Donnerstag, 31. Dezember 2015

Prosit Neujahr


Stell Dir vor, es ist 5:00 Uhr morgens und der neue Tag kündigt sich bereits langsam an.
Stell Dir vor, Du hast die Nacht durchgefeiert, bist sturzbetrunken, hast eine letzte Heimwegbegleitbierflasche im Schlepptau und suchst schon seit gefühlten 100 Minuten den wahren Weg nach Hause.
Du wankst Schritt für Schritt die Straße entlang, immer in dem tiefen Glauben, dass es auch genau die eine ist, die Dich zu Deinem trauten Heim und in Dein langersehntes Bettchen lotst.
Dein Kopf ist benebelt vom Alkohol, von dem Du irgendwie viel zu viel intus hast. Deine Gedanken fahren Karussell und Du versuchst vergeblich, ihre Geschwindigkeit zu drosseln.
In gelallter Zwiesprache gehst Du verbal nochmal die highlights der endenen Nacht durch.
Dein Gang ist schwer. Deine Füße wollen auch irgendwie nicht mehr so richtig und doch hast Du nur dieses eine Ziel vor Augen: nach Hause. Egal wie. Und dann ab ins Bett.
Und stell Dir vor, Du kommst Deinem Ziel näher, schon das nächste Straßenschild macht Dich - nach dem gefühlten vierten Leseanlauf - ganz sicher: Kramerstraße.
Jetzt nur noch durch die Schöttler, die war doch da irgendwo links ab und dann bist Du bald da.
Ein Schluck aus der Pulle und schon bist Du am Ende der Schöttler angekommen: Du hast es fast geschafft.  Kurz über den Frankfurter Platz und dann endlich: ablegen, schlafen, vergessen, Ruhe.



Vom Platz her ziehen dicke graue Nebelschwaben an Dir vorbei und der Qualm beißt Dir in der Nase. Gut, es ist Winter und auch schon recht spät am Abend oder früh am Morgen, je nachdem. Du kommst näher.
Die Rauchschwaden werden dichter und Du spürst eine unglaubliche Hitze auf Dich zukommen. Du musst husten und Du nimmst wiederum einen ordentlichen Schluck aus Deiner treuen Begleiterflasche.
Und gleich noch einen, denn Du kannst nicht glauben, was Deine Augen da sehen.


Stell Dir vor, Du stehst mitten vor einem brennenden Inferno aus mehreren Mülltonnen, die unter einem Turm von Unrat zusammen mit demselben vor sich hinglimmen und qualmen. Willkürlich übereinander gestapelter schwerer stuff aus dem WRG, in Brand gesteckt und in Flammen.
Du vergisst für einen Moment lang alles, was Dir an diesem Abend den Verstand geraubt und die Lichter ausgeschossen hat.
Du bist so was von klar, guckst auf die Uhr am Frankfurter und denkst: „ Oh shit, es ist Neujahr! Stimmt ja, es ist Neujahr… Ich war Silvester feiern und das neue Jahr ist seit Stunden da.“



Stell Dir vor, es ist tatsächlich Neujahr und in der bronxx haben sie ein Feuerwerk der besonderen Art gezündet. Es dauert Stunden, ist so richtig schön bronxxig, macht was her und man wird damit dem Ruf in der Stadt mal wieder so richtig richtig gerecht.
Besser kann es nicht laufen, hier bei uns in der bronxx!
 

Prosit Neujahr!

Freitag, 25. Dezember 2015

silent night, holy night....



Heute ist es nun soweit. Der am meisten erwarteteste Tag der Welt ist da: Heiligabend. Und trotz aller Widrigkeiten des Lebens wartet man auch hier in der bronxx auf Jesus Geburt… ach nee, den Weihnachtsmann…
Zwar hängen von Jahr zu Jahr weniger leuchtende Ornamente in den Fenstern und immer weniger Sprühschnee wird statt des Originals – allerdings von innen – mehr oder weniger kunstvoll auf den Glasscheiben verteilt, aber DER eine Mann wird hier ebenso sehnsüchtig von den Menschen hier im WRG erwartet.

Wir haben lange überlegt, was wir Euch nun ausgerechnet am Heiligen Abend hier präsentieren… Sollten wir besinnlich werden und schnell nochmal alle blog-Protagonisten in einer friedlichen Zusammenkunft, sich glücklich in den Armen liegend, betrunken um die bronxx-Tanne tanzen lassen? Das wäre was geworden, oder? Kopfkino ohne Ende… Da fiele mir aber ganz viel zu ein und das wäre sicherlich irgendwie gar nicht so gut ausgegangen…
Andererseits: Weihnachten ohne story? Nur, weil Donnerstag zufällig auch am 24. ist und andere da auch nicht arbeiten?

Also, wir feiern mit Euch. Und wir warten mit Euch zusammen auf den Weihnachtsmann. Natürlich mit einer Geschichte. Wie sonst?
Und die geht so:



Es begab sich aber zu der Zeit, da in der bronxx der Winter hereingebrochen war und die Schneeflöckchen vom Himmel sanft tanzend den Weg zur Erde fanden, um dort teils zu schmelzen und teils ihre weiße Spur zu hinterlassen.
Es war an einem Tag vor kurz vor dem Heiligen Abend als der Schwarze Peter frierend den Weg aus der Kunsthochschule nach Hause antrat.

Sein Weg führte ihn vorbei an unzähligen Häusern, Straßenecken und Ampeln.
So auch an dieser letzten, die ihn in ihrem roten Glanze, dicht beim Arbeitsamt, bibbernd zum Anhalten und Warten zwang. Er sann so vor sich hin, in freudiger Aussicht auf die wohlige Wärme im trauten Heim in der bronxx. Da nahm er auf der anderen Seite der verschneiten Straße ein Männlein wahr und konnte seinen Augen nicht trauen.

Dort stand es, ein kleines rundliches Wesen, mit seligem Lächeln auf dem freundlichen Gesicht. Gehüllt in einen weißen Rauschebart.
Der Schwarze Peter rieb sich die Äuglein und sah noch einmal zur anderen Seite herüber. Das einst gesehene Bild war noch genau so da wie eben kurz zuvor.
Das Männlein, in ein lachsfarbenes Etwas gehüllt und mit einer Knochenkette behangen, strahlte ihn immer noch milde an und nickte. Unfassbar, unglaublich… Der Schwarze Peter war entzückt und verwirrt zugleich. Sollte er das etwa wirklich sein, der leibhaftige, der einzige und wahre, der echte und der richtige… Weihnachtsmann.
Ihm war ganz flau vor lauter Aufregung. Wem sollte er davon berichten? 
  

Hatte diesen Mann je jemand so nah gesehen, je jemand diese Knochenkette unter dem weißen Rauschebart wahrgenommen? Hatte je jemand bemerkt, dass das stets erwähnte leuchtende Rot ein bloßes blasses lachsfarbenes war?
Da war er völlig überfordert unser armer blog-Kritzler. Sein Magen zeigte Widerstand und er blickte hilfesuchend nach Augenzeugen um sich. Doch er war, tragisch  - wie jener Zauber, der diesen besonderen Momenten nun mal bedauerlicherweise innewohnt – allein auf weiter WRG-Flur.

Und beim neuerlichen Aufblicken und Suchen nach dem einen wahren Mann der Weihnachtsnacht musste er feststellen, dass auch er in die unendlichen schneeverschneiten Tiefen hinter dem Gebäude des Arbeitsamtes verschwunden war.
Ein Seufzer entwich seinem Mund, die Ampel zeigte ihr grünstes Licht und so machte sich unser blogger weiter fröstelnd auf den Weg nach Hause zu seinen Lieben, denen er am bevorstehenden Heiligen Abend sicher von einer ganz besonderen Begegnung erzählen konnte….


