Donnerstag, 30. Juni 2016

Töne - Stein - Scherben

Ja, die gute alte Rio Reiser Band ist diesmal Namensgeber für unseren Beitrag.
Und klar wissen wir, dass die im Original noch ein ganz klein wenig anders hieß...
Das ist ja schon alles mit Absicht etwas verändert... Nicht auszudenken, wenn es anders und ganz in echt wäre. Wir wären sicher geliefert...

Die heutige Geschichte liegt etwa zwei Jahre zurück. In etwa. Ich habe mir nicht alles akribisch im Kalender angezeichnet, was hier so passiert ist in der bronxx.
Zweitausendvierzehn war ich noch in einem Schichtdienstberuf tätig, daran erinnere ich mich ganz genau. Und ich hatte die Woche Frühschicht. Früh ins Bett und noch früher wieder raus. Also kurz nachdem die bronxx sich schlafen legt.

An diesem Morgen war ich noch eher wach als sonst. Irgendwas um vier Uhr war es. Es war schon hell, das Vogelgezwitscher weckte mich. Und eine Frauenstimme.
Sie rief immerzu einen Namen. Dazwischen ließ sie ihrer Wut lautstark freien Lauf. Schimpfworte. Frisch serviert à la card aus der bronxx. Mit Beilagen.
Na, ihr wisst schon, diese ganzen bösen Wörter, für die man als Kind im Kindergarten zehn Minuten im Waschraum bleiben muss. Die hatte sie alle wieder rausgeholt. Denn die Waschraumtage waren längs vorbei für sie. Die Pubertät allerdings auch. Das konnte ich hören. Sie keifte im Stile einer gehörnten Gattin, die die Verliebtheitsphase nach den Hochzeitsglocken lange überbrückt hatte. Mit was auch immer. Wut wahrscheinlich. Und die musste jetzt raus. Genau morgens um vier Uhr fünfzehn. Nun gut, denn mach. Ich ging erstmal in Ruhe auf den Pott.
War allerdings von der Seite des Hauses noch näher am Geschehen dran.



Dann krachte und klirrte es da draußen nebenan unten links ein paar Mal hintereinander gewaltig. Ich fuhr zusammen in meiner Küche, wo mein Morgencafé mich gleich erwarten würde. Boah, was um Himmels Willen war das? Zertrümmerte da jemand Autoscheiben mit einem Hammer? Was passierte da unten?
Nach kurzem Herzstillstand und Gesichtslähmung sortierte ich mich, warf mir ein Jäckchen über, zog den Schlüssel und rannte in den Hausflur. Fenster aufreißen und gucken, was da los ist.



Schräg links unten hatte es sich der kleine olivhäutige Nachbar mitsamt Kissen an seinem geöffneten Fenster gemütlich gemacht. Feixend und mit Kippe im Mund beobachtete er genüsslich die Szenerie.  Die gute Frau, also die wütende Dame von eben, keifte und schimpfte übelst weiter. Sie zog wiederum abermals alle Register des bronxx-slangs. Ihre Aggression hatte sich um ein vielfaches potenziert. Denn, der letzte Stein, den sie da in das Fenster des Gatten - oder was auch immer  - geworfen hatte, war auf der Fensterbank liegengeblieben. Munition war also verschossen.
Ich war ja irgendwie froh. Das waren ganz schöne Brocken, die da lagen...

Kollege oliv zog grinsend an seiner Zigarette. War besser als Fernsehen und Weiber muss man in so'nem Stadium einfach mal machen lassen. In Ruhe. Und genau so dann auch beobachten.  Er hatte die Lage im Griff.
Die Steinschleuder zog nun motzend von dannen, begleitet von beschwichtigenden Wortfetzen ihres Mannes, der - sich schützend - weder aus dem Fenster noch aus dem Haus gewagt hatte.

Dann war Ruhe und mein Milchkaffee war auch fertig. Und ich auch. Oh what a day... Als ich später zur Arbeit losmusste, lagen da die Scherben in der Fensterbank.
Und, wenn sie nicht gestorben sind, liegen sie da noch immer.
Schwund musste mit einplanen. Woanders und ebenso hier in der bronxx. Und zum Glück bin ich aus dem Schichtdienst raus...

