Donnerstag, 28. November 2019

Ferien in der bronxx


Was bei Astrid Lindgren noch Saltkrokan war, ist hier bei uns im WRG eben die bronxx. Auch hier kann man Ferien machen. Glaubste nich?! Na eben doch, ich verbringe meinen Urlaub fast immer hier, lebe noch und fühle mich ja eh im Viertel recht wohl.
Wer seine Auszeit bei uns im WRG nehmen will braucht auch 'ne Bleibe, gell?! Richtig. Von Hotels, bed & breakfast und sonstigen Absteigen weiß ich hier nüschde, aber ’ne Ferienwohnung gibbet schonnemal. Da staunste wa?! Mitten inner bronxx ’ne kleine Bleibe zum Anmieten über’n paar Tage oder bestimmt auch länger. Es gibt ja bekanntlich nichts, was es nicht gibt und so kann ich Euch auch hier schon einen Geheimtipp aus dem Hut zaubern - und zwar so was von – in meiner eigenen Sch-straße entstand jüngst eben so ein schnuckeliges Überachtungsnestchen. Bei uns raus aussem Haus, rechts abgebogen und ein paar Häuschen weiter vis-à-vis wurde gehämmert, gemalert, entrümpelt, hindrappiert, geknöpert und knuffigst zurechtgemacht.
Ja, ich hab’s gesehen, von außen da draußen und von innen voll schöne Bilder im Gesichtsbuch bei "J-H E." auffem Profil. Das erste Mal postete er auf seiner timeline ein Bild aus meiner hood und erzählte vom Wohnungskauf in der bronxx. Ich war echt perplex damals. Wer kauft ausgerechnet HIER ’ne Bude und dann noch diese?
Vor einer guten Woche war es dann soweit. In den blauen sozialen Medien wurden mittels Fotoalbum bei besagtem Herrn auf der Pinnwand die Ergebnisse der mühe- und liebevollen Kleinarbeit von ihm und seiner echten eigenen Frau präsentiert. Und ich sage es Euch, zum Verlieben schön kommt das Interieur daher. Hammergeil schöne Optik und das bestmögliche rausgeholt aus dem Ding. Berlin-style deluxe als Kleinod mitten inner bronxx.
Chapeau, Mister und Misses E., brillianter Stoff! Ich war so verzaubert, dass selbst ich kurz überlegte, da mal ein zwei Tage Urlaub zu machen... ganz ganz ehrlich! Und das will was heißen, schließlich sind meine vier Wände ja auch megageil...
Den Kollegen Vermieter und Musiker traf ich denn auch prompt am hiesigen Altpapiercontainer mit dem offenen Cabrio voller Möbelkartons. Eine superherzliche Begegnung mit Umärmelung und der später virtuell spontanen Einladung, jederzeit bei W-Lan-Stress auf seine Daten zurückgreifen zu können.
Ich bin happy über solch liebe Nachbarschaft. Die beiden leben ab und an inner bronxx und holen sich dann ein wenig Kreuzberg ins sonst eher dörflich geprägte Leben.
Nun heißt es Daumen drücken, dass die Stadt ja sagt zum Offerieren der kleinen Urlaubsoase in der Sch-straße und dann kann es auch schon losgehen. Abenteuerentspannungstage in der bronxx und es wird eben nicht enden in „dem Elend probewohnen“ sondern in einer unvergessenen Zeit im WRG. Und wer weiß, vielleicht erlebste auch währenddessen sogar hautnah Deine eigene blog-story.
Solltest Du eine professionelle Stadtteilführerin brauchen melde Dich. Ich kann das! Und den Kontakt zum Vermieter kann ich natürlich auch herstellen…
Also, buche und besuche uns hier, hier bei uns inner...


Samstag, 23. November 2019

Fluch-Blatt


Vor gut einer Woche war es soweit: was ich zuvor in den sozialen Medien - sprich beim Gesichtsbuch – beim Durchhuschen meiner Timeline als kleinen Aufreger in einem Wortbeitrag eines meiner virtuellen Freunden gelesen hatte, steckte nun auch in unseren Briefkästen. Ich zog den DIN A5-großen Zettel aus demselben und da sonst weiter kein Umschlag oder dergleichen auf mich wartete, schaute ich ihn mir beim Gang nach oben im Treppenhaus schon mal an. Das Wappen der Stadt Braunschweig oben rechts stach mir sofort ins Auge. Aha… Aber, warum so eine schlechte und blasse Kopie (als alter Copyshophase erkennt man seine Vervielfältigungskisten sofort)? Und, warum um Himmels Willen die viel zu vielen Rechtschreibfehler?
Ergo: hier muss was faul sein in vermutlich sämtlichen Postkästen der bronxx.
Gleich erstma’ Fotto machen und ab damit in den Gruppenchat des blogs und Meinungen einfangen. Die Jungs reagieren prompt und klären mich auf, dass unsere Stadt schon Anzeige gegen unbekannt erstattet habe.
Gut so, denn das kann ja echt nicht angehen.
Ein Flugblatt wird erstellt, scheinbar im Namen der hiesigen städtischen Behörde. Das ganze Ding kommt billigst rüber, strotzt vor grammatikalischen Fehlern und versucht, in klarer, politisch sehr eindeutig zuzuordnender Weise, eindringlich und einseitig die Interessen der Partei zu vertreten, die am ersten Adventswochenende ihren Bundesparteitag hier in Braunschweig abhalten wird. Und das auch noch hier bei uns inner bronxx.
Angemietet ist dafür über mehrere Tage die Volkswagenhalle. Und das blasse Blättchen bittet die Bewohner des WRG um Rücksichtnahme aller Art: Autos woanders parken, nichts provozierendes machen, sprechen, singen, tanzen oder am Leibe tragen während der zahlreich angesagten Demos gegen die Partei, die sich da in der VW-Halle verabredet hat.
Meine Recherche im Netz zu diesem Blättchen hat eine illustre Vielzahl von Ideen, Meinungen, Verunglimpfungen, Diskussionen, Streitereien, Befürwortern, Ablehnern rechts und links der politischen Mitte ausfindig gemacht. Und von den Verfassern fehlt sicher auch noch jede Spur.
Kann uns aber hier auch egal sein, denn wir kennen unsere Haltung dazu und wir werden uns am 30.11. hübsch auf den Weg machen und unser WRG verteidigen und unsere Meinung kundtun und uns der Mehrheit anschließen, die draußen vor der Halle friedlich demonstrieren und Haltung zeigen wird und will.
Also, wir sehen uns? Kommt und seid mit uns, hier bei uns in der bronxx!