Fröhliche Weihnachten! Für Euch alle! Von uns aus der bronxx! Hier, wo man dem Weihnachtsmann leibhaftig begegnen kann, wenn man ihm denn Glauben schenken darf…. Wem? Na, dem Nils… 

Donnerstag, 17. Dezember 2015

Hinterhaus-blues


Damals, als ich dringend aus meiner anderen Wohnung ausziehen musste, suchte ich händeringend eine neue Bleibe. Garten wäre schon schön, dachte ich, Balkon muss nicht. Nee, besser nicht.

Irgendwie war alles ganz knapp in der Zeit, es blieben nur noch 10 Tage und da wurde ich – natürlich zufällig – in diese Wohnung im WRG geführt.
Es hieß: hinter dem Haus ist ein kleines Stück Garten. Das Stück ist winzig, jedenfalls das, was wir nutzen dürfen. Das andere Stück, was der Hausmeister sich nehmen durfte, ist dagegen riesig. Tja, aber leider auch abgetrennt und eingezäunt. So muss uns denn die kleine Rasenfläche reichen.
Meine Nachbarn über mir haben seit einigen Jahren unten an der hinteren Hauswand eine Art Minischrebergarten angelegt. Wir haben da auch schon mal zusammen gegrillt und im Sommer kann man dort bequem auf einer Decke liegen.
Und Wäscheleinen sind auch da und Kletterrosen. Wer hätte das gedacht?!

Alles in allem idyllisch, eine kleine grüne Ruheoase mit Kräuter- und Gemüsetopfbeeten. Ein Plätzchen, dass all dem Merkwürdigen hier trotz – inmitten der bronxx -.
Bis… Ja, bis… bis wann eigentlich?
Keine Ahnung, wann genau das war.

Jedenfalls kam ich eines schönen Sommertages mit meinem Rad nach Hause bis vor die Haustür gefahren. Ich wollte nur kurz aufschließen, um dann mein Fahrrad in den Keller zu bringen. Sicher ist sicher.

Da kam plötzlich vom hinteren Teil unseres Hauses, eben genau aus der grünen Oase, ein wildfremder Mann um die Ecke. Er zog sich noch im Gehen den Reißverschluss seiner Hose hoch. Ja, hoch. Und nicht runter. Gott sei Dank.
Ja, aber was sollte das? Ich war völlig irritiert wegen des Anblicks, der sich mir da bot und ich starrte den Mann mit offenem Mund hinterher, wie er unser Grundstück verließ. Keiner von uns hatte auch nur ein Wort gesagt. Stumm war er an mir vorbeimarschiert.

Ich brauchte s e h r lange bis mir klar wurde, was er da hinten wohl gemacht hatte…. Igittigitt ey! Sowas ekliges! Ich glaube wohl, es hackt, ey!
Wo sind wir den hier?
Und, wenn ihr jetzt antwortet: „Na, in der bronxx, was hast Du denn gedacht?!“ Dann habt ihr verdammt nochmal recht. Trotzdem ist es widerlich!

Ich habe dann letztendlich noch länger gebraucht, bis ich meinen Nachbarn davon erzählt habe, was an ihren Obst- und Gemüsetöpfen passiert. Wenn sie die nicht selbst gießen und so… (Anmerkung meines Sohnes soeben beim lauten Vorlesen: „Das haben die bis dahin bestimmt schon gegessen.“)
Sie waren genauso schockiert wie ich. Und kurz war wohl auch die Überlegung da, den Hinterhausschrebergarten einzustampfen. Doch, sie entschieden sich dafür, zwei bis drei Töpfe am Anfang der Hausecke aufzustellen. Sozusagen als Pisspötte eben. In der Hoffnung, dass die Fremdlinge nur dahinein zielten, wenn sie uns beehrten.


Aber, hier wäre nicht die bronxx, wenn es nicht noch eine ganz andere und bessere Lösung in unserem Viertel gäbe: einige Wochen nach dieser Aktion baute die Stadt Braunschweig ein Pissoir auf den Platz  beim Kiosk. Da, wo sich die meisten Menschen treffen, deren Bierkonsum ruckzuck die Blase füllt. Jetzt haben sie es richtig gut. Sie gehen nur noch knapp eine Minute bis zur Erlösung.
Und unser Garten bleibt sauber. Jedenfalls wachsen die Tomaten, die Erdbeeren, der Spinat, der Apfel, die Paprika und die Kräuter auch hervorragend OHNE Dünger auf.
Geht doch!




Donnerstag, 10. Dezember 2015

Ich mag Müll



Das ist ein Song. Und, wer von Euch kennt ihn noch?
Kleiner Tipp: Kindheit. Fernsehen. 18:00 Uhr, zumindest so um 1973 herum.

Richtig: Sesamstrasse. Oskar. Aus der Mülltonne.
Er sang damals eine unvergessliche Ode an den Abfall und wohnte sogar mittendrin in seiner Tonne.

Ich habe das Lied gerade nochmal angehört und bin dabei ganz romantisch geworden. Ein Song, irgendwie wie gemacht für unsere bronxx…


Hier gibt es mehr Müll als in anderen Stadtteilen Braunschweigs. Es liegt hier immer irgendwo Dreck, Abfall, Hundekot in den Straßen. Besonders an den Tagen, an denen uns die Müllabfuhr vor Ort beehrt.
Aber auch die so genannten Recyclingstoffe finden nicht immer alle brav den Weg in die entsprechenden Behälter. Besitzer lassen den Unrat einfach mal fallen oder liegen. Dort, wo sie gerade sind oder waren.
Das ist eben auch so richtig bronxx....

Und, wo viel Müll, da auch immer ein Müllsammler. So’ne Art WRG-Hausmeister, der die Straßen aufräumt. Und da ja die Frauen erfahrungsgemäß in unserem blog zu kurz kommen, ist es in diesem Fall ein weiblicher. Ganz genau, ein Frau Hausmeisterin.
Sie wohnt ziemlich nah am Platz, ist von kleiner Statur, trägt kurzes graues Haar und ist in etwa 60 Jahre alt.

Jedes Mal, wenn ich sie sehe, hat sie irgendeinen Müllkrams in der Hand. Sie ist stets bepackt mit Papier, Unrat usw. Sammeln, sammeln, sammeln.
Aus ihrem hochroten Köpfchen schauen die Augen unweigerlich auf den Boden und scannen jeden Millimeter nach arglos Weggeworfenem ab.
Dann hebt sie ihr Fundstück unter lautstarkem Protest auf und schimpft den unbekannten Verursacher aus. Dabei ist sie immer bemüht, Publikum zu gewinnen. Sie schaut sich während ihrer Tiraden suchend um und findet dann meistens einen begeisterten Zuhörer oder eine interessierte Zuschauerin.

In mir keimte anfangs auch mal der Wunsch auf, ihrer Inszenierung beizuwohnen und sie mithilfe von Worten daraus zu retten und zu befreien.
Ja, ja, mein Helfersyndrom… ganz ungute Angewohnheit…
„Ist das nicht schlimm, dieser ganze Müll“, fragte sie aufgebracht während sie mich um Unterstützung heischend eindringlich dabei ansah.
Ich fühlte mich irgendwie ertappt, obwohl ich aber auch so gar nichts auf die Straße fallengelassen hatte.
Nickend stimmte ich ihr zu und sagte: „Guten Tag.“
„Ja, Tag, das ist hier ganz furchtbar in der Gegend. So schlimm hier die Leute. Werfen alles nur so weg. Passen nicht auf und haben kein Benehmen. Diese Bande! Das geht so nicht! Das dürfen die nicht!“, entgegnete sie daraufhin noch aufgebrachter.
Dann kam sie ins Reden. Und Reden und Reden. Eine ganze Lawine von Beschimpfungen, Frust gepaart mit Wut und Belehrungen über die bronxx, das Leben und wie schön es doch früher einmal war, rollte aus ihrem Mund zu mir herüber. Begleitet vom hochroten Kopf und dem vorwurfsvoll durchdringendem Blick ihrer Augen.