Donnerstag, 23. Juni 2016

Tanz Deine bronxx

Am letzten Wochenende bin ich auch mal spät nach Hause gekommen. D.h. so spät war es eigentlich noch gar nicht.
Ehrlich gesagt habe ich dann immer ein wenig Angst, mein Rad noch in den Keller zu bringen. Denn dabei steht die Haustür lange auf und ich habe das alles nicht im Blick... Und dazu noch mein Kopfkino und Drama-Denken, ihr wisst ja...

Umso mehr froh war ich, als ich in meiner hood um die Ecke bog und schon von Weitem meinen Nachbarn rauchend vor dem Haus stehen sah. Yeah! Ein Aufpasser!
Ich war gerettet.

Er begrüßte mich freudig und wir kamen sofort ins Reden. Ich mag ihn sehr. Und ein bißchen berühmt isser auch. Denn er ist Tänzer. Und vor 1-2 Jahren hing das halbe Haus nachts vor der Glotze, um - zusammen mit ihm - dem Weltmeister-Titel entgegenzufiebern. Boah, ich war damals voll müde, bin x-mal eingeschlafen und doch noch rechtzeitig wieder aufgewacht, als seine Truppe es geschafft hatte.
Die sehen ja dann auf dem Bildschirm ganz anders aus als in da Haus. Gefühlte drei Zentner Schuhcreme zieren Gesicht und Haar und alles ist irgendwie sehr steif und gestelzt. Aber das muss wohl so.
Jedenfalls machte er mir das Begrüßungskommitée und damit den Abend.

Wie immer bei unseren Treffen in und ums Haus herum ist der blog das Thema Nummer Eins. Als fleißiger Verfolger ist er auf jeden Fall up to date und jede story wird nochmal durchgehechelt. Mittendrin biegen dann noch zwei weitere Nachbarn um die Ecke. Sie von nebenan und er aus dem dritten.
Da müssen wir beide erstmal Aufklärungsarbeit betreiben, weil die beiden sich - weder im blog noch im Nachbarn beobachten - als besonders bewandert erweisen.
Werbung scheint mal wieder das A und O zu sein und so legt der Tänzer auch gleich los:

Er schnappte sich ein paar Charaktere aus dem blog, beschrieb sie nochmal mit seinen Worten und untermauerte das Ganze mit einer kleinen Performance aus Tanz, Pantomime und Figuren à la heiteres Beruferaten. Mimik, Bewegung perfekt. Mit Händen und Füssen gleichzeitig im Einsatz. Einfach göttlich. Ich habe abgefeiert als ich die Blicke unserer beiden Hausbewohner dazu sah.
Eine Mischung aus Amüsement und Verwirrung zugleich. Zwischendurch haben sie immer überlegt, ob sie die Person kennen und demnächst dann endlich wiedererkennen werden.  Als Zuschauerin habe ich diese Spätvorstellung im bronxx-Straßen-Theater sehr genossen. Waren doch auch noch mir bis dato verborgene Schätzchen dabei, die ich nunmehr nur noch schriftlich hier drin zu verwursten brauche.... Wie praktisch.


Weltmeister im Tanzen wird er nicht mehr, da er aus dieser Truppe raus ist. Aber ein neuer Job ist ihm sicher: Bronxx-blog-Vortänzer. Nämlich, wenn wir unsere Ausstellungs- und Lesetour starten. Dabei darf er auf gar keinen Fall fehlen....
So als Augenschmaus und optische Untermalung beim Geschichten erzählen.
"Ich war zwar nicht auf dieser einen Schule und meinen Namen kann ich auch nicht tanzen" - so sein statement nachts um halb zwei. Aber: gelernt ist eben gelernt.
Und, was im Waldorf geht, geht hier in der bronxx auch... Nur eben anders...

Donnerstag, 16. Juni 2016

Perverser Milchshake

„Und zum Nachtisch mache ich uns einen perversen Milchshake“, meinte der Schwarze Peter letzte Woche, als wir uns zu unserem Treffen verabredeten.

