Donnerstag, 3. Dezember 2015

Der war schon schief



Im WRG da tummeln sich Gestalten, das soll man nicht für möglich halten…

So auch dieses Unikat aus der bronxx-Nachbarschaft:

Ein Mann, schätzungsweise so groß wie ich. Ja, toll, wenn man jetzt wüsste, wie groß ich bin, nicht wahr?! Einen Meter zweiundsiebzig in etwa. Von normaler Statur, also der Mann jetzt, dunkelblondes Haar - der Volksmund nennt das auch straßenköterfarben – mit Ansatz von einer Platte. Das hochrote Gesicht wirkt qietschig, ungepflegt und hat einen Vollbart. Er ist in etwa zwischen 35 und 50 Jahre alt und das Leben auf der Straße hat seine Spuren an ihm hinterlassen. In tarnfarbenen Klamotten gehalten, trägt er eine Art schwarze, abgelatschte Treckingstiefel, die glaube ich nie richtig zugeschnürt sind. Das der nie stolpert… Echt phänomenal!

Obwohl, das liegt vielleicht auch daran, das dieser Waldschratverschnitt immer schief durch die bronxx geht oder besser gesagt schlurft. Ja, schief.
Von der Seite betrachtet, hat er sich zentimeterweit nach hinten gelehnt. Der Mathematiker würde beim Anlegen des Geodreiecks sicher 10 – 20 ° Grad Neigung ausmessen.
Das muss man erstmal hinkriegen! Und geradebiegen lässt der sich sicher auch nicht mehr. Er wirkt wie ein Baum, der langsam umkippt. Und der schiefe Turm von Pisa ist Kinderkram dagegen. Was wirklich zählt ist der schiefe Mann aus der bronxx.

Und, er wird niemals umkippen. Zumindest habe ich das nie beobachten können bei ihm. Er schlurft durchs Viertel, tapfer ungerade in Extremneigung nach hinten, ein ewiges Grinsen auf den Lippen und immer eine Flasche Bier in den Fingern der rotblauen Hände. Immer. Quasi das Gegengewicht zu seinem Neigungsverhalten. Und die Stiefel sind natürlich auch wieder offen.

So bewegt dieser Kandidat sich hier durch das Viertel, stets auf der Suche nach Bierflaschen. Geschlossene, angetrunkene, kaputte, leere, volle. An Bushaltestellen, auf dem Platz, in den Straßen, den Mülltonnen, am Pissoir (ja, hier herrscht Ordnung!), überall. Auch im hiesigen Supermarkt. Da findet er immer Bier. Nur, sein Geld reicht oft nicht aus. Dann zählt an der Kasse die mühsam gesammelten Centstücke einzeln hin.
Manchmal, wenn es nicht reicht, dann schlurft er ein wenig schneller an der Kasse vorbei. Und dann schafft es irgendwie keiner, ihn dabei aufzuhalten. Sie lassen ihn vorbeiziehen, denn irgendwie mögen und verzeihen sie ihm.


Diesem schiefen grinsenden Männchen vom Westlichen Ringgebiet.

Also, wenn ihr mal in die bronxx kommt und ihn seht, gebt ihm ein Bier aus. Und keine Angst, er kippt nicht um. Der war schon schief…



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