Ich kam verbal nicht dazwischen. Keine Chance. Sie war nicht zu stoppen. Kein Stück. Weder noch. Schließlich hörte ich ihr einfach nur zu und wartete geschickt einen etwas längeren Moment des Luftholens ab – ich musste darauf ganz schön verdammt lange warten, wie ihr Euch bestimmt schon denken konntet -, um mich dann von ihr zu verabschieden und flugs meiner Wege zu gehen. Seitdem sehe ich sie selten länger an, wenn ich sie grüße. Ich husche lieber zackig an ihr und ihrem Theaterspielplatz vorbei, schön darauf bedacht, dass mir ja nichts zufällig blöderweise aus der Tasche fällt…

Man merkt schnell: sie mag Müll und der Oskar hat ihr aus der Seele gesungen. Ganz eigentlich wirklich braucht auch sie diese bronxx hier. Zum Sammeln, zum Wütendsein, zum Aufräumen, als Showbühne und sicher auch als Aufgabe im alltäglichen Leben.
Soll sie sammeln, die fleißige WRG-Hausmeisterin, denn es bleibt nach wie vor dabei: eine(r) muss den Scheiß hier schließlich wieder wegmachen…


Donnerstag, 3. Dezember 2015

Der war schon schief



Im WRG da tummeln sich Gestalten, das soll man nicht für möglich halten…

So auch dieses Unikat aus der bronxx-Nachbarschaft:

Ein Mann, schätzungsweise so groß wie ich. Ja, toll, wenn man jetzt wüsste, wie groß ich bin, nicht wahr?! Einen Meter zweiundsiebzig in etwa. Von normaler Statur, also der Mann jetzt, dunkelblondes Haar - der Volksmund nennt das auch straßenköterfarben – mit Ansatz von einer Platte. Das hochrote Gesicht wirkt qietschig, ungepflegt und hat einen Vollbart. Er ist in etwa zwischen 35 und 50 Jahre alt und das Leben auf der Straße hat seine Spuren an ihm hinterlassen. In tarnfarbenen Klamotten gehalten, trägt er eine Art schwarze, abgelatschte Treckingstiefel, die glaube ich nie richtig zugeschnürt sind. Das der nie stolpert… Echt phänomenal!

Obwohl, das liegt vielleicht auch daran, das dieser Waldschratverschnitt immer schief durch die bronxx geht oder besser gesagt schlurft. Ja, schief.
Von der Seite betrachtet, hat er sich zentimeterweit nach hinten gelehnt. Der Mathematiker würde beim Anlegen des Geodreiecks sicher 10 – 20 ° Grad Neigung ausmessen.
Das muss man erstmal hinkriegen! Und geradebiegen lässt der sich sicher auch nicht mehr. Er wirkt wie ein Baum, der langsam umkippt. Und der schiefe Turm von Pisa ist Kinderkram dagegen. Was wirklich zählt ist der schiefe Mann aus der bronxx.

Und, er wird niemals umkippen. Zumindest habe ich das nie beobachten können bei ihm. Er schlurft durchs Viertel, tapfer ungerade in Extremneigung nach hinten, ein ewiges Grinsen auf den Lippen und immer eine Flasche Bier in den Fingern der rotblauen Hände. Immer. Quasi das Gegengewicht zu seinem Neigungsverhalten. Und die Stiefel sind natürlich auch wieder offen.

So bewegt dieser Kandidat sich hier durch das Viertel, stets auf der Suche nach Bierflaschen. Geschlossene, angetrunkene, kaputte, leere, volle. An Bushaltestellen, auf dem Platz, in den Straßen, den Mülltonnen, am Pissoir (ja, hier herrscht Ordnung!), überall. Auch im hiesigen Supermarkt. Da findet er immer Bier. Nur, sein Geld reicht oft nicht aus. Dann zählt an der Kasse die mühsam gesammelten Centstücke einzeln hin.
Manchmal, wenn es nicht reicht, dann schlurft er ein wenig schneller an der Kasse vorbei. Und dann schafft es irgendwie keiner, ihn dabei aufzuhalten. Sie lassen ihn vorbeiziehen, denn irgendwie mögen und verzeihen sie ihm.


Diesem schiefen grinsenden Männchen vom Westlichen Ringgebiet.

Also, wenn ihr mal in die bronxx kommt und ihn seht, gebt ihm ein Bier aus. Und keine Angst, er kippt nicht um. Der war schon schief…



Donnerstag, 26. November 2015

Zeugenschutzprogramm



Wenn es bei uns an der Tür klingelt, gibt es eigentlich nur 4 Möglichkeiten: meine Nachbarn von oben, mein Nachbar aus der Mitte, angemeldeter Besuch oder der DHL-Bote mit einem Paket für die Nachbarin von nebenan.
So ist das hier, wenn die Klingel sich tagsüber bemerkbar macht.
Über die Nummer mit der Bimmelei in der Nacht haben wir Euch ja unlängst berichtet.

Und dann neulich am Sonntagvormittag zu so’ner Uhrzeit, wo eigentlich gar keiner klingeln dürfte, weil: DHL hat frei, Nachbarn schlafen noch oder machen in family. Wir machten auch in family, d.h. ich spielte mit meinem Sohn in seinem Zimmer. Er liebt Ballspiele, ich aber weniger. Aber als Mutter und so, ihr wisst schon, ich hatte mich da dann doch dazu hinreißen lassen.

Wir spielten also Ball und es klingelte. Ich habe mich sehr erschrocken, denn der Sonntagsuzzellook erlaubt keinen Überraschungsbesuch – niemals erlaubt er das. Das wäre fatal für alle Beteiligten.
Ich gehe zur Gegensprechanlage – ja, dieses Mal benutzte ich sie tatsächlich VOR dem bloßen Öffnen der Tür – natürlich wegen des Gammellooks und so…
„Hallo?!“, fragte ich in den Hörer der Anlage.
„Guten Tag, mein Name ist Wanda Burger“, tönte es mir entgegen. Ich überlege kurz, ob ich diese Frau irgendwo her kenne. Nö.
„Wie geht es ihnen?“,  wollte sie wissen.
Oh, Wanda wollte quatschen und lieb sein. Doch, was will sie wirklich von mir?
Ich werde ungeduldig… Gespräche à la Telefonat über Gegensprechanlage bedeuteten nichts Gutes irgendwie.

„Hören sie, ich habe keine Zeit jetzt. Was möchten sie von mir?“, setzte ich Wanda verbal die Pistole auf die Brust. Sie blieb weiterhin freundlich und sagte: “Ich möchte mit ihnen über Gott reden.“

Oh, nee, ey, Zeugen Jehovas, dachte ich leise bei mir. Was haben ausgerechnet die hier in der bronxx verloren?
Gottesprediger im Trenchcoat und mit Handtasche am Armgelenk mit Perlenkette in der bronxx.
„Und ich möchte das nicht“, blaffte ich sie an.
Wanda war gut erzogen und der Herrgott würde bestimmt auch richtig böse mit ihr sein, wenn nicht…

„Glauben sie nicht an Gott?“, fragte sie zuckersüß zurück.
Die machten mich wahnsinnig. Ausgerechnet im sozialen Brennpunkt zog diese Dauer-Gut-Drauf-Karawane umher, wachte über ihren Turm und wollte hier über Gott diskutieren. Bier, Drogerien, Fußball, Kampfhunde und Udo Lindenberg, kein Thema. Aber doch nicht Jesus, Lattenjupp und der Heilige Bimbam.
Ich gab schließlich auf: “Nein.“

