Donnerstag, 7. September 2017

Märchenhaft

Jeder anständige Kurort oder Stadt hat einen Märchenwald. So mit Bäumen, irgendwo tief im Unterholz. Und mit Buden, wo Figuren in Lebensgröße Hänsel, Gretel und Co nachahmen. Und irgendwie muss man die als Kind auch alle mit seine Eltern abklappern.
Ich fand die meisten als kleine Püppi - ehrlich gesagt - gruselig. Es hat immer geregnet, wenn man diese Waldsensationen angucken musste. Dann hat man da doof hingefunden und in mindestens einer Holzhütte war es dunkel, weil der Förster nicht regelmäßig nach dem Licht geschaut hat. Und, was ganz schlimm war, mir gefielen durchweg die Figuren darin nicht. Diese großen Puppen waren altbacken, schlecht gekleidet und warfen schon in Kindertagen für mich einen ersten Blick auf Horrorfilme. jedoch ohne letztere jemals bis dahin gesehen zu haben. Das war nüscht für mich.

Märchenwald klang in meinen Ohren und in meinem Kopf nach Elfen, Kobolden, Zwergen, Blumenwiesen. Nach grün, rosa, weiß, Moos, Sonnenlicht, hell, nach dem Schnee von Frau Holle und dem Froschkönig. Ja, aber nix da. Alles braun, dunkel, nass, grummelige Gesichter, streng, hölzern und dramatisch tot... Kurz: ein Trauma. Schlechte Kindheit und so... (Muttern, wenn de das jetzt liest, keine Sorgen machen. Du weißt ja, das ist ja nur blog und denn nicht ganz so ernst gemeint. Nur die anderen Leser sollten das glauben...)

"Das Gute kommt zu dem, der warten kann," meint Chefin. Immer. Und was soll ich sagen, sie hat recht. Ich sitze ja schon acht Jahre hier inne bronxx und warte. Und plötzlich ist es soweit. Mein Kindheits-Trauma erfährt endlich Heilung. Der Horrormärchenwald blüht quasi neu auf. Und das ganz ohne Stress und ohne Therapie. Einfach nur so, drei Straßen weiter. Mit ganz viel Kreide und in bunt. Mitten auffem Gehweg. Kein déjà-vu, keine Fata Morgana. Nein echt. In großer Schreibschrift steht da einladend in weiß mit Straßenkreide auf die Platten geschrieben: Willkommen im Märchenland! Dann muss man als Gast dieses Märchenwaldes erstmal durch eine gemaltes großes Eingangstor. Fast so wie in einem Schloss.
Danach wartet ein ca. vier Meter langer Gang auf den Besucher. Allseits umsäumt von lieblichen Kreideblümchen in allen Formen und Farben, zusammen mit Gras, aus dem Asphalt des Gehweges erblühend. Auf dem Wandelweg aus den winzigen Farbpigmenten wird man als Besucher von drei runden Verweilplätzchen überrascht. Der erste ist umsäumt mit akkurat aufgezeichneten Sitzplätzen, im zweiten scheint sich eine Art Brunnen mittig wiederzufinden und das dritte Rund birgt im Zentrum ein extra filligran gemaltes Pflänzchen. 



Aus Kinderhand und Herz entstanden und in mühevoller Kleinarbeit auf den Gehweg gekritzelt... So lieb! In all den schönen leuchtenden Farben, die mir damals so gefehlt haben im dunklen Märchenwald. Ich kann es kaum fassen und möchte auf der Stelle einmal oder am besten gleich mehrmals diese fabelhafte Zauberwelt betreten. Kindheitstraumaheilung par exellence. Und das ist wahrlich kein Märchen! Ich schwöre: Wunder gibt es immer wieder. Immer. Und hier bei uns in der bronxx ganz besonders. Also, nimm Platz am Brunnen und ruhe Dich aus; hier werden Träume wahr, hier bei uns inner bronxx!