Donnerstag, 28. Juni 2018

Wolle Rose kaufen?


Die Frage aller Fragen in den sechtzigern und neunzigern. Ihr erinnert Euch noch an die türkischen und indischen Mitbürger, die von geduldig bis aufdringlich ab Mitternacht durch die Dissen zogen und ihre Blümchen feilboten?
Die dick- und langstieligen Blumeranten im Arm, hübsch dunkelrot im Bündel, halbverschlossen noch die Blüte der Spezies, die ich selbst so sehr liebe und verehre: die Rose..
Is klar, ne?! Mein Name kommt ja nich von unjefähr. Sondern vonne schönsten Pflanzen überhaupt auf diesem Planeten.
Jedenfalls war das vor 20 bis 30 Jahren voll der Renner nach Mitternacht in Braunschweigs Tanzpalästen: der angebeteten Göttin der Nacht (egal, ob sie eine weiter bleiben wollte oder eben, damit sie auch eine weitere und noch zahlreiche mehr bleiben wollte) die Verehrung durch die Blume sagen.
Soviel zu Traditionen und früher war alles und so. Wech isset. Nix mehr Rose kaufen und schenken. Anne Haare gleich inne Höhle ziehen… Aus und vorbei mit de Verehrung?
Von de Frauen vielleicht. Kann sein, kann aber auch nicht sein. Von den Rosen jedoch nicht. Das wird immer bleiben Und wo ist ein besserer Ort dafür als hier bei uns im WRG.

Genau dies dachte sich auch unser Freund F. Also der, der neulich mal die Eier aus seinem Dachfenster ins Cabrio pfefferte (die restlichen hat er endgültig weggedonnert, erzählte er mir stolz vor ein paar Wochen). Ja, er ist nicht so fieser Hau-druff, er kann auch voll nett. Und so trug es sich zu, dass er im Frühjahr anfing, in seiner Strasse loszuziehen und ringsum jedes Fleckchen Grün mit Samen zu versehen. Hiernach zog er Tag für Tag aus, um dieselben liebevoll zu versorgen, zu gießen, zu pflegen und nach dem rechten zu sehen. Und so wuchsen, so Gott oder welche Macht auch immer es wollte oder der man jetzt mal so im christlichen Sinnen gesehen eben die Verantwortung dafür aufhucken möchte, Stockrosen in der F.schen Straße an allen möglichen und unmöglichen Stellen heran. Voller Stolz erzählte mir der Hobbygärtner von den Fortschritten.
Stockrosen… ich kannte sie – zugegebenermaßen - erstmal gar nicht. Rosen mit Stock in einem, oder was?! Muss ich da nachher hin und das Gestänge noch anbasteln? Das war mir irgendwie suspekt. Ich dachte unweigerlich an Kletterrosen und fragte mich, warum die dann nicht gleich so heißen. Dann schickte mir F. ein Foto und das Rätsel war gelöst. Die Blume ist mit ihrem langen Stiel in der Mitte quasi ihr eigener Stock und von dort as recken sich gar niedlich viele viele Blüten in die Luft. Fast englisch anmutend, in vielen zarten Rot- und Rosatönen oder auch in gelb und weiß.
F. geht immer noch regelmäßig seine Schätze gießen und begärtnern und direkt in einem Beet an seinem Haus wartete eine besondere Blütenbotschaft auf ihn. Mitten im Rosenbeet lag ein Zettel mit blässlich blauem Kugelschreiber bekritzelt. Buchstaben, die aus der Feder einer Person älteren Datums zu entstammen schienen, verkündeten auf dem Notizblockähnlichen Karokästchenpapier: BITTE STEHEN LASSEN!

Wielieb, das rührte den Gärtner zutiefst und spornte ihn an, weiterzumachen.F- hatte den richtigen Riecher gehabt: Rosensamenbomben in die bronxx gestreut und alles in Nullkommanix in ein Blumenmeer der Verehrung verwandelt. Und mal wieder zeigt das WRG wie es gehen muss. Wir wissen das. Denn Tradition ist bronxx und bronxx hat Tradition.
Alsso, wenn de nachts mit Deiner Flamme durch das WRG scharwenzelst, könnteste Dir glatt wieder überlegen, ob de ihr ne Rose schenken willst… Doch, lasse ma besser stehen, kannst ihr ja stattdessen welche kaufen…




Montag, 18. Juni 2018

Der Zonk

Diese Schtorie ist ma wieder den etwas älteren Leserinnen und Lesern unter uns gewidmet. Also all jenen, die Mitte bis Ende der Neunziger zur besten Vorabendsendezeit vor der Glotze gehangen haben. 