Hilfe, ich kam aus der Nummer mit ihr nicht mehr raus. Die würden Millionen Argumente finden und ich stünde heute Abend noch am Hörer. Obwohl, ich könnte sie noch bitten und sie dann dazu bringen, mit meinem Sohn weiter Ball zu spielen. Dann hätte ich Ruhe, keine Diskussionen über Gott, schön auf dem Sofa relaxen, Kind wäre beschäftigt…
Herrlich, wozu so’n bisschen Glaube doch gut wäre…

Na, ja, ich ließ dann Wanda und ihre Kaffeedamen doch unten, verabschiedete mich höflich und spielte selber wieder Ball …
Mein Sohn und ich lachen noch heute über meinen Plan.
Eines Tages werden wir sie dazu verdonnern… Das schwöre ich bei Gott…



Donnerstag, 19. November 2015

Der Scheiß aus der bronxx



Na, gut, das eine Wort sagt man eigentlich nicht. Aber mein Sohn hat den Titel vorgeschlagen und deshalb setze ich ihn – also natürlich nur den Titel -  jetzt doch genauso in die Überschriftenzeile.
In unserer bronxx hier liegt immer ziemlich viel Müll rum. Wer den so entsorgt, lest ihr in einem anderen Beitrag. Davon berichte ich ganz sicher noch, denn auch das ist eine Geschichte wert.
Heute geht es eigentlich erst mal nur um den Scheiß. Und für den gibt es extra ein Gerät. Dieses Gerät ist weiß und hat in etwa die Größe eines fahrbaren überdachten Motorrollers. Gestern habe ich mir das noch mal ganz genau angesehen, damit ich hier nichts Falsches schreibe und eine korrekte Beschreibung abliefern kann. Ja, Recherche ist auch immer wichtig bei so’nem Blog…
Das Teil hat ein langes Saugrohr und mündet auf einer schwarzen Mülltonne. Ein paar Mal in der Woche wird es hier morgens im Viertel mit einem Auto der Stadt und einem Anhänger vorbeigebracht und abgeladen und dann zuckelt ein Mann damit stundenlang durch die bronxx.


Er hält mit dem großen Geräterüssel brav an jedem Baum, an die Winkel und Ritzen der Häuser, über die Gehwegplatten der Bürgersteige. Er saugt quasi überall alles ab.

Das Ding schient batteriebetrieben zu sein, oder so. Keine Ahnung. Jedenfalls ist da kein Kabel dran.
Es macht etwas Krach und tut treu seinen Dienst.

Der Mann zieht es hinter sich her und der lange Schlauch ist gefräßig. Die beiden sind ein echtes Team. Und das wie gesagt über Stunden. Die beiden haben echt viel zu tun hier. Unglaublich.

Meine Nachbarin erzählte mir vorhin beim Besprechen des Blog-Themas (Yes, sie liest ihn, und es scheint sich rumzusprechen!), dass sie das Ding, also das Gerät, am Anfang gar nicht einzuordnen wusste. 

Ihr Freund hat ihr dann erklärt, dass das doch der Kackesauger sei.
Wir zwei haben uns noch mal kurz geschüttelt bei dem Wort und bei dem Gedanken. Denn, ’n bisschen eklig ist das irgendwie schon… Oder?!

So, und jetzt seid ihr im Bilde, was es mit dem Maschinchen und seinem Bediener da oben genau auf sich hat.
Das ist der Mann mit dem Kotsauger der Stadt Braunschweig, der hier durch die bronxx zieht. Ich weiß nicht so genau, wie er das aushält. So vom Geruch her und von der Optik und so… Aber irgendwer muss ja den Scheiß hier aus der bronxx wegmachen. Einer muss. Zumindest diesen Teil…





Donnerstag, 12. November 2015

Die Leiche



So, nachdem nun der Bann gebrochen ist, gibt es gleich noch eine story über eine weibliche bronxx-Figur.
Bei mir ist sie „die Leiche“ und zwar spreche ich das in etwa so aus, wie es ein Hesse tun würde: Betonung mehr auf dem „e“ als auf dem „i“ und das „ch“ wird zu ’nem ordentlich lang gezogenem weichen „sch“.
Warum? Weil, das klingt nicht annähernd so makaber wie der originale Begriff. Dann ist das Thema nicht ganz so schlimm, falls ihr wisst wie ich meine. Bei dem Titel muss man ja per se schon Angst bekommen…

Als ich sie hier bei uns im Viertel das erste Mal sah, war ich ganz schön geschockt. Auf dem Bürgersteig näherte sich mir eine ziemlich dünne Gestalt, so ca. 1,73 m groß. Ihre Haare waren weiß-grau, schulterlang, sehr dünn und standen recht wirr in alle Richtungen ab. Ihr sehr drahtiger Körper war in eine Leggings und einen Anorak gehüllt. Sie war vom Alter her ganz schlecht einzuschätzen, irgendwas zwischen 60 und 70. Sie schob eine Kinderkarre vor sich her. Und das Bemerkenswerteste an ihr war ihr starrer durchdringender Blick
Mir blieb in dem Moment der Mund offen stehen und es mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Von ihr ging keinerlei Regung aus. Sie bugsierte – starr geradeaus blickend – die Karre vor sich her.

Bei einer unserer nächsten Begegnungen – stellt Euch ein ähnliches Bild vor und tauscht einfach bloß die Farben ihrer Kleidung aus – begrüßte ich sie einfach mal. Sie wohnte offensichtlich auch in unserer Straße und da kann man ja mal „guten Tag“ sagen, dachte ich mir. Ich wollte eine Reaktion von ihr, irgendeine, egal welche. Aber sie wandte nur kurz den Kopf zu mir, nickte fast unmerklich, starrte dann wieder geradeaus und zog schiebend weiter.
Die Kinderkarre fest im Griff.

So ging es über Monate und Jahre hinweg. Bei Wind und Wetter war sie unterwegs. Langsam, fest fixiert auf einen Punkt im Nirwana, einen etwas sehr merkwürdigen Geruch hinterlassend und immer mit ihrem Gefährt im Schlepptau.
Was sie da drin hatte, keine Ahnung, ich habe es vergessen. Es war jedenfalls nie – wirklich echt NIE – ein Kind darin. In ihrem Alter hätte ich eher auf Enkelkind getippt, aber nein, es gab nie eines in der Karre. Diese Karre, die vermutlich auch schon halb so viel Jahre auf dem Buckel hatte wie ihre Besitzerin. Schrottreif, runtergekommen…

Auf mich wirkte „die Leiche“ immer wie eine solche. Irgendwie ferngesteuert aus und in eine andere Welt gehend unterwegs. Einzig gehalten vom treuen Gefährt, das ihr scheinbar das letzte bisschen Bodenhaftung gab.

In diesem Jahr habe ich sie noch kein einziges Mal gesehen. Gut, ich war viel unterwegs und selten hier, aber ich vermute mal, dass es sie einfach nicht mehr gibt. Sollte sie es tatsächlich geschafft haben, ihre letzte Ausfahrt angetreten zu haben?
Dann: R.I.P. meine liebe wundersame Gestalt aus der Zwischenwelt. Komm gut an dort, vergiss Deinen Kinderwagen nicht und bestell liebe Grüße von uns hier. Du fehlst irgendwie doch. Hier in unserer bronxx. Hier, wo alle ihren festen Platz haben und ihre besondere Rolle einnehmen.
Mögest Du in diesem blog ewig weiterschieben…
 

Donnerstag, 5. November 2015

Hiiiiiillllfe!

