben.

Okay, meine Nachbarn erwarteten an dem Tag den Mann von einem großen deutschen Telefonanbieter. Magenta und so, ihr wisst schon.

Auf dem Zettelchen hatte er mehrere Optionen bekommen, sich bei Erscheinen zu melden. Nachbar A wurde dort genannt als anwesend bis ca. zehn Uhr und Nachbar B übernahm dann ab zehn Uhr den symbolischen Hörer-Staffelstab. Fein säuberlich leserlich und gut erklärt - für eventuelle Deppen - stand es dort geschrieben. Am coolsten fand ich den Schlusssatz:"Falls bei Nachbar B keiner aufmacht, bitte Sturmklingeln."
Es war also für alle gesorgt. Und als ich mittags nach Hause kam, war der Klebezettel an der Haustür auch weg. Ich beneidete insgeheim die Nachbarn. Hatten sie doch ausgerechnet mal Glück mit derart Technikern und waren ganz zackig verarztet worden.

Tja, wir wären ja nicht die bronxx, wenn hier nicht wiederum alles anders kommt als man so denkt. Und magenta bleibt eben auch nur magenta.
Rot mit pink, hin oder her.... Bereits am nächsten Morgen prangte ein neuer Zettel unten am Eingang. Gleiche Schrift, aber neue Zuständigkeitenverteilung unter unseren Mitbewohnern. Hübsch übersichtlich aufgezählt und angemarkert.

Auch am Tag 3 der Telekommunikations-Challenge wurde wieder eine Kästchenpapiernotiz mit Schnitzeljagdaufgaben für unseren unsichtbaren Technikerfreund geklebt.

Inzwischen ist die Nachbarin bei Tag 19 angekommen. Botschaften gibt es nur noch an ausgewählten Tagen. Immer noch in blau, jedoch ohne pinke Leuchtefarbe. Magenta ist aus. Wahrscheinlich. Nee, ganz sicher eigentlich. 

Unglaublich, was der Mann der Telefonfirma sich da gönnt... T wie Tarnkappe oder Tata Morgana...
Aber, was willste machen? Und sicher werden solche Spielchen nicht nur hier inner bronxx gespielt, sondern alle anderen Braunschweiger können davon auch ein Warteschleifenliedchen trällern.

Ich bin gespannt, wie es weitergeht beim Warten auf das dicke T. Und, wann ich dann mal dran bin mit Klingeldienst und da unten auf dem Zettel meinen Namen wiederfinde...

Donnerstag, 3. August 2017

Baumwollpflücker

Ich sitze wieder mal an einem neuen blog-Beitrag und mein Sohn eben noch so:"Mama, ich würde es anders nennen, das könnte Ärger geben und so.."

Und ich, wie ich eben bin, lasse es trotzdem bei dem Titel. Der kam mir bei dem Anblick zuerst in den Kopf und dann ist das auch gut so. Punkt.
Jeden Donnerstag erscheint ja bekanntlich hier auf dieser Seite eine neue Geschichte und manchmal ist der Inhalt lange nicht klar. Dann genügt ein aufmerksamer Ritt durch meine bronxx und zack haste im Nu fünf Stück in petto.
Der Anblick der nun folgenden Szenerie ist eine davon:

Es ist der mittlere Teil der Sch-Strasse. Wie schon den gesamten Asphaltweg entlang, säumen so etwa vier bis fünf Meter hohe Bäume die Bürgersteige. Im Frühling dunkelrosa blühend, bleibt für den Sommer noch das satte Grün übrig. Manche hinken im Wuchs ein wenig hinterher, aber irgendwie haben es alle Bäumchen geschafft, zu wachsen. Dieser hier ist ein besonders hóhes und schön gerade gewachsenes Exemplar. Jupp. Doch, was tummelt sich da auf seiner Krone und zweifach zwischen den Ästen?
Ich lenke meine Aufmersamkeit weg vom Radlenker, um das denkwürdig behangene Gewächs näher zu inspizieren: Eine Jeanshose, ein blau-weiß gestreiftes T-shirt (mit Polokragen!) und eine Shorts (Farbe habe ich vergessen).

Mein lieber Scholli! Eine für den Sommer durchaus akzeptable Ganzkörperausstattung. Nur die Schuhe fehlten. Und meine Augen sind okay, weil Polokragen auch gut erkannt. Wobei, geschmacklich nicht so der Kracher, finde ich! Eins ist aber sicher: Klamottem eines Typen.

Mein Kopfkino ist schon wieder angekurbelt und ich muss lauthals lachen. Eine Ahnung, was jetzt kommt? Mein Sohn hatte die auf jeden Fall. Und schon gleich beim ersten Anlauf...
"Tja, Mama, da ist sie wohl zickig geworden und hat vor lauter Wut seine Klamotten aus dem Fester gedonnert."
Ganz mein Junge... Bei der Mama, kein Wunder.
Klingt logisch, vor allem hier im WRG. Einzig logisch.

Stunden später war der Baum allerdings fein säuberlich aufgeräumt. Ich wäre gerne dabeigewesen. Sowohl als auch versteht sich. Das wäre sicher sehr sehr amüsant gewesen...
Nun musste der Baumwollpflücker ganz allein und ohne meine Observation tätig werden. Ernten in etwa vier Meter Höhe.
Wäre auch nix für mich.
Und der Typ auch nicht... mit diesem Polokragen...

Tja, hier verkommt keiner, hier bei uns inne bronxx!
Und was mir gerade noch beim erneuten Lesen so einfällt: Was um alles in der Welt hatte der Pflücker bloß an beim Abernten?
Jetzt kommt mir aber nicht mit Schuhe und Strümpfe...