Donnerstag, 27. September 2018

In drei bis acht Schritten zum Profi

Anleitung zum Saufen am Platz:

Man nehme seinen Nachbarn, den man wenige Tage zuvor noch im Flur getroffen hat. Sollte das rein zufällig nicht mit dem Treffen klappen, können sie natürlich auch einfach klingeln bei ihren anderen Hausbewohnern. Achten sie dabei jedoch unbedingt auf die Mittagsruhe und, dass die ausgesuchte Person ihres Vertrauens alt genug ist, um Alkohol trinken zu dürfen.
Hat sich ein Opfer gefunden, schnell sodann einen Tag, eine Uhrzeit und die genaue Sitzposition vereinbaren: auf der Bank oder auf einem der farbigen Sitzquader am Franky oder lieber in der Nähe des Pissoirs auf der langen Betonsitzbank bei Biggi vis-à-vis. Ganz wie ihnen beliebt und je nachdem, wie chaotisch der Abend werden und enden darf. Sprechen sie sich ab!

Das nächste, was sie zu zweit oder mit noch mehr Personen klären müssen, sind die Getränkewünsche: egal, was da ist oder was weg muss; oder hat jemand eine Histaminintoleranz, dann geht natürlich nur Bier oder Weißwein. Oder gar der richtig heftige Schluck?
Aber: fangen sie langsam an, wenn der Abend ein bisschen was abwerfen soll, nicht zu hastig. Sie machen das schon!
Wenn sie das erste Mal am Platz saufen gehen, sind ihnen wahrscheinlich auch die Gläser und Becher noch ziemlich wichtig. Keinen Stress, wir können sie beruhigen: das Messener und das Harzkristall brauchen sie da nicht aufzutischen. Interessiert zum einen keinen und zum anderen wissen sie nie, wie der Abend endet und es wäre schade um das gute Zeuch. Also, Plaste und Elaste eingepackt und wegns die Umwelt die guten Konzerttrinkbecher. Dafür haben sie die schließlich mindestens seit 7 Jahren im Schrank gebunkert. Jetzt kommt auch deren großer Auftritt und ihrer sowieso.

Haben sie sogar eventuell und rein zufällig Eiswürfel im Haus oder besser ja im Gefrierschrank? Ja, nun, dann kurz vorm Gang vore Tür ab inne Tüte damit. Der Weißweingenießer wird nun neben dem weißen Rebensaft auch sie dafür liebhaben. Überraschen sie ihren Begleiter damit!
Eine große Freude werden sie ihren Mittrinkern sicher auch bereiten, wenn sie einen Öffner mitnehmen, einen für Korken und Kronkorken versteht sich. Sollte nämlich von den Profis da unten keiner mehr sitzen, sind se ohne Schraubverschlüsse aufgeschmissen... also, seien sie ein Fuchs. Sollten sie auch zum Profi aufsteigen, werden sie in diesem Level alles nötige zum puren Überleben ohne Hilfsmittel lernen. Ganz sicher!

Noch zwei Geheimtipps: 1. Lassen sie so Schnickschnack wie Brot oder Knabbereien weg! Ja, nur Mut! Braucht kein Mensch, verdirbt nur den Geschmack und lenkt unnötig ab.Und sie laufen Gefahr, vor Ort von den Kenner gleich als blutiger Anfänger geoutet zu werden. Und das wollen sie doch nun wirklich nicht.


2. Für den schmalen Geldbeutel empfiehlt es sich, sich da unten zu treffen, wenn der Supermarkt noch ne beachtliche Weile offen ist...
Dann kann ma einer mittem Leergut los und tauschen gehen oder so Nachschub holen. Zu Preisen, die ne ganze Ecke billiger sind als bei Biggi nach 22:00 Uhr am Kiosk oder gar anne Tanke. Ewig langes Gelatsche zum Ende der Frankfurter braucht keiner mehr dann, wenner dreiacht auffem Kessel hat.

So, nun haben se alles beisammen. Nachbarn schnappen und auf ins Abenteuer. Für den Anfang reicht das einmal alle zwei Wochen. Nach gut zwei Monaten steigern se langsam die Dosis und sie werden sehen, nach einem halben Jahr sind se Profi. Dann haben sie ihr Ziel erreicht. Bis dahin: üben,üben,üben. Und zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie ihren Arzt oder Apotheker oder die blogger. Hier bei uns in der bronxx, gell?!