Mein blogger-Freund und Zeichner Nils – Schwarzer Peter – ist ja zurzeit in Wien und trägt von dort aus seinen Teil zu den Geschichten bei.Er schrieb mich letzte Woche per Mail an und stellte laut die Frage, ob und warum immer nur über Typen geschrieben wird. Mir persönlich war das noch gar nicht so aufgefallen.
Daraufhin begann ich in meinem Gedächtnis zu kramen und fragte auch meinen Sohn. Der ist schließlich immer der erste, der unser Zeug lesen und anhören muss und dann entscheidet, ob es so rauskann zu Euch.
Er brachte mich dann auf die folgende Geschichte:
Ich hatte in dieser lauen Sommernacht wie immer mein Schlafzimmerfenster auf Kipp. Die Standleitung zum Straßenlärm war also aktiviert. Da es  sich aber um die Nacht auf Montag handelte, war eigentlich mit Ruhe zu rechnen. Eigentlich…

Uneigentlich schreckte ich etwa um Mitternacht aus dem tiefsten Schlaf hoch, als ich Hilferufe hörte. Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass ich nicht (mehr) in meinem Traumkopfkinofilm war, sondern real in meinem Bett in meiner Wohnung in der bronxx.
Eine Frauenstimme rief da draußen um Hilfe. Sie klang ängstlich verzweifelt und ihre Rufe wurden zunehmend lauter. Bei mir setzte eine Art Schockstarre ein, ich war wie gelähmt. Ich hatte Panik und fühlte mit ihr diese schreckliche Angast. Meine Bettdecke, an die ich mich klammerte, nahm den Schweiß meiner Hände auf.

Draußen auf der Straße wurde ein Fenster weit aufgerissen. Und eine Männerstimme rief: „Ey, lass die Frau in Ruhe! Hau ab, sonst komm’ ich Dir da rüber! Lass sie sofort los! Verschwinde!“
Weitere Menschen schienen wach geworden zu sein und mischten sich ein.
So etwas wie das Geräusch eines Handgemenges drang an mein Ohr. Ich war ein kleines bisschen erleichtert.
Auch meine Nachbarn über mir öffneten ihr Fenster und wurden Ohrenzeugen des Ganzen.

Die Frau selbst war inzwischen ruhig geworden und musste nicht mehr um ihr Leben weinen. Sie bekam jede Menge Hilfe von den Anwohnern und aus der Ferne hörte man auch schon die Sirene eines Polizeiautos die bronxx erreichen.
Geschafft…

Noch heute beim Schreiben kocht in mir dieser Schock hoch, das merke ich körperlich recht deutlich.
Später war in der örtlichen Tagespresse auch eine kurze Nachricht über den Vorfall zu lesen: Eine junge Frau wurde überfallen und jemand hatte ihr dabei ihr Handy gestohlen. Durch beherztes Eingreifen der Anwohner und durch Alarmieren der Polizei konnte der Frau rechtzeitig geholfen werden.


Puh, seitdem hatte ich erstmal eine ganze Weile tierisch viel Angst davor, spät abends alleine nach Haus zu kommen.
Andererseits weiß ich aber auch, die Leute in der bronxx passen auf. Sie beschützen sich gegenseitig, wenn man wirklich in Not ist. Sie sind da, wenn man sie braucht. Irgendeiner ist immer wach hier…


Als ich zu meinem Sohn meinte, dass das diesmal aber keine witzige Geschichte wird, sagte er darauf hin nur: „Mama, Du schreibst über die bronxx und das ist eben auch genau diese bronxx.“

Donnerstag, 29. Oktober 2015

Nur kleine bisschen



Einer wohnt hier bei uns in der bronxx, den nenne ich heimlich „den Rapper“.
Er kennt wohl Noarbäärt auch ganz gut, jedenfalls sieht man die beiden oft zusammen.


„Der Rapper“ ist natürlich kein richtiger Rapper, er zieht sich oft so an, geht fast immer mitten auf der Straße, redet dabei ununterbrochen mit sich selbst und hat die tiefste Männerstimme, die ich je gehört habe.(Und jetzt plauder ich hier mal ein echtes Geheimnis aus dem Nähkästchen aus: ich finde die Stimme sexy und Nils hat mich bei dem Thema nur ganz verdattert angeguckt und mit dem Kopf geschüttelt…. Ja, Mann, ey, ich sag dazu jetzt auch nichts mehr… )

 
Jedenfalls hat wohl der Rapper mal in unserem Haus gewohnt – das war aber weit vor meiner Zeit – und ist dann umgezogen. Die Straße runter, ein paar Häuser weiter. Das hat mir meine Nachbarin über mir erzählt. Sie meidet den Typen, weil er ihr öfter mal aufs Auto rotzt, während sie darin sitzt und losfahren will. Das ist ja wohl auch voll eklig, ey, oder?! Ich habe ihr daraufhin den Einsatz einer Wasserpistole empfohlen. Das fand sie aber nicht wirklich witzig…

Als ich diese story über ihn erfahren hatte, bin ich ihm konsequent aus dem Weg gegangen und hab ihn besser übersehen, wenn ich mit dem Rad an ihm vorbei musste.
Eines Tages war es wieder soweit. Ich musste mit meinem Fahrrad los zum Job und er ging wieder mitten auf der Straße durch die bronxx. Als er mich sah, steuerte er direkt auf mich zu. Oh, Kacke, ich bekam echt Angst. Was kommt jetzt: Anrotzen? Iiiiieeeehhh, ich wollte nicht und ne Wasserpistole hatte ich auch nicht dabei. Ich dimmte mich runter und ließ mir nix anmerken.


Dann hob die tiefste Stimme der bronxx an und sprach zu mir:“ Ey, hallo.
Darf ich Dich mal was fragen?“ Ich erwiderte seinen Gruß und bejahte.
Er weiter: „Sag mal, Du bist ja immer nur unterwegs, was machsten Du eigentlich so beruflich?“
Wie abgefahren, ausgerechnet dieser Typ wollte von mir wissen, was ich so mache. Ich erklärte ihm kurz, was mich jobmäßig so alles umtrieb. Daraufhin zeigte er sich sehr beeindruckt: „Boah, voll krass, ey. Alter, das könnte ich ja nicht. Coole Sache.“
Eine echte Rapperantwort eben. Und sogar mit Lob. Wenn meine Arbeit sonst schon keiner zu schätzen wusste, der Rapper war mit mir. Er wurde mir gleich etwas sympathischer. Das Eis zwischen uns war sozusagen gebrochen.
Gott sei Dank, keine Ängste mehr schieben. Ich war echt erleichtert.



Er wollte sich scheinbar noch weiter unterhalten und machte jetzt auf smalltalk:“ Und, sonst so? Isch mein, wie geht’s Dir so, ey? Alles klar und so?“
„Ja, bis auf eine Erkältung, alles soweit ganz gut bei mir“, ließ ich ihn wissen.
Jetzt kam seine große Stunde und er schien DEN ultimativen Tipp für mich parat zu haben: 

„Du, da weiß ich, was da hilft bei Dir.“ 
Ich so: „ Echt? Sach ma.“
Herr Doktor Rapp verlieh seiner tiefen Stimme etwas verschwörerisches und stieg dann in seine Beratung ein mit den Worten: „Musst Du kiffen.“
Mein Gesicht wollte ich jetzt lieber nicht sehen… Was sollte ich jetzt daraufhin antworten, ohne dass ich mich mit meiner nicht vorhandenen Wasserpistole hätte wehren können?
Ich versuchte es einfach mal mit der Wahrheit: „Du, nee, lass ma, ich stehe überhaupt nicht auf so was.“ Was würde wohl jetzt passieren? Waren meine letzten Stunden hier in der bronxx gezählt? Hilfe!


Er aber blieb ganz ruhig: „Quatsch, musste echt ma machen. Das hilft wirklich.Nur so kleine bisschen. Wirste sehen, Mann.“ Dabei grinste er allwissend und zeigte mit Zeigefinger und Daumen die Menge an, die er mit „kleine bisschen“ meinte.
Dann ging er wortlos zurück auf seine Straße, deutet kurz einen Gruß in meine Richtung an und verschwand im Gangsterrapperwiegeschritt.

