Donnerstag, 29. September 2016

Ein Herz für Tiere

Es gab in den siebzigern mal so'n Aufkleber. Der versprach ähnliches wie unser Titel. Damals ging es um Kinder und eine Spendenaktion.
Bei uns geht es heute um Tiere. Und Spenden kommen auch drin vor.

Dieser Beitrag wurde uns übrigens per Email eingesandt. Von Frau I. aus der Parallelstraße. Wir lernten uns im Wahllokal kennen und sie war sofort hin und weg und versprach, sich mit blog-Stoff zu melden. Das tat sie dann vor ein paar Tagen auch sehr ausführlich. Es gab lecker vorbereitete Häppchen...

Ganz wie sie es schon aus ihrer Straße kennt. Noch besser, vor ihrer Garage. Da liegen auch immer leckere Sachen. Denn, die Tierliebe der Bewohner aus dem Nachbarhaus scheint grenzenlos zu sein. Wird doch unentwegt fleißig von den menschlichen für die tierischen Bewohner des WRGs gesorgt: Brotscheiben im Zehnerpack, Hähnchenschenkel, Obst und auch schon mal Salami. Man will sich nun wirklich nicht lumpen lassen. Schwört auf gutbürgerliche Mischkost statt auf veggie oder gar vegan!

Keiner soll hungern und frieren hier in der bronxx. Auch nicht die kleinen Tierchen...
Und sogar die Fütterungsmethoden nehmen die besorgten Nachbar von Frau I. mal so janz sporchtlich: Zack, das Fenster auf und raus mit dem Zeug. Hähnchenschenkelweitwurf. Nur fix die Nachbargarage überrunden... Wird schon.
Und die Fressalien, die es nicht über das Dach schaffen, werden eben obendrauf vernascht. Wozu haben Vögel Flügel? Oder was?
Die Schleuderexperten unter den Tierfreunden treffen selbstverständlich den Platz  v o r  der Garage. Die kleinen Ratten, Mäuschen und Igel kraxeln ja nicht bis oben hin.
Das wird nichts. Und für die Meisen und anderen Piepmätze bleibt doch reichlich auf dem Dach liegen.


Obwohl, ich frage mich die ganze Zeit, ob die Vögelchen überhaupt auf Salamis und Hähnchenschenkel stehen? Komisch wäre das ja schon, oder?! Aber, das Herz für Tiere wird schon aus Liebe das rechte werfen, nicht wahr?! Und bei Sachspenden soll man sich eben auch nicht so anstellen: dem berühmten geschenkten Barsch, dem man bekanntlich nicht sonstwohin guckt...

Frau I. hat es gut, sie ist erlöst vom Tierpfleger-Dasein. Sie muss nur hübsch aufpassen, dass sie nicht stolpert. Morgens auf dem Weg zur Garage - um das Rad rauszuholen.
Stolpert über die Ratten oder gar ausrutscht auf den mühsam hinplatzierten Gaben der Nachbarn.
Echte Tierliebe gibt es eben nicht überall. Hier in der bronxx aber immer. Guten Appetit und denkt auch mal wieder mehr an die Tiere unter uns!





Donnerstag, 22. September 2016

Karma macht das Frühstück gut

Hm, wie fang ich jetzt mal dieses Thema an, ohne mir böses Karma aufzuladen?
Mal sehen... Ich probiere es einfach jetzt auf die Tour: Neulich am Sonntag waren ja Wahlen und ich war Wahlhelfer. Das war genau DIE Chance, bronxx-relevante Infos abzugreifen, mal wieder mittendrin zu hocken, möglicherweise allen Protagonisten unserer stories zu begegnen und genug Zutaten für neue einzusammeln. Ganz nebenbei für umme.
Natürlich konnte ich meine Klappe nicht halten und habe dem einen und der anderen Mitkollegin dort auch vom blog erzählt. Is klar, ne?! Das war gold wert, ehrlich, denn der Herr neben mir spielt inner bronxx eine nicht unentscheidende Rolle und hatte fett viele Neuigkeiten für mich. Herrlich!  - Ihn stelle ich an anderer Stelle näher vor, das habe ich ihm versprochen! -