Donnerstag, 20. September 2018

Jetzt ist sie weg

.... und ich bin wieder allein...
Der Songtext war vor Jahren der Titel eines Hits der deutschen Hip-Hop-Szene. Vielleicht kennt ihr ihn noch? So mit Herzschmerz und  das ganze volle Programm.


Tja, was soll ich sagen, so geht es mir auch, genauso. Auch und eben trotzdem, wenngleich sie keine Person oder ein Mensch war. Sie war vielmehr ein Gegenstand, ein ziemlich großer Gegenstand sogar. Sie war ein Container. Ein weißer, großer wie man ihn üblicherweise auf dem Bau antrifft. Dort, wo die Architekten und Maurer sich guten Nacht sagen und die Pläne begucken. So'n Ding war das, nur mit nem extra riesigen Fenster an einer der langen Seiten, nachträglich eingebaut vom Besitzer. Dem sympathischen S. aus der Blumenstraße in unserer bronxx. Er hatte die Artbox ins Leben gerufen und sie damals an den Rand der Straße, gegenüber vom Gebrauchtwagenhändler hingestellt. Im Frühjahr oder Sommer habe ich mich dann getraut und habe die Nummer auf der Visitenkarte angerufen, die im Artbox-Fenster auslag.
YEAH! Schnell war ein Termin mit dem Vater der Box gefunden und noch schneller ein Termin für meinen ersten, alleinigen Auftritt als Kletterrose im Kunstkasten. Im Oktober 2013 war es dann soweit, die Box war belebt mit ordentlich Publikum und ich vorneweg am Mikro und mit sexy stories im Gepäck. Es gab Sektchen und für mich ein Bierchen und S. war ein supertoller Veranstaltungsbetreuer. Unvergessene Stunden und ich war verliebt. Nee, nicht in S., aber in die Artbox.

Über die Jahre empfahl ich diese wahre Schatzkästchen immer weiter an Freunde aus Kunst und Küche, hatte selbst noch einige Auftritte darin und meine Liebe zu der Kiste wuchs mit jedem Mal mehr. Ein kleines Stückchen bronxx-Heimat im Herzen und in der Blumenstraße. Dort, wo man als Kletterröschen ja per se irgendwie ganz bombig hinpasst. 

Irgendwann warer dann blau der Container und 2016 zog dann ein bleuer Künstler mit braunen Ausstellungsstücken ein. "2 Jahre kein Bock" las man auf dem Schild an der Fensterfront zwischen den braunen Vorhängen. Und es tat sich wirklich 730 plus minus 1 Tag überhaupt nüschte darin. Weder noch. Still ruhte der blau braune Riesenkunstkarton. Ich fuhr oft vorbei und hoffte, dass die Jahre bald um sein mochten. Denn, ich wollte ja wieder mal in "meine" Box und da lesen oder whatever. Am liebsten auch meinen Geburtstag feiern und danach regelmäßig dort kleine Kunstevents anbieten. Pläne hatte ich reichlich. Vorsichtig fragte ich bei S. an, ob und wann wir denn mal reden könnten dazu.
September, das sollte der magische Monat sein. Da wollte er sich melden und so wartete ich brav... ganz brav sogar, den eigentlich bin ich eine furchtbar ungeduldige Person. Aber ich wollte mich bessern... Ich hielt durch... ganz tapfer... bis...ja bis Mitte September als ich zufällig bei S. auf dem Profil Bilder vom blauen Container sehe. Und zwar in den Fängen eines riesigen Kranes. Dreimal dürft ihr raten, was der gemacht hat...


Mein Herz blieb stehen und ich hatte Tränen in den Augen. Da geht sie dahin, meine geliebte Box und ich habe nicht mal "Tschüss" gesagt und nix. Und jetzt ist sie weg und ich bin wieder allein.
Wieder ein schöner Kunstort in Braunschweig - sogar noch im WRG - verschwunden. So ganz klammheimlich und für mich hinterlässt diese Aktion eine riesige Lücke, hier bei uns in der bronxx...


 

Donnerstag, 13. September 2018

Schleudergang mit SchokoVanilleErdbeer

Nachdem ich vor kurzem bei meinen Streifzügen durch die Nachbarschaft ganz investigativ die geheimen Einsatzzentralen der Haarunfall-Einsatztruppe aufgedeckt habe, bin ich neugierig geworden und wollte wissen, was sich hier noch so hinter den Türen und Schaufensterscheiben verbirgt. Und ich bin fündig geworden ….