Ja, liebe Freunde der bronxx, wenn gar nichts mehr geht, fragen Sie Dr. Rapp. Es geht immer ein „kleine bisschen“. Das weiß wohl auch Noarbäärt. Und, meine Wasserpistole bleibt trocken. Für jetzt jedenfalls erstmal…

 

Donnerstag, 22. Oktober 2015

Noarbääärt



Heute stellen wir Euch eine richtige Koryphäe – oder wie das heißt – der bronxx vor: Noarbääärt.

Sein Name ist Programm und sein Programm auch…
Er ist hier oft in aller Munde, ziemlich oft sogar. Morgens, mittags, nachmittags, abends und wie sollte es sonst anders sein, auch und besonders nachts. Soviel ist mal klar, der Mann und sein Programm sind heiß begehrt.


Ihr fragt Euch jetzt bestimmt: warum machen die ausgerechnet um den Typen so’n Wind? Was kommt da nun noch? Wieder was mit Alk, oder so?! Gesänge? Oder was?

Nee… ganz verkehrt. Bei Noarbääärt ist das anders. Das geht in etwa so:

Mitten in der Nacht – nehmen wir nochmal diese böse 4:00 Uhr-Zeit, hört man schon von weitem ein quietschendes Fahrrad in der Straße. Jemand strampelt den offensichtlich öllosen und kaputten Drahtesel fast zu Tode. Wahrscheinlich auch selbst mit allerletzter Kraft.
Das Fahrzeug kommt näher und näher und dann ist kurz Ruhe. Wir wissen ja aus Erfahrung, dass jetzt erst der eigentliche Kracher der bronxx kurz vorm Explodieren ist…

Also, Stille. Dann ein Klopfen. Hm, klingt nach Finger auf Glassscheibe. Nun ein raunendes Rufen: „Noarbääärt.“ Ein wenig unterdrückt, denn man will ja eigentlich nur den gerufenen wecken und den Rest aber nicht. Doch, der eine hört das nicht. Mit vorsichtig gesteigerter Lautstärke wird nochmal angesetzt. Und wiederum Fenster pochen. Vielleicht hilft es. Aber es tut sich nix. Der Besucher gibt schließlich auf, Rad fährt weg.

Okay. Gut.
Ja. Nee…

Nach gefühlten 30 Minuten: quietschen. Rad kommt zurück. Man hört förmlich die Not am schnelleren Tritt. Die ganze Szene von vorhin wiederholt sich detailgenau, nur eben noch lauter.
Wieder keine Reaktion.
Der Radfahrer wird jetzt wütend und brüllt den meist beschworenen Namen der bronxx verzweifelt in die Dunkelheit der Nacht. Zornig, aggro und noch was. Aber die Koryphäe scheint zu schlafen und rührt sich nicht.


Tja, Wiedersehen macht Freude, am besten mal tagsüber zu den üblichen Öffnungszeiten. Das denken sich viele andere auch und an manchen Tagen geben sich da echt viele Noarbääärt-Fans die Fensterklinke in die Hand.Nicht jeder kommt mit nem verrosteten Rad, einige parken ihre teuren Schlitten kreuz und quer auffem Bürgersteig. Aber eins haben alle gemein: alle sind immer froh, wenn DER Mann aus der bronxx da ist und sich ihrer annehmen konnte. Richtig erleichtert sind se irgendwie. Und sie kommen auch alle gerne wieder. Noarbääärt ist ja auch echt ’n total netter.

Und mich grüßt er sowieso immer freundlich, obwohl ich noch nie bei ihm geklopft habe…
Aber empfohlen wurde er mir schon. Ja, wirklich.
Mehr dazu jedoch ein andern Mal. Vielleicht in der nächsten story.

Heute ging es ja bloß darum, Euch die bronxx-Koryphäe erstmal vorzustellen.
Das komische Fremdwort kommt übrigens aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie „jemand, der auf einem bestimmten Gebiet außergewöhnliche Fähigkeiten besitzt.“ Ein Noarbääärt eben…





Donnerstag, 15. Oktober 2015

Das ist meine Susanne!



Gefühl und Bier
nachts um vier,
das kennen wir
bei uns in der bronxx hier…
Ihr ahnt schon, worauf das wieder hinausläuft, oder?! Aber: diesmal bin ich entspannter. Denn: es betrifft mich nur am Rande. Ganz am Rande. Weil: Ich bin ja keine Susanne. Und: zum Glück war es ein Samstag oder besser gesagt Sonntagmorgen, an dem sich jene Szene in der bronxx abspielte. Wie immer mitten auf der Straße, ungefähr auf der Höhe von der „Udo-Lindenberg-WG“. 

Die von neulich, ihr wisst schon….
Genau da scheint ein guter Ort für Klärungen von Gefühlssachen aller Art zu sein. Jedenfalls standen da offensichtlich 2 Typen, bei denen das ganz genau jetzt soweit war. Und zwar wieder (mit) volle Pulle und so.
„Ey, pass ma auf Alter, das ist meine Susanne!“, kam die relativ klare Ansage vom ersten.
Der zweite ließ sich davon gar nicht beirren: 

„Nee, vergiss das ma ganz schnell, die gehört jetzt mir.“
Okay, also es ging um ne Frau. Haha, wie geil, 2 Typen kloppten sich verbal fuselig um ne Barbe. Ich war hellwach und mir war das mal so was von egal, dass ich nicht weiterschlafen konnte. Mal gucken, was die beiden Hähne sich so alles einfallen ließen. Passierte ja nicht alle Tage, dass de Herren um de Dame kämpften.

„Du, nochma im Klartext, Kollege, die gehört mir. Ich vergesse da ga nix. Zisch ab, das ist meine.“ 
Typ1 wurde jetzt vehementer. Doch Typ 2 hielt locker dagegen: „Lass die Finger von der, Du, das sag ich Dir, sonst…“.
Es ging eifrig ab zwischen den beiden, aber so richtig. Ein Wort gab das andere und sie redeten sich vollkommen in Rage. Ich blieb gebannt dran und war gespannt, ob das ganze noch ordentlich eskalieren würde…

Dann war wie aus dem Nichts plötzlich eine Frauenstimme zu hören, erst fast unverständlich, dann doch deutlicher und nicht weniger abgefüllt als ihre beiden Buhler: „Aber… aber ich heiße Sabine..“.

Bäm…
Totenstille…

Wie geil! Jetzt waren se sprachlos, die beiden Strategen. Und ich  feixte mir eins… das ganze Gerangel völlig für umme und dann war den beiden am Ende auch noch die Susanne durche Lappen gegangen. Herrlich! Tja, manche Probleme hier im Viertel lösten sich eben so ganz anders als man denkt und vor allem von selbst.

Danke fürs Wecken, meine lieben bronxxler. Vielleicht klappt es ja bei der nächsten Sybille oder Claudia oder wie se nicht alle heißen… Ich kaufe ein „S“ und löse auf…


Donnerstag, 8. Oktober 2015

In der brohonxx nachts um halb vier


Frei nach Hans Albers, nur ohne didelidelit…

Tja, die nächste Geschichte spielt malt wieder genau um die Uhrzeit, in der es im WRG immer nochmal munter und kritisch werden kann. Das habt ihr ja schon gelernt in diesem blog, nicht wahr?!
Und ich darf das auch immer wieder lernen… grumpf…
 
Ja gut, ich fang' ja schon an…

Eines Nachts wachte ich mitten aus dem Tiefschlaf auf als ich meinen Namen rufen hörte. Recht leise für bronxxer Verhältnisse. Ich fühlte mich aber irgendwie nicht angesprochen.
Meine Nachbarin ganz unten im Haus trägt nämlich den selben Vornamen. Und mein Kopfkino machte um halb vier morgens seinen eigenen Film daraus. Als ich jetzt noch an den Mülltonnen ein dezentes Rumsen wahrnahm, war meine story perfekt:
Nachbarin war nebst Freund angeschiggert nach Hause gekommen, gegen die Ascheimer gelaufen und ohnmächtig liegen geblieben. Er versuchte sie durch Rufen zu reanimieren. Drama, aber irgendwie auch nicht so schlimm.