Was dem einen sein Peter vom Glücksrad war, war der anderen ihr Jörch, der aufs Ganze geht. Na ja, nicht ganz und auch nicht er. Es waren die Kandidaten aus dem Publikum, die das mussten, wenn sie denn wollten und konnten. Sie mussten nach vorne zum Herrn Draeger, der optisch und stimmlich ein ziemlicher Sympath war, und dort immer wieder neu entscheiden, ob se nun Tore, Koffer oder Briefumschläge auswählten, um irgendwo hoffentlich ganz sehr den größten Geldgewinn des Abends abzuräumen. Das Publikum half immer dabei, mit Trampeln, Pfeifen und lauten Unterstützungsrufen. Auch der Jörg versuchte natürlich, den aufgeregten Teilnehmer auf der Bühne von seiner vermeintlichen Gewinnchance durch falsche Fährten und Verwirrkommentaren abzulenken.

Vielleicht habt ihr es auch mal gesehen. Ich einmal öfter und ich habe es immer kaum ausgehalten, endlich zu wissen, wo sich denn nun der richtig fette Geldgewinn verbirgt. Unterhaltung so janz vom alten Schlag: mit Leuten wie Du und ich, ohne ganze Duden und Weltatlanten auswendig können zu müssen, Spaß und Spannung auch fürs Publikum, einem smarten Moderator und eben noch echten Gewinnern oder Verlierern. Bei mir gehörte diese gute alte TV-battle lange lange zum alltäglichen must look. Ein schönes Einläuten des Feierabends. Leider war das Ende Mai 1997 dann vorbei. Schnief!

Doch, wir wären ja nicht das WRG und die bronxx, wenn wir nicht auch dafür ein Denkmal geschaffen hätten, nicht wahr?! Wir hier haben nämlich ein großes Herz und ein besonders großes für die Verlierer im Leben. Nämlich die, die beim Jörch dann letztendlich Pech hatten bei ihrer Entscheidung für das richtige oder falsche Tor oder den Briefumschlag, der ihnen eigentlich ja den Weg zum großen Geld geebnet haben machen täten tun sollte. Für eben genau diese Menschen gab es viele viele Jahre auf dem Cyriaksring etwas ganz besonders in einem der Erdgeschossfenster der Siedlungswohnungen zu sehen. 
Nein, es war keine mannshoehe aufblasbare Jörg Draeger-Gedächtnis-Puppe und auch kein Startschnitt desselben.
Ich sage nur zwei Worte: TOR DREI.

Na, dämmert's bei Euch? Die old-school-Fraktion weiß spätestens jetzt genauestens bescheid und fängts icher an zu grinsen so wie ich...
Hatte doch Herr Draeger für die looser immer das Tor drei parat. Dieses böse Nümmerchen an diesem skurrilen Aufbau Studio. Dort in dieser Pfosten-Netz-Atrrappe wartete, feierlich beim Öffnen des Vorhanges begrüßt, das riesengroße schwarz-rote Zottelratten-Kuscheltier namens Zonk. Es saß da brav im Tor drei, fing die enttäuschten Blicke der Verlierer auf und wurde dabei mit einem dröhmemd tiefen Ton aus der Konserve untermalt. Das Ratespiel war aus, der Verlierer musste nach Haus und unterm Arm die dicke rote Ratte mit den schwarzen zotteligen Ohren.

Tor drei und sein Zonk. Und das, original im Cyriaksring, nur wenige hundert Meter gegenüber von der HBK lächelte die große Kuscheltierratte jedem vorbeiziehenden Menschen entgegen. Tag und Nacht und Jahr um Jahr. Und immer wieder schien die Sonne, blich in mehr und mehr aus, aber er wich nie aus seinem Fenster und es war immer irgendwie Tor 3 da in dem Wohnhaus Paterre.