Ich habe mich dabei an eine Kolumne von Max Goldt erinnert. Er hat sich seinerzeit, als Berlin noch eine Mauer hatte und DM noch ein Zahlungsmittel und kein Drogeriemarkt war, gewünscht, dass in seinem Berliner Kiez doch bitte mal ein vernünftiges ‚Kopierparadies‘ eröffnen möge. Stattdessen öffnete nur Obskures wie ein Zubehörladen für Zauberer oder ein Kerzen-Selbstmach-Shop, wo man Docht als Meterware kaufen konnte.

So ähnlich erging es mir, als ich neulich mit offenen Augen die Goslarsche Straße heruntergeschlurft bin. Wusstet Ihr, dass es hier bei uns einen Imker-Laden gibt? Völlig unscheinbar und mit nur einem kleinen Schild „Imker“ und „hier klingeln“ versehen. Leider war es schon spät und es war kein Licht mehr um der Aufforderung nachkommen zu können. Das hat mich neugierig gemacht und ein Glas Honig brauchte ich sowieso. Merken, nächstes Mal. Oder kann sich dort auch der zukünftige Hobby-Imker mit Materialien und Gerätschaften eindecken? So´n riesiger Hut mit Vorhang vor wäre dieses Jahr bei den ganzen Wespen die einen um den Kopf herumgeflogen sind, sicherlich ganz praktisch gewesen. Wie gesagt, nächstes Mal.

So, weiter gelatscht und am Penny-Markt vorbei und halt, stop, was ist das? Hä? Eine Eisdiele, oder besser ein Eis-Verkaufsfenster eingebaut in einen Waschsalon. Ja, ne, is´ klar,Waschsalon mit Eisdiele. Wer kommt denn auf sowas? Aber hey, liegt doch auf der Hand. Da hängt man im Waschsalon rum und wartet dass die Maschine endlich fertig ist und hat die GALA oder ADAC-Motorwelt, die da so rumliegen, schon dreimal durchgeblättert, dann wäre doch ein Eis meistens ganz fein. Und das geht dort, direkt im Laden. Wie geil ist das denn? Und wenn man als Betreiber eh vor Ort ist, dann kann man ja auch gleich noch Schleckerkram vertickern. Schlau gemacht. Wenn der Laden jetzt auch noch WLAN hätte, dann könnten sich diese hippen Co-Working-Buden aber mal ganz fein gehackt legen. 

Und wenn ich jetzt auf der Straße weiter heimwärts latsche, dann komme ich auch noch am Flamenco-Studio(das hier ja auch schon mal prominent zu Gast war) und einem klitzekleinen Teeladen vorbei. Die Kombi TanzTeeBude hätte natürlich auch etwas, klingt aber dann doch ein bisschen zu ausgedacht. 

Und was fehlt auf der Straße? Was gab es früher an jeder zweiten Straßenecke? Einen Kiosk. Es gibt seit über einem Jahr hier in direkter Nachbarschaft keinen Kiosk mehr. Lohnt wohl nicht. Und so hip ist die Ecke anscheinend wohl (noch) nicht, dass bärtige Knöchelfrei-Träger hier lässig rumstromern und abhängen wollen. Hier wohnt man halt und lümmelt nicht an Ecken herum.

Alles hochinteressant und eine weitere, genauere Betrachtung wert. Ich bleibe am Ball, klingele mal hier und dort oder gehe einfach und forsche weiter. Ich werde berichten.

Was es nicht alles so gibt, hier bei uns in der bronxx …

Freitag, 7. September 2018

Tickets nur noch an der Abendkasse

Neulich war ich mit meiner Freundin T. bei IKEA. Radfahrer wie ich kommen da ja nur kurz unter 24-Stunden-Rennen hin und sind dann voll im Eimer und Möbelstücke passen irgendwie auch nicht so bombich auffen Gepäckträger. Die Tram hält umme Ecke und dann muss man noch ewig latschen. So hatte ich den Luxus der Beifahrerin und wir waren mal wieder - gefühlt seit Jahren - im blaugelben Möbellager. Nach vegetarischen Köttbullarsse, Germknödel und unten die ganze Abteilung durchkämmen,waren wir nach guten einskommafünf Stunden wieder raus aus Klein-Schweden. Mich macht die Asmosphäre da beizeiten richtig kirre, sodass ich am Ende froh bin, wieder im Auto von T. zu sitzen. Es gab Bilderrahmen, die coole schwarze Klobürste mit weißem Griff und Behälter war wieder nicht da und ich habe die Galerieschiene voll vergessen. So ein Mist! Falls noch einer eine hat, hier ich!!!