Dann hämmerte es an plötzlich meine Schlafzimmertür, ich schreckte richtig hoch, als die Tür aufging. Mein Sohn stand da und verkündete ängstlich, dass es schon länger an unserer Wohnungstür klingelte.
Oh mein Gott, jetzt fanden die beiden da unten ihre Schlüssel nicht und machten alle Nachbarn wach.
Meine Chance zum Auftritt als Superwoman war gekommen. Ich warf einen Blick in den Spiegel, schmiss mir eine Klamotte über, schaute auf die Uhr, drückte den Türsummer und öffnete die Wohnungstür. Alles in Sekundenschnelle...
Unten stolperte jemand ins Treppenhaus. Von oben bölkte mein Nachbar aus seiner Tür: 

„Na, toll ey, erst klingelt einer hier 'ne halbe Stunde Sturm und jetzt macht die dem auch noch die Tür auf.“
Ach, Du Sche**e, ich hatte vor lauter Schreck gar nicht gefragt, wer da unten ist. Jetzt erwachte ich endgültig aus meinem Kopfkino, mir wurde heiß und kalt und mutig lief ich die Stufen nach unten. Im Schein der Treppenhausbeleuchtung tauchte ein Kopf auf. Ein Mann und ich hatte ein déjà-vu. Ich kannte den. Echt, den kannte ich.
Als ich seinen Namen rief, drehte er sich mit dem Gesicht zu mir hoch. Tatsache, das war er… Seinem Mund entwich ein freudiges „Hallo“ und ein langgezogenes: „Naaaaaa?!“ Ich starrte ihn an, denn ich konnte es kaum glauben. Ein Kumpel, der mitten in der Woche, mitten in der Nacht etwas alkoholisiert und unter völligem Drogerieladeninhalteinfluss in unserem Hausflur stand und so tat, als sei die Welt in Ordnung und er müsste mich mal dringend besuchen…


Ich war außer mir vor Wut und sagte ihm, das er sich gefälligst umgehend verpi**en möge, sonst würde ich die Polizei rufen. Er schaute mich etwas unverständig an und ich begann, um mein Leben zu rennen. Erst jetzt hatte ich Angst. Angst, dass er meinem Kind was tun könnte, dass er handgreiflich werden würde oder was weiß ich nicht noch was. Ich hastete in meine Wohnung und schloss ab. Dann rief ich meinen Nachbarn oben auf Handy an, wach war der ja jetzt eh…
Er redete mir gut zu und ermutigte mich, tatsächlich 110 zu alarmieren falls unser Hausbesuch sich nicht verdünnisierte.
Todesmutig lief ich dann nochmal ins Treppenhaus und suchte jeden Winkel ab. Puh, aber die Luft war rein… Ich tröstete mein Kind und fiel danach selbst total kaputt ins Bett. Fürs erste reichte es mir mal wieder in der bronxx.

In jener Nacht beschloss ich, den blog zu schreiben.

Denn, so verliert man Kumpels nicht alle Tage und eins ist sicher:
der wandelnde Vollrauschmann ist ganz bestimmt immer noch auf der Suche nach einer neuen Bleibe. „…ob du'n Mädel hast oder hast kein's, amüsierst du dich, denn das findet sich…“ 
(danke an Hans Albers).




Donnerstag, 1. Oktober 2015

Du hast doch ne Katze, oder?!

Hunde sind bei uns im Haus verboten. Draußen an der Hauseingangstür klebt ein fettes Verbotsschild. Na, ja, dafür ist aber Katzenhaltung erlaubt. Ich habe aber trotzdem keine.
Hunde und Katzen leben hier in der bronxx reichlich. Insbesondere Kampfhunde, aber das führt jetzt zu weit und lenkt vom Thema ab. Merke ich gerade, denn ich habe jetzt mal ganz kurz vergessen, worüber ich schreiben wollte...
Ach, ja, jetzt weiß ich es wieder:

Nach meinem Einzug hier habe ich mir im Laufe der Jahre fast alle Menschen aus der bronxx genauer angeschaut, sie beobachtet und so meine Studien betrieben. Ja, sorry, aber sonst könnte ich den blog knicken, oder?!
Ganz grob gesagt wohnen hier viele sehr spezielle Gestalten - außer uns natürlich.

Einer von ihnen ist so ein großer mit ganz kurzen blonden Locken. Ein bisschen jünger als ich und so eine Mischung aus Engelputte und Michelinmännchen. Ja, nicht so nett vielleicht, aber passt ganz gut und ihr habt jetzt alle ein Bild vor Augen, denke ich.
Der hat mir immer irgendwie nachgeschaut, wenn ich einkaufen oder sonstwie im Viertel unterwegs war. Einmal kam ich mit dem Rad nach Hause und hab, brav wie ich bin, zum Abbiegen in unsere Einfahrt Handzeichen gegeben. Er hat mich dabei wie üblich intensiv angestarrt. Plötzlich strahlte er dann übers ganze Gesicht und hob seine Hand zum Gruße und sagte: "Hallo."
Er hatte meinen "Blinker" als Gruß an ihn gewertet und war glücklich. Ab dann grüßte er mich immer, wenn er mir begegnete. Puh...

Dann kam der Tag, an dem mein Sohn in unserem Flur in den Spiegel gerutscht war.
Spiegel kaputt, Kind heile... oh my god... Ein paar Tage später war schräg gegenüber in der Straße Sperrmüll aufgestapelt. Yes, ich brauchte meinen zerdeppertes Teil nicht teuer bei ALBA verklappen, sondern konnte das vielleicht - höflichst nachgefragt - mit auf den Stapel packen.
Ich ging los und klingelte in dem Sperrmüll-Haus. Mist, keiner da. Weiter versuchen. Nachdem ich fast alle Namen erfolglos durchprobiert hatte, kam endlich ein Ton aus der Gegensprechanlage: "Ja?"
Ich schilderte kurz mein Anliegen und kurze Zeit später kam der Anwohner heraus. Und vor mir stand? Bäm... 3 x dürft ihr raten... Richtig, das
Michelinengellöckchen.
Ach herrje...

Er war entzückt, seine Traumbine endlich so nah vor sich. Es brauchte ein wenig, bis er vor lauter Aufregung aus seiner Sprachlosigkeit fand. Dann legte er los und hielt mir Vorträge über Spiegel und fachgerechte Entsorgung und Spezialhandschuhe und so... Haarscharf am Thema vorbei, denn ich wollte ja eigentlich nur wissen, ob ich meinen Sperrmüll mit auf den Haufen tun kann. Großzügig setzte er sich über den von einem Nachbarn angemieteten Platzbesitz hinweg und räumte mir alle Rechte ein. Danach war erstmal Stille. Er träumte wahrscheinlich schon von Folge 128 unserer Story und schaute mich verzaubert an...
Dann nahm er Anlauf, um sich mindestens Folge 2 zu sichern und fragte ganz mutig:
" Du hast doch ne Katze, oder?!"

Mein kleiner Kobold in mir hätte da eine richtig fiese Superantwort drauf gewusst, aber ich ließ das einfach mal bleiben. Es war besser so, glaub mir, lieber Katzenmann.
Ich habe ihn dann einfach da stehengelassen und brav meinen Spiegel zum Sperrmüllhaufen getragen. Er beobachtete mich hinter seiner Jalousie, ich hab das genau gesehen. Immer, wenn ich ihm jetzt begegne, spricht er nicht mit mir und schaut mich strafend an. Und mal ganz ehrlich: das hab' ich mir auch nicht anders verdient, denn ich war böse und hab' die Träume vom Katzenmann zerstört.

sometimes life is cruel in da bronxx...

