Donnerstag, 2. Juni 2016

friday bloody friday

Schon wieder so ein englischer Titel als blog-Überschrift... Ja, auch vor uns in der bronxx macht diese Sprache nicht halt.
Eigentlich sollte da auch sunday statt friday stehen. Ein uralter Song einer meiner Lieblingsbands aus dem Jahre 1983. Aber... Ich bin mir heute nicht mehr ganz sicher, ob es wirklich ein Sonntag war. Freitag würde besser passen. Und, letzten Endes egal, denn schlimm genug war es auch so.
Also, wer zart besaitet ist von Euch, sollte genau jetzt die (Web)Seite wechseln. Das ist nix für schwache Nerven und bronxx heißt ja nicht umsonst bronxx.


Als ich vor Jahren hier meine Recherche bezüglich der Dreiecke im Viertel machte, gab es gut eins bis zwei Tage vor meiner Pirsch wieder mal eine von diesen Nächten, die gerade hier besonders gefährlich und heftig sind.
Zwischen eins und vier geht's ja bekanntlich ab hier. Und so wurde ich auch in jener Nacht wach, weil sich in unserer Straße um diese Uhrzeit da unten, unweit von meinem Schlafzimmerfenster - auf Kipp -, etwas ungutes zusammenbraute.
Die Unruhe kroch durch den Fensterspalt zu mir ans Ohr und weckte mich. Menschen, Stimmen und eine gewisse Hektik waren zu hören und zu spüren. Ich spitze die Ohren, verzog mich wie gebannt unter meine Decke und wartete ab.
Kennt ihr das? Dieses Gefühl, wenn man genau weiß, gleich passiert hier wieder was und das wird nicht wirklich gut sein...

Ich blieb ganz still, war hellwach und hatte Angst: Was kommt jetzt? Wieder ein Überfall? Eine Frau in Not? Klingelts gleich an meiner Tür?
Bah, ich mag dieses Zustand nicht, der versetzt mich echt in Panik und macht mich hilflos... Ich kann nichts tun und einfach weiterschlafen geht dann auch nicht...


Verkrampft blieb ich also auf meinem Bett sitzen und harrte der Dinge die dann kommen. Die Stimmen waren etwas entfernt, sodass ich nicht wirklich Details der Auseinandersetzung verfolgen konnte. Lautstärke und Hektik ließen jedoch auf Stress aller Beteiligten miteinander schließen. Puh! Sie stritten sich. Um was auch immer. Laut von weiter unten in der Straße. Vermutlich da rechts bei den einstelligen Hausnummern. Ich versuchte mich daran zu erinnern, wie die Häuser da wohl aussehen. Innen drin hoffte ich inständig, dass die ganze Szenerie sich ganz schnell in Luft auflöste und ich einfach weiterschlafen würde.

Dann kam ein Knall, dem gleich noch einer folgte. Schock! Was war das??? Wurde da geschossen? Keine Ahnung, ich weiß nicht, wie Pistolen sich anhören, wenn man da auf den Auslöser drückt... Woher auch?

Kurz danach war Stille, alles war mucksmäuschenstill, rein gar nichts war mehr zu hören. Alles ruhig. Und auch keine Polizei, kein Krankenwagen, einfach nur Schweigen. Ich fing langsam an, mich zu entspannen. War wohl nix... wieder Dramakopfkino gefahren und völlig unbegründet. Manchmal gibt es ja in der Natur auch so ein Wetterbedingtes Knallen, was alle in Angst und Schrecken versetzt, im Grunde genommen jedoch nur auf irgendwelchen Entladungen beruht...
Glück gehabt, Gott sei Dank! Ich konnte endlich entspannt in die Kissen sinken und beruhigt einschlafen. Was ich auch immer habe; typisch Frau, oder?!

Zwei Tage später zog ich los auf meine Dreieck-Graffiti-Recherche und mein Weg führte mich logischerweise als erstes durch unsere Straße. Auch da entlang bei den einstelligen Hausnummern. Auf dem Bürgersteig zeichneten sich auf einmal einige rote Sprenkel ab, die sich Meter für Meter dichter auf den Gehwegplatten drängten. In mir kroch die alte Angst hoch und ich versuchte, mich selbst zu beruhigen: "Das sind Spuren von zertretenen Beeren... Da hat jemand einen Hagebuttenteebeutel rumgeschleudert...Alles gut."
Ja, nee, nix gut. Wenn kein Herbst ist, gibt es keine Beeren auf den Bäumen und die Nummer mit dem Teebeutelweitwurf war auch irgendwie ein Lacher... Je weiter ich ging, desto näher kam ich dem ganzen... Eine noch nicht ganz getrocknete Blutlache an einer der Häuserecken, weitere fette Spritzer an der Hauswand.Tatort. Nur in echt. Kein Filmblut sondern echtes.


Mir wird eben auch noch ganz schlecht und mir ist ganz kalt, weil mir der Kreislauf abhaut, wenn ich das schreibe und lese.
Scheinbar waren es wirklich Schüsse... Ich weiß es bis heute nicht. Der Fleck ist lange schon weg, aber diese Ungewissheit und das vermutet Ausmaß der Situation bleiben. Bleiben als Spur in meinem Kopf und als Spur des Lebens. Hier bei uns in der bronxx...

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