Da das schwedische Bällebad im Knutwald liegt und nicht im WRG, ging es ab mit dem Auto hübsch inne bronxx gekurvt. Da es unter Frauen immer noch so viel zu erzählen gibt, parkt T. ihr fahrbares Unterteil auf der Verlängerung des Franky. Dort, wo die Kurve beim Pissoir zum Sitzplatz für die Flaschenjungs wurde und geschmeidig in meine Sch-Straße mündet. Jetzt werden noch schnell die ganz heißen Themen ausgepackt, die Frauen von heute eben auch brennend interessieren. Und dann kommste vom Hölzchen aufs Stöckchen und umgekehrt und manchmal leider auch bis zum Wald. Quasi die Geburtsstädte des Hölzchens. Wir sitzen bestimmt schon 30 Minuten da im Auto und raffen mal wieder gar nüscht. Emotional mitten drin inne Frauenthemen, um uns rum der ganz normale Kioskfeierabend mit Fläschchen und Kippchen und ordentlich Bambule. Wir nehmen die Dinge nur aus dem Augenwinkel wahr und seit einigen Monaten isses ja hier auch erstaunlich friedlich auffem Platz. Also kein Grund zur Beunruhigung, weder noch...

T. ist voll in ihrem Element und erzählt, was das Zeug hält, als ich hinter ihr durch das Fenster der Fahrertür ein merkwürdig anmutendes Auto wahrnehme. Ihr kennt das: dieses ganz leise komisch kotzige Bauchgefühl, dass man immer irgendwie zu wenig ernst nimmt und im Grunde doch hinterher ganz genau weiß, dass es besser gewesen wäre, das zu tun. So schnell, wie die drei people da aussteigen, kann ich gar nicht gucken. Zwei Frauen und ein Mann verlassen das relativ kleine Auto. Sie tragen dunkelblaue ja fast schwarze Jacken oder Westen und sehen generell so aus, als seien sie so gar nicht aus der bronxx. Sie gehen über den Platz und inspizieren dort alle Autos in der Sitzkurve bei Biggi. Noch immer kapiere ich es nicht, bzw. mein Magen hat bei meinem Großhirn keine Chance... T. redet weiter, mit dem Rücken schön zu besagtem Autofenster gelehnt, etwas heruntergelassen das ganze, denn es ist warm, auch noch an diesem Tag. Und zwei Frauen im Klimakterium sind nix auf so engem Raum.

T.s wahrlich spannende Schilderungen werden jäh von einer Männerstimme unterbrochen. Diese spricht durch die halb gesenkte Scheibe hinter ihr. Erschrocken wenden wir beide uns dem Sprecher zu. Es ist der Mann mit den grauen Haaren aus dem Auto, das eben beim Parken meine mulmiges Bauchgefühl hervorgerufen hatte. Rechts und links neben ihm die beiden Begleiterinnen, die ich vorhin aus der Ferne sah. Die Kleidung entpuppt sich als Ordnungsamt-Kluft und spätestens das kleine schwarze Gerät in ihrer Hand verrät, was jetzt wohl gleich an unsrer Windschutzscheibe bzw. in T.s Portemonnaie Platz finden würde...
"Guten Abend. Stehen Sie hier schon länger? Sie dürfen hier nicht stehen. Fahren Sie hier weg oder Sie bekommen ein Knöllchen", so die Frau zur Rechten des Mannes. T, und ich gucken uns verdattert an... Was ist denn jetzt schon wieder los? Was haben wir verbrochen?
Dann dämmert es uns. Wir wollten ja bloß kurz parken, dann ausladen und nichts wie weg. Wir haben uns verquatscht... Das teilen wir der Stadt-Triade auch mit.
Und wir haben Glück. Sie drücken ihre sechs Augen zu, lassen uns uns verabschieden und ausladen und T. dann ohne weißes DIN A6 Zettelchen mit Braunschweiger Stadtwappen und der bösen Summe X davon fahren.
Puh... Das war knapp. Fair im Verkehr, das muss man ihnen lassen! Danke nochmal an die drei von der Mahnstelle, dass wir KEIN Ticket bekommen haben.

Tja, man kann auch ma Glück haben, hier bei uns inne bronxx! Und wer das nicht immer so am Start hat, sollte bitte nicht in der Kurve bei Kiosk parken. Da ist das Trio regelmäßig zu Gast und nicht unbedingt bei de Biggi... Weißte Bescheid!