Donnerstag, 24. September 2015

Hinterm Horizont geht’s weiter – Udo Lindenberg-Gedächtnis-Nacht



In der bronxx wird grundsätzlich viel gefeiert und laut ist es auch immer irgendwie. Das muss so. Besonders zwischen 1:00 und 4:00 Uhr in der Nacht.
Als ich vor 6 Jahren hier herzog, war jedes Wochenende Party. Einmal gegenüber vom Wohnzimmerfenster. Und einmal gegenüber von meiner Küche. Immer im Wechsel.
Und das Ganze ging dann immer und wirklich immer bis in die späten Morgenstunden. Bis andere aufstehen oder das erste Mal über das Aufstehen nachdenken. Also die, die nicht gefeiert haben…

Diesmal war wieder die Straßenseite dran, die ich von meinem Küchenfenster aus hören konnte. Es war Sonntag 10:00 Uhr und ich musste bald los zur Spätschicht. Ich ging durch meine Küche ins Bad und hörte Udo-Lindenberg-Musik. Wie auch schon die ganze Nacht über. Ich war ein paar Mal wach und hörte mich so gezwungenermaßen durch alle alten Udo-Songs durch.
Und ich kannte die Titel ja auch alle von damals.
Die da draußen auch. Sie gröhlten alle mit. Laut wie immer.

Ich machte weiter im Bad, föhnte mir die Haare und bereitete mich auf meinen Job vor. Udo sang und sang. Und sein Background-Chor ebenso.Das waren die, die schräg gegenüber ganz unten in der WG wohnten. Fünf oder sechs Typen, die abends öfter im gemeinsamen Wohnzimmer bei viel Bier und weit offenen Fenstern den Abend ausklingen ließen.
Zusammen mit Udo hatten sie heute die Nacht durchgemacht.

„Hinterm Horizont geht’s weiter.“


Als das Lied durch war, wurde es abrupt still von drüben unten. Udo und sein Orchester waren verstummt…  „Puh, geschafft. Jetzt sind se alle mit dem Kopp auf den Tisch gefallen und schlafen“, dachte ich. Super. Ruhe.

Leider nicht. Die Typen fingen an zu diskutieren. Mit dreiacht auf dem Kessel. Ich hatte echt Mühe, sie zu verstehen. Gesang und Bier, das versteht man hier. Alles andere wird schwer. Die gelallten Wortfetzen musste ich mir mühsam zusammensortieren.
Nach ein paar Minuten hatte ich es dann: Einer der WGler war offensichtlich an dem Text von Udos letztem Song abgek…t. Na, ja, verzweifelt. Das war zuviel für seinen Zustand. Bier und Gefühle, keine gute Idee hier in der bronxx.

Seine Kumpels bauten ihn tröstend wieder auf und schmetterten dabei im Bierausdunst verschworene Parolen auf den verklebten Wohnzimmertisch: „Ey, komm, reiß Dich zusammen. Alter, das schaffste. Wir sind ja auch noch da.“

Okay, das klang nach Liebeskummer oder Weltschmerz oder so. Und sie trösteten ihn. „Irgendwie auch süß“, fand ich. So ehrlich. So fürsorglich. So kumpelig. Und doch so im Suff. So richtig in echt bronxx eben.

Nach ein paar Minuten trat dann Udo wieder ans Mikro. Nur, das eine schlimme Lied durfte er nicht mehr singen. Das kam ja nicht so gut. Man passt eben auf auf seine Leute.


Und es geht immer weiter. Auch hinter dem Horizont hier in der bronxx.
Entweder mit Udo oder eben ohne Udo. Oder mit Alk oder mit der nächsten
Party. Immer weiter…


 

Freitag, 18. September 2015

Harte Erdbeeren

Letztens war ich in unserem einzigen Supermarkt hier in der bronxx. Nils und ich haben ernsthaft überlegt, ob wir den richtigen Namen verraten. Aber wir lassen es mal bei Supermarkt. Nicht, dass es noch Ärger gibt. Und insgeheim weiß ja sowie so jeder, welcher Laden gemeint ist...

Wenn man hier wohnt und mal eben schnell in Hausschuhen den Rest fürs Frühstück kaufen muss, geht man eben da hin. Einer der wichtigsten Treffpunkte hier in unserer bronxx. Bisschen Schmuddel, immer Alk auffem Band und inzwischen kennt man jeden Mitarbeiter und jede Kassiererin. Und die natürlich auch ihre Kunden und alle bronxxianer.

Jedenfalls brauchte ich auch mal wieder schnell noch irgendwas, ging rein und schlenderte dann mit meiner Beute unterm Arm zur Kasse. Vorbei am Alkoholregal, da, wo früher das Schokoregal war. Typisch bronxx.
 

Ich stellte mich an die halblange Schlange an der Kasse an und guckte schon mal, wer heute kassiert. Manchmal dauert das ewig, je nach dem. Ah, alles klar, der nette junge Mann türkischer Abstammung. Der mit dem Bart. Nils wusste ganz genau, wen ich meine. Weil, Bart und so...

Mit uns in der Schlange eine chinesische Studentin. Jetzt war sie dran. Sie legte ihre Packung Obst auf das Band. Der Kassierer guckte irritiert. Seine Scannerkasse nahm das Teil nicht. 

"Na, toll ey, das kann ja wieder dauern", dachte ich.
Er blätterte hektisch suchend in diesem Kassendings, wo alle Pin-Nummern drinstehen. Fand aber nix. Die Chinesin lächelte verlegen und wollte ihm helfen. "Litschis", sagte sie.

Er ging wieder an dieses Blätterdings.

Dann hatte er den rettenden Einfall.   Er griff zum Telefon und rief den Telefonjoker an. Einer von denen, die als Marktleiter den ganzen Tag hinter verspiegelten Scheiben im Büro hocken. Meistens oben, hinter dem Obst- und Gemüseregal. Und alle denken, dass das keiner mitkriegt.


Er, also der Kassierer, dann so:    "Ähm, was kosten denn diese Dinger hier, diese Litschis, oder wie die heißen?! Du weißt schon, diese harten Erdbeeren."

Die Schlange lachte laut, ich hätte am liebsten geklatscht.
Der Typ ist der burner. You made my day, Mr. bärtiger Kassierer!


Montag, 14. September 2015

Stellt Euch das mal vor (Wie stellt ihr euch das eigentlich vor?)




Ach so, wir müssen uns ja noch vorstellen… Fast vergessen.
Okay, also, das ist Nils Peter. Ich nenne ihn heimlich den „Bartmann“. Obwohl, heimlich ist es ja jetzt nicht mehr. Was er wohl jetzt denkt, wenn er das hier liest?? Egal. Jetzt ist es raus.






Nils ist Student an der HBK, lebt seit 24 Jahren im WRG, startet gleich in ein Auslandssemester, kritzelt und zeichnet richtig coole Sachen, mit vielen Männern und Haaren und Bärten und so. Mich hat er auch schon gemalt.







 
the_climbing_rose, das bin ich, Braunschweigs Erotik-Autorin Nummer 1. Ich lebe seit über 6 Jahren in der bronxx hier. Nils habe ich ein paar Mal bei unserem Supermarkt am Platz getroffen. Und dann bei so ’ner Künstleraktion von der HBK. Da war ich in seiner Wohnung.







Und da begann das alles. Mit diesen Gesprächen und so. Und mit den Treffen beim Guinness und mit der Freundschaft. 
Und natürlich jetzt gerade neulich mit der Blog-Idee. Und dann haben wir einfach mal losgelegt.