Wir sehen uns seit dem blog echt nicht so oft. Manchmal per Zufall auf dem Franky. Beim Einkaufen oder so. Heute Abend waren wir richtig verabredet. Zum Essen und zum Arbeiten.

Ich bin dann mit einem Blech voller Gemüsekuchen, dem Laptop und Schreibkrams rübergeflitzt zu Nils. Und jetzt sitzen wir hier auf seiner neuen grünen Couch im Arbeitszimmer. Zum Gemüsekuchen gibt es Guinness. Ein Ritual bei uns. Aus der Dose. Das mit der Stickstoffkapsel.

Dabei schmieden wir Pläne zu unserer ersten Ausstellung mit Lesung im November. Das ist ziemlich aufregend, denn wir brauchen Flyer, Visitenkarten und lauter so Zeugs. Und wir haben eben grob die Auswahl der Ausstellungsmotive besprochen. Ihr kennt sie ja schon alle. Schließlich begleitet ihr uns jetzt fast ein Jahr lang hier durch die bronxx. Im September ist es soweit. Wer hätte das gedacht. Bestimmt gibt es dann auch eine kleine Mitmach-Aktion für Euch. Wir lassen uns da noch was einfallen.

Irgendwie ist das ein witziges Bild hier beim Schwarzen Peter zuhause im Arbeitszimmer. The_climbing_rose kniet auf dem Teppich vorm Sofa und häckert den neuen Text ins Uralt-Laptop. Gegenüber kritzelt Nils ein neues Bildchen für den Beitrag morgen. Keiner von uns beiden weiß, was der andere da wirklich macht. Egal, es wird gut.

Genauso gut wie der perverse Milchshake. Den gibt es nebenbei. Immer mal wieder ein Hieb aus dem kalten Glas neben mir. Und das Teil ist richtig pervers gut. Milch mit Vanilleeis und Erdnussbutter. Und Kakaopulver obendrauf.

Ich habe sogar einen rosafarbenen Strohhalm bekommen.

So, ich sag ma „Tschüss“ jetzt. Denn, ich muss weiterschlürfen… Und dann mal gucken, was der Schwarze Peter da aufs Papier gekrickelt hat. Wir lesen uns und wir sehen uns...


Donnerstag, 9. Juni 2016

Wo kommt denn nun das "h" hin?



Diese Geschichte hat sich schon vor einigen Jahren ereignet und sie ist bestimmt schon einigen von Euch passiert. Auch, wenn ihr nicht in der bronxx wohnt und auch deswegen nicht ausdrücklich hierher ziehen müsst...

Es war der Tag eines für mich recht bedeutenden Vorstellungsgespräches. Solche Ereignisse sind ja fast immer wichtig, außer man m u s s dahin und will es eigentlich gar nicht. Zu diesem Termin wollte ich sehr gerne hin. War was im kulturellen Bereich. Das interessierte mich schon immer. Bezahlung schien gut zu sein und bisher war die Kommunikation mit dem potentiellen neuen Arbeitgeber recht gut verlaufen.

Ich kam so gegen Mittag von meinem Noch-Job nach Hause geradelt. Da blieb nicht mehr viel Zeit bis zu meinem Gespräch. Ich musste mich noch im Netz darauf vorbereiten, kurz abbrausen, in Schale schmeißen und dann losdüsen.
Ich schloss mein Rad draußen am Zaun an, gegenüber der Haustür. Lange war ich ja nicht weg und da konnte mein Gefährt mal eben da unten auf mich warten.
Mein heißgeliebter Oldtimer, den ich in einem berühmtberüchtigten Fahrradsecondhand-Reparaturschuppen für angemessenes Geld erstanden hatte. Anthrazit, mit Stange und jetzt kommt's: ein rosafarbener Blümchenüberzug für den Sattel. Wegen keinem nassen Popo und so...