Der erste Kracher war, dass die rote Feuerhexe die Mutter von der Rückwärtsgeherin ist... Ach Du meine Güte, wer hätte das gedacht?!?!
Dann kommentierte er einige Besucherinnen und Besucher in seiner göttlich trockenen altersbedingten Abgeklärheit mit: " Das'n Tipitaner." Ich grinste mir eins und nickte. Eine Ahnung, was das bedeuten sollte, hatte ich nicht, aber ich fand es witzig. So verging der Nachmittag und es kamen viele Menschen zu uns ins Wahllokal... Unter ihnen auch eben Tipitaner. Nach dem 4. fragte ich nach.
Und er so - wie immer verschmitzt lieb aus seinem Gesicht lächelnd - : " Na, ja, die wohnen in der Nähe vom Buddhistischen Zentrum und machen da auch alle mit."

Ich sagte es ja, der Mann ist einfach klasse. Er wohnt mit seiner Frau nebenan und ist quasi fast live dabei, wenn die Tibet"aner" sich im Buddha-Häuschen versammeln, und/oder meditieren.
Das Zentrum gibt es schon lange dort. Ich habe mich in meinen Braunschweiger Anfängen da mal probiert in der Mediation und dem Charisma des Lama konnte auch ich mich nicht erwehren.... Jedoch ich war so dauerhaft einfach nicht der Typ dafür.
Also müssen sich da alle ohne mich treffen und das tun sie auch fleißig. Wann immer man dort vorbeifährt, wird am Haus gebaut, es finden viele viele Feste statt und jede Woche haben Interessierte die Möglichkeit, vorbeizugucken und mitzumachen.

Und immer, wenn ich jetzt dort jemanden rein- oder rausgehen sehe, habe ich seine Stimme im Ohr: wieder'n Tipitaner... Dann muss ich lächeln. Jeder hat seinen Platz hier inne bronxx.
(Ich hoffe ja jetzt inständig, ich bekomme für diesen Beitrag keins von meinem Karma auffe Fresse...)


Donnerstag, 15. September 2016

Wann sind wa daha?

Boah ey, zwischendurch dachten wir, wir kommen nie an. Also, in der dreiundfünfzigsten Woche.

Ich habe den Schwarzen Peter bestimmt seit zwei bis drei Wochen gelöchert und gefragt, ob wir jetzt endlich da sind. Und ob wir das Jahr nun voll haben.
Und er immer so:"Nee, das ist noch nicht so weit."
 

Aber jetzt! Tadatataaaaa! EIN JAHR bronxxblog!
Ganz am Anfang hätte das ja niemand gedacht, dass wir überhaupt so weit kommen. Ich erinnere an dieser Stelle an meinen skeptischen Kritzel-Mitblogger, den ich ein wenig überreden musste zu unserem Projekt.
 

Plötzlich ist ein ganzes Jahr rum, jede Menge passiert und in Geschichten gepackt und täglich lauert etwas neues darauf, erlebt und niedergeschrieben zu werden. Dazu gab und gibt es jedes Mal ein feines Bildchen. the_climbing_rose liefert die story und Nils erstellt dann die Zeichnung dazu. So auch heute... Wobei ich ganz klar auf diese spezielle Deko bestanden habe. Die bronxxer Backmischung eben. Paar Eier ran, büschen Alk und ab über die Ghettotonne damit und abbacken. Cheers!


 
Und, feiern wir? Klar, erstmal hier janz stickum schriftlich und zu unserer ersten Ausstellung im November im WerkSchauraum so richtig. Da sind wir dann nämlich vom 12. - 25. Mit Bildern und einer Lesung. Hautnah, life, zum Zuhören und Anfassen. Und es wird dabei auch eine Verlosung geben.

Das ist unser Dankeschön an Euch! Weil, ihr uns so treu begleitet, heimlich und unheimlich mitlest, so langsam wisst, wer wir sind, uns inzwischen auch schon Geschichten liefert und uns liked.

Wir feiern das und danken Euch dafür! Es macht uns einen Riesenspaß und wir lieben unser Gebiet.
Denn, das WRG ist voll der größte Stadtteil Braunschweigs. Mit über vierunddreißigtausend Einwohnern. Alta, das ist der Hammer. Und gut für uns, denn da haben wir reichlich Stoff. Für viele stories. Von hier und von uns aus der bronxx!