Vor ein paar Jahren haben sie die Bleiben saniert, damit die bronxx modernert wird und auch die oberen Zehntausend hierher gelockt werden. Und das geht natürlich nicht mit so einem Verlierergewinn wie dem Zonk. Da musste schon mehr bieten, also sagen wir mal mindestens Tor 1 oder Tor 2 oder am besten noch den Koffer dazu.
Doch, dit is hier nicht, denn wir sind lieber WRG und am besten bleiben wa och de bronxx, denn das können wa jut und wenn alles nix nützt, kuscheln wa mit dem Zonk. Bald ist wieder Flohmarkt, da gehe ich nen ma suchen...






Sonntag, 17. Juni 2018

Redaktionskonferenz bei Bär, Bier und brütender Hitze



Der fleißige Frequently Unique Reader - hier bei uns in der bronxx sagt man noch ganz herzhaft Stammkunde - dieses fluffigen, kleinen Stadtteil-Blogs wird sich wahrscheinlich schon einmal gefragt haben, wie das alles so zustande kommt mit den ganzen wöchentlichen Geschichtchen. Dazu heute eine kleine Background-Reportage unserer letzten Redaktionskonferenz. Bürger M. setzt sich dafür die Harry-Hirsch-Reportermütze auf und berichtet investigativ vom Ort des Geschehens.
 
Die Kletterrose, der Schwarze Peter und meine Wenigkeit, Bürger M. tickern uns zwar immer in schöner Regelmäßigkeit mit unseren elektronischen Kleingeräten, um uns bei den Themen und Terminen abzustimmen, hatten uns aber schon eine ganze Weile nicht mehr zu dritt getroffen. Wir mussten mal wieder, musste sein. Ist ja auch ganz schön sich beim Reden, sabbeln und Pläne schmieden in die Augen schauen zu können. Gesagt, getan, Termin abstimmen. Zack, schon ein erstes Problem: Der Termin. Ihr kennt das, drei Leute wollen sich treffen und einen gemeinsamen Termin zu finden ist schwieriger als einen Weltwirtschaftsgipfel einzuberufen. Klappte dann aber doch. Der Ort war schnell gefunden: Unser kleines Kultur-Cafe direkt hier am Fränky. Wir hatte auch einen guten Grund für diesen Ort, wir haben da nämlich so eine Idee. Aber erstmal ankommen. Die Kletterrose erzählt von Ideen und Plänen im großen B ostwärts, der Schwarze Peter über den Stress mit einer Ausstellung und Bürger M. so dies und das und über Herzensdinge. Und es wurden natürlich auch die neuesten bronxx-News ausgetauscht. Man will ja nichts verpassen, auf dem neuesten Stand bleiben und Futter für die nächsten Beiträge sammeln. Ein Wort ergab das nächste und die erste Runde war geleert. Aber wir waren ja nicht ohne Grund hier, wir haben ja eine Idee. Der Raum wurde in Augenschein genommen, die Wände begutachtet und geschaut, ob der Wirt, der Ollo, ein offenes Ohr für uns hat. Er und sein Mokkabär wären nämlich perfekt dafür geeignet uns mal wieder in der Öffentlichkeit, so richtig in live und in Farbe und mit Ton, zu präsentieren. Das letzte Mal ist ja schon ein bisschen her und inzwischen ist ja wieder einiges an Stoff angefallen. Der Ollo fand die Idee gut und mit dem Termin wird man sich auch einig werden. Wir waren erleichtert, dass sich sich unser Vorhaben wohl umsetzen lässt. Alles prima, alles im Fluss, das wird werden und ihr dürft gespannt sein. Wir halten euch auf dem Laufenden.
 
Ein paar Biere, Heiß-und Kaltgetränke später war alles besprochen und die Marschrichtung für die nächste Zeit in die passenden Bahnen gelenkt. So schloss sich unsere gemütlich-gesellige Redaktionskonferenz.
 
So jetzt wisst ihr es, so kommen all die kleinen und großen Geschichten, Schoten und Schwänke zusammen, immer rein subjektiv, fantasievoll ausgeschmückt und immer mit einem zwinkernden Auge, hier bei uns in der bronxx ...
 
 

Freitag, 8. Juni 2018

Und was ist mit T?