Jedenfalls hab' ich dann oben in der Wohnung mein Vorbereitungsprogramm schnell abgearbeitet und kam nach einer guten Stunde gestriegelt und geschniegelt nach unten. Zack, auf den rosa Sattel setzen und Abfahrt...
Dachte ich! Und beim"Dachten" blieb es dann auch...
Da stand nämlich kein Rad mehr, jedenfalls keins mit dem rosa Dingens...
In meiner ersten Benommenheit suchte ich alles ab: Garten, Nachbargarten, Keller, Straße... Nichts! Oh f**k! Ich konnte es nicht fassen!
Was nun? Meine gesamten Fortbewegungsmittel waren nun von jetzt auf gleich weg und der Schock saß tief. Aber für Wut und Trauer blieb so gar keine Zeit. Mein Termin wartete. Ich raste schnell zur Straßenbahn und was soll ich sagen, ich schaffte alles noch irgendwie... Die eine Gesprächsteilnehmerin bot mir sogar ein Ersatzrad aus ihrem Fundus an. Wie lieb!
Den Job bekam ich (natürlich) nicht, aber das ist ein ganz anderes Thema.

Danach machte ich mich auf zur Polizei. Denn nix Geld von Versicherung ohne Anzeige bei den blau-weißen. Und hier begann erst die eigentliche Odyssee: Systemabsturz im Hause Münzstraße und ein sehr ungeduldiger Beamter, der sich ganz offensichtlich zu so einem Zeitpunkt nicht auch noch mit einer Lapalie wie meinem Anliegen auseinandersetzen wollte. Ich war bedient... Als seine Unfreundlichkeit zu eskalieren drohte, überlegte ich kurzerhand, mit meinem Handy in der Tasche schnell mal die 110 zu wählen und mich dann bei einem Kollegen zu beschweren, der vermutlich nur drei Zimmer weiter saß. Dieser Gedanke, den ich aus Selbstschutzgründen dann nicht umsetzte, machte mir den Tag. Was für ein Spaß wäre das gewesen...

Nach langem Hin- und Her liefen der PC und auch sein Bediener wieder rund. Ohne Murren. Puh! Er stellte viele Fragen über Art und Aussehen des Rades. Und beim Wort "anthrazit" war es dann wieder vorbei mit dem Freund- und Helfer-Status...  Er wollte wissen, wie man DAS nun wieder schreibt und wo das "h" hinkäme...  Ich war zwischen angepisst und megaamüsiert... Sein Beamtenstatus. Seine Allgemeinbildung. Sein Problem. Basta!
Wir einigten uns schließlich versöhnlich auf dunkelgrau.
Mein rosafarbener Sitzüberzug machte i h m dann den Tag: "Das ist nicht ihr Ernst, Frau...!!!" "Oh, doch, Herr.....!!!!"
Beim Rausgehen aus seinem Büro waren wir schlussendlich best friends. Alles war gut. Es stand 1:1. Anthrazit  gegen rosa.
Er so: " Dafür weiß ich wie man "aubergine" schreibt." Ich: "Klar, mit "e" am Ende!"
Sein Blick: unbezahlbar. 1:2 für mich also.

Tja, ihr merkt schon. In der bronxx ist man vor nix sicher: Raddiebstahl und und und.
Rechtschreibung klappt woanders aber auch nicht....
Also, Rad jetzt immer schön in den Keller bringen!



Donnerstag, 2. Juni 2016

friday bloody friday

Schon wieder so ein englischer Titel als blog-Überschrift... Ja, auch vor uns in der bronxx macht diese Sprache nicht halt.
Eigentlich sollte da auch sunday statt friday stehen. Ein uralter Song einer meiner Lieblingsbands aus dem Jahre 1983. Aber... Ich bin mir heute nicht mehr ganz sicher, ob es wirklich ein Sonntag war. Freitag würde besser passen. Und, letzten Endes egal, denn schlimm genug war es auch so.
Also, wer zart besaitet ist von Euch, sollte genau jetzt die (Web)Seite wechseln. Das ist nix für schwache Nerven und bronxx heißt ja nicht umsonst bronxx.