Donnerstag, 8. September 2016

Bombastisch




Nachdem ich mich gerade mit einem Salat gestärkt habe, will ich mal gleich mit der neuen story loslegen. Nils hat schon gedrängelt heute... Bisher war es immer umgekehrt, ich hatte die Geschichte fertig und habe dann Nils ewig angestupst, dass er nun aber auch ma zeichnen kann... Tja, so ändern sich die Zeiten.

Die Geschichte von heute ist noch ganz warm und ich bin immer noch etwas unter Schock.
Der heutige Montag begann - wie fast immer - mit meinem Schleichwege-Ritt Richtung Job. Bis auf die üblichen Blinkerignoranten und Vorfahrt-im-Kreisel-Klauer ohne nennenswerte Zwischenfälle. Im Büro aufgeschlagen, hatte der Kollege gleich zwei Infos für mich. Die wichtigste lautete, dass mein Sohn angerufen habe.

Was??? Der sollte doch in der Schule sein! Oh oh, das heißt nix gutes. Das Mutterbeschützertier in mir war sofort auf go: Kind krank. Oder Schule geschwänzt. Oder Unterrichtsausfall. Oder was auch immer?
Aber erstmal Lage checken:"Klang er nervös oder irgendwie verzweifelt am Telefon?" "Nö, ganz normal", so mein Kollege.
Puh, Glück gehabt, kann ja so schlimm dann nicht sein.

Aber, vorsichtshalber lieber doch ´mal nachfragen und zurückrufen. Ich schnappe mir also mein Handy und lasse es die Nummer meines Sohnes wählen.
"Ja?!" klingt es relativ fröhlich aus dem Apparat. Boah, mein Kleiner, na ja eigentlich Großer, lebt! Yeah!


Dann erzählt er mir recht nüchtern, was in der letzten Stunden an seinem Gymnasium passiert ist. Die kommissarische Studienleiterin hatte entschieden, das ganze Gebäude zu räumen, nachdem die Schule eine Terrorwarnung per Email erreicht hatte. Erst gab einen Alarm. Dann alle Mann schnellstens nach draußen. Zwanzig Minuten lang warten und dann sollte jeder zügig nach Hause gehen.
Ich bin ja heilfroh, das in diesen Fällen tolle Freunde eine offene Tür für Mitschüler haben und sich alle so klasse organisieren. An dieser Stelle meinen herzlichsten Dank dafür!


Krass, was Dir als Mutter in solchen Momenten durch den Kopf geht. Echt Hölle! Ich habe mich erstmal selbst gesammelt und ihn dann nach gut zehn Minuten erneut angerufen. Erst da war mir so richtig bewusst, was da soeben alles passiert bzw. glücklicherweise nicht passiert war.

Irgendwann mittags gab es dann wohl Entwarnung. Ein fake, so die Presse. Ich bin froh! Denn ich weiß nicht, was, wenn, wie, wo wirklich... und so... Ihr wisst schon.

In diesen Zeiten werden wir wohl einmal öfter damit leben müssen, dass die Dinge, die schwierig und brenzlig sind, näher rücken und zur Tagesordnung gehören. Bisher nur bekannt aus Funk und Fernsehen, plötzlich mitten bei Dir im WRG, quasi in Deinem Wohnzimmer. Mitten in der bronxx... 

Das fühlt sich nicht gut an, so gar nicht. Und es stellt so einiges andere, was hier täglich im Kleinen passiert ganz einfach mal eben so in den Schatten. Das wird dann nichtig und klein und ein bisschen egaler...
Viel wichtiger ist, das nichts passiert ist heute! Das ist das wichtigste. Das es uns gutgeht. So richtig gut eben und ich sag nie wieder bombich... Versprochen!
Bleibt sicher und liebe Grüße von uns hier. Aus der bronxx!

Donnerstag, 1. September 2016

Nacktarsch

Also, gleich vorweg für alle Aufreger, besorgten Eltern, die Mäusepolizei und die Moralapostel: gönnt Euch eine Suche im Internet nach dem Begriff "Nacktarsch". Und siehe da, es ist eben nicht nur, was ihr denkt, sondern auch ein Spezialwort für ein sogenanntes Weinbaugebiet an der Mosel. So, basta.
Es gibt nämlich sogar Weinflaschen mit dem Begriff auf dem Etikett. Das lief mir in meiner Jugend vor die Optik. Beim Taschengeldaufbessern bei der Inventur im Supermarkt meiner Heimatstadt.(Muttern, die hier immer - ja immer - fleißig mitliest, wird sich erinnern... Aber das nur mal so am Rande.)