Jeden Morgen schwinge ich mich ja bekanntlich bei Wind und Wetter aufs Rad und kurve los ins Büro. Irgenwann an der Volkswagenhalle und auch am großen Geldinstitut längs, vorbei an den roten leuchtenden Plastiksitzen auf dem Platz, den man eigentlich gar nicht mit zwei oder mer Rädern befahren darf... Egal, machen alle so und die Kletterrose dann auch. Ich bin nämlich immer - sogar ümmer - spät dran morgens. Da zählt jede Sekunde. Und mal ganz ehrlich, niemand steigt da ab und schiebt, auch nicht über die Brücke. Stillschweigendes Übereinkommen zwischen allen, die Fußgänger rücken ein Stück und dann passt das.
Jeden Morgen also das selbe Bild: der kleine schicke ausländische Mann im schnieken Anzug (wir grüßen uns, seitdem ich ihn mal fast umgefahren haben... Siehste sorgt gleich für Kontakt so'n Verkehrsmissachtungsdingens), der Riese mit dem Helm und dem Fahrradkorb vorne am Lenker (ich finde das total uncool und affig), die Sportskanone im klatschengen grün-schwarzen Polyesterlook und eine Menge Banker, die jeden Tag bei Rot über die Ampel hetzten (da guckste, die sind nämlich och nich besser).

Am letzten Freitag gab es eine neue in der Morgenrunde. Das fällt irgendwie sofort auf, jedenfalls mir, wenn jemand fehlt oder neues dazu kommt. Kurze Hose, T-Shirt, Turnschuhe, Basecap; eher so der burschikose Typ von Frau. Na,ja, früher hätte meine Freundin Melani mich ganz wissend angesehen und dann gesagt:"Da stimmt doch auch was nicht." Ihr wisst bescheid?!
Jedenfalls stehen wir alle zusammen an der Ampel Ecke Friedrich-Wilhelm und warten auf die Grünphase. Hier an dieser Stelle muss man brav sein und den Gesetzen folgen, denn zum einen ist der Verkehr immens und zum anderen sind da immer die blau-silbernen unterwegs. Immer. Und während wir da nun der beleuchteten Vorfahrt harren, versuche ich mich abzulenken und meine eilige Ungeduld in den Griff zu kriegen. Ich fange dann an, meine Umgebung in Augenschein zu nehmen. Dabei gildet: je mehr Zeitnot, desto kritischer das Urteil meinerseits. Ihr kennt das... So streift auch nun mein Blick umher, auf der Suche nach einem potentiellen Aufreger. Die neue im morgendlichen Bunde scheint da gerade recht zu kommen. Eh schon auffällig, weil nicht klar identifizierbar auf den ersten bis fünften Blick. Und ich suche und mein Adrenalinspiegel sucht auch. Nach dem Stoff, der ihn ansteigen lässt. Ich mustere und beäuge, aber nix... Bis... ja, bis meine müden Glubscher an ihr seiner Hosentasche haften bleiben. Hä? Wassen das? Ein Baumwollfaden mit Zettel dran hängt dort lässig heraus (Nee, nich was ihr denkt...).
Irgendwo her kenne ich so ein Teil. Inzwischen springt die Ampel auf grün und alle dürfen losfahren. Ich bleibe ihr dicht auf den Fersen und pese ihr hinterher, denn ich will wissen, was das ist und woher ich es kenne. Die Straßenbahn vor der Hauptpost stoppt unsere rasante Cerfolgungsfahrt und ich nutze die Zeit, um auf das Gebamsel zu starren.
Bäm! Jetzt hab ich es! Yeah, es ist ein Teebeutel. Es ist ein ganz simpler, bescheuerter Teebeutel, dessen Faden und Bedienungsanleitung bei ihr aus der Tasche hängt... Endlich hatte ich es gerafft und nun setzte sich auch die Tram in Bewegung und jedes Mädel fuhr seiner Wege.
Tja, früher gab es die gute alte Kaffeethermoskanne mit Kaffee oder Tee oder was weiß ich mit zur Maloche. Dann kam der Coffee to go. Weniger, teurer, umweltunfreundlicher und vor allem schicker und hipper. Und zu guter Letzt nun das: Generation vegan, bewusst und aufgeklärt macht jetzt alles ohne. Ohne Plaste, ohne Alu, um gotteswillen auch bloß ohne Strohhalm. Einfach Tee im Beutel inne Täsch und vermutlich Wasser marsch. Aber heiß? Und da hin?
Na, ja, egal, is ja Sommer, heiß von ganz alleine und Regen kommt ja leider auch gerade nicht so in Gang. Aber Fortschritt, das haben wir hier, hier bei uns inne bronxx...