Als ich vor Jahren hier meine Recherche bezüglich der Dreiecke im Viertel machte, gab es gut eins bis zwei Tage vor meiner Pirsch wieder mal eine von diesen Nächten, die gerade hier besonders gefährlich und heftig sind.
Zwischen eins und vier geht's ja bekanntlich ab hier. Und so wurde ich auch in jener Nacht wach, weil sich in unserer Straße um diese Uhrzeit da unten, unweit von meinem Schlafzimmerfenster - auf Kipp -, etwas ungutes zusammenbraute.
Die Unruhe kroch durch den Fensterspalt zu mir ans Ohr und weckte mich. Menschen, Stimmen und eine gewisse Hektik waren zu hören und zu spüren. Ich spitze die Ohren, verzog mich wie gebannt unter meine Decke und wartete ab.
Kennt ihr das? Dieses Gefühl, wenn man genau weiß, gleich passiert hier wieder was und das wird nicht wirklich gut sein...

Ich blieb ganz still, war hellwach und hatte Angst: Was kommt jetzt? Wieder ein Überfall? Eine Frau in Not? Klingelts gleich an meiner Tür?
Bah, ich mag dieses Zustand nicht, der versetzt mich echt in Panik und macht mich hilflos... Ich kann nichts tun und einfach weiterschlafen geht dann auch nicht...


Verkrampft blieb ich also auf meinem Bett sitzen und harrte der Dinge die dann kommen. Die Stimmen waren etwas entfernt, sodass ich nicht wirklich Details der Auseinandersetzung verfolgen konnte. Lautstärke und Hektik ließen jedoch auf Stress aller Beteiligten miteinander schließen. Puh! Sie stritten sich. Um was auch immer. Laut von weiter unten in der Straße. Vermutlich da rechts bei den einstelligen Hausnummern. Ich versuchte mich daran zu erinnern, wie die Häuser da wohl aussehen. Innen drin hoffte ich inständig, dass die ganze Szenerie sich ganz schnell in Luft auflöste und ich einfach weiterschlafen würde.

Dann kam ein Knall, dem gleich noch einer folgte. Schock! Was war das??? Wurde da geschossen? Keine Ahnung, ich weiß nicht, wie Pistolen sich anhören, wenn man da auf den Auslöser drückt... Woher auch?

Kurz danach war Stille, alles war mucksmäuschenstill, rein gar nichts war mehr zu hören. Alles ruhig. Und auch keine Polizei, kein Krankenwagen, einfach nur Schweigen. Ich fing langsam an, mich zu entspannen. War wohl nix... wieder Dramakopfkino gefahren und völlig unbegründet. Manchmal gibt es ja in der Natur auch so ein Wetterbedingtes Knallen, was alle in Angst und Schrecken versetzt, im Grunde genommen jedoch nur auf irgendwelchen Entladungen beruht...
Glück gehabt, Gott sei Dank! Ich konnte endlich entspannt in die Kissen sinken und beruhigt einschlafen. Was ich auch immer habe; typisch Frau, oder?!

Zwei Tage später zog ich los auf meine Dreieck-Graffiti-Recherche und mein Weg führte mich logischerweise als erstes durch unsere Straße. Auch da entlang bei den einstelligen Hausnummern. Auf dem Bürgersteig zeichneten sich auf einmal einige rote Sprenkel ab, die sich Meter für Meter dichter auf den Gehwegplatten drängten. In mir kroch die alte Angst hoch und ich versuchte, mich selbst zu beruhigen: "Das sind Spuren von zertretenen Beeren... Da hat jemand einen Hagebuttenteebeutel rumgeschleudert...Alles gut."
Ja, nee, nix gut. Wenn kein Herbst ist, gibt es keine Beeren auf den Bäumen und die Nummer mit dem Teebeutelweitwurf war auch irgendwie ein Lacher... Je weiter ich ging, desto näher kam ich dem ganzen... Eine noch nicht ganz getrocknete Blutlache an einer der Häuserecken, weitere fette Spritzer an der Hauswand.Tatort. Nur in echt. Kein Filmblut sondern echtes.


Mir wird eben auch noch ganz schlecht und mir ist ganz kalt, weil mir der Kreislauf abhaut, wenn ich das schreibe und lese.
Scheinbar waren es wirklich Schüsse... Ich weiß es bis heute nicht. Der Fleck ist lange schon weg, aber diese Ungewissheit und das vermutet Ausmaß der Situation bleiben. Bleiben als Spur in meinem Kopf und als Spur des Lebens. Hier bei uns in der bronxx...