Nacktarsch kannste demnach in Kröv genießen. In der bronxx wird das schwierig. Zum einen: Wein ist viel zu luschig, die Jungs und Mädels hier brauchen was richtiges. Zum anderen: unser local-hero-Supermarkt hat wohl Moselwasser am Start, aber nicht explizit jenes.
Nacktarsch geht in der bronxx anders. Ganz sozusagen.

Es war letzte Woche Mittwoch als ich von einer vierstündigen und dennoch schön kurzweiligen Kulturveranstaltung mit meinem Rad ins WRG zurückfand. Der laue Sommerabend war in das Dunkel der Nacht übergegangen. Zu meiner rechten saßen noch einige Gäste im Gambit. Zu meiner linken auf dem Franky saß eine korpulente männliche Figur mit dem Rücken zu mir. Frisurentechnisch wirkte er so, als hätte man ihn vom letzten Heiligen Abend vergessen. Vergessen auf einem der bunten quadratischen Betonhocker. Auf einem solchen saß eben dieser merkwürdig anmutende Mann und schaukelte gar seltsam hin und her.

Jede(r)andere hätte die Szenerie wahrscheinlich im Augenwinkel gelassen und wäre locker weiter geradelte. Inzwischen kennt ihr ja Eure bronxx-Dramaqueen wiederum gut genug... Ich verlangsamte also mein Tempo. Meine Augen sind im Dunkeln und wohl auch so (ich will aber keine Brille!) nicht mehr die besten. Ich musste ganz genau hinsehen.
Neben dem Wesen stand ein ca. einen Meter hoch bepacktes Fahrrad. Müllsacke, Tüten und allerlei anderes Zeugs stapelten sich - ordentlich getaped - auf dem Drahtesel und sogar ein irgendwie angebundener Stuhl hatte an dem Gefährt noch Platz gefunden. Ein mobiler Scout, ein Mann der sein Obdach los war und alles verbliebene mit sich führte.
Puh, das ist schon heftig und in mir machen sich bei dem Anblick traurige Gefühle im Herzen breit...

Er saß immer noch schwankend auf dem bunten Quadrat. Wahrscheinlich machte er eine Pause bevor er weiterziehen wollte.
Meine Augen hatten sich jetzt an die Dunkelheit gewöhnt (juchuh, ich brauch doch keine Brille!). Und mir wurde soeben- quasi schlagartig - das gesamte Ausmaß der Situation klar. Ich sah zwei- bis dreimal hin und wünschte mir dann doch ne Brille. Denn: Hilfe, ich wollte das nicht sehen, wollte das lieber nicht gesehen haben...

Er saß da mit heruntergelassener Hose, schunkelnd auf dem Farbhocker. Seine Oberschenkel wurden umspielt von den Hosenbeinen und ein Gürtel ragte seitlich in die Luft.
Oh my god... Was tat er da? Ich überlegte kurz, näher ranzufahren. Ich bin eigentlich weitsichtig, so der Optiker vor einem Jahr (ja, ich habe es echt mal testen lassen), aber jetzt sah ich aus der Entfernung eher halbschlecht. Ich war froh. Ehrlich. Und ich entschied, wohlweislich, die schmale, unsichtbare Grenze zwischen Ekel und Faszination n i c h t zu übertreten. Die Regisseurin meines Kopfkinos wollte keine Totale. Das Drehbuch schrieb mir an dieser Stelle vor, ganz schnell den Weg nach Hause anzutreten. 







































Der Popo blieb in meinem Kopf. Ziemlich lange. Bis heute irgendwie. Dabei hatte ich an dem Abend doch nur ein Bier getrunken. Und das kam aus Braunschweig und ebensowenig aus Kröv wie der blanke Hintern. Der kam aus der bronxx. Hier von uns her. Ein bronxxer Nacktarsch. Sozusagen...
Ach, und den Optiker klemm ich mir jetzt erst recht, oder?!