Donnerstag, 14. November 2019

Die Hängung des O.Z.


Bevor wir starten und Dir hier eine astreine Anleitung zum im Betreff genannten Thema (einer meiner Lieblingssätze im Job übrigens..) kredenzen, solltest Du Dir bitte eine Einkaufsliste wie folgt zusammenstellen und Dich auch stri(c)kt daran halten. Dann und nur dann kann eben auch nichts schief gehen bei so’ner anständigen Hängung.

Also, haste ’nen Stift und ’nen Zettel parat? Kann losgehen:
  • Panzerklebeband in schwarz
  • Strippen
  • Haken
  • Schraubenzieher
  • Messer, alternativ ginge auch eine Schere
  • 2 Leitern (davon einen Tritt und eine richtig edle ausziehbare Leiter)
  • Zollstock
  • das/die Objekte der Begierde.

Wenn Du dann aus dem Baumarkt, aus dem Hobbykeller oder dem Dachboden wieder da bist und alles am Mann hast, ist der nächste entscheidende Schritt die Platzwahl. Idealerweise hast Du schon von Anfang an darüber mehr als gründlich nachgedacht und Dich schon so gut wie entschieden. Das wäre top! Denn, nichts bereitet mehr Stress als mit allem Werkzeug im Schlepptau noch nach der perfekten Location zum Hängen zu suchen. Also, vorher Kopp einschalten und dann kann es auch losgehen.
Morrissey hängte den DJ und ihr bammelt das auf, was Euch am Herzen liegt.


Nicht das, was ihr nicht mögen tut, sondern das, was ihr liebt. Als Künstler und so, nech?! Denn Hängungen machen die eben mit allem, wo ihr Herzblut drin ist und das sollen dann alle sehen können. 
Bei ’ner Ausstellung nämlich. Der Ort, an dem sie ihre liebsten Werke und sich dem Publikum präsentieren.
Nee, das da oben sollte keine Anleitung zum Töten sein. Nix mit Crimetime im WRG oder neuen haarsträubenden Aktenzeichen A-Z Fällen. Nein. Eher wat schönet! Was mit Kunst und Bildern und Fotografien und so. Jedenfalls dachte sich das O.Z. am vergangenen Wochenende im Mokkabär so, als er zusammen mit Ollo und mir seine Hängung der Bilder machte. Ich durfte das Panzerband reißen und reichen, die Leiter halten und den perfekten Platz für die lost-places-Fotografien mit aussuchen. Und so wirbelten wir drei am einzig besten Café am Platz unter den Argusaugen so mancher Zuschauer am Fränky mit allen Werkzeugen und Geräten von der Einkaufsliste herum, hörten Musik und feierten die Hängung des O.Z.
Willste auch mitfeiern und Ergebnisse sehen? Dann sei dabei, um 18 Uhr am 16.11.2019 (ja, das ist am Samstag) im Mokkabär, wenn Olaf Ziegler Dir sein Herzblut als Fotograf zeigt. Also, lass Dich nicht hängen am Wochenende, lass Dich mal sehen, hier bei uns inner bronxx!




Sonntag, 10. November 2019

Der Kompensationsfluchzwang oder So lange keiner zuhört


So, ihr lustigen Lesefüchschen, der Bürger M. gibt sich auch mal wieder die Ehre.

Könnt ihr euch an die Story mit meiner mysteriösen Nachbarin erinnern? Die mit den Flüchen aus der Wand? Die, die man nur gehört aber nie gesehen hat? Ja, genau die. Das ist ja jetzt auch schon wieder ein gutes Jahr her und es hat sich natürlich etwas getan und es gibt etwas zu berichten.

Die Nachbarin zur mysteriösen Stimme und ich sind uns inzwischen häufiger über den Weg gelaufen und haben nachbarschaftlich geschnackt, wie man das halt so macht. Sie hat mir unter anderem erzählt, was Sie früher so gemacht hat(und zu diesem Punkt kommen wir später im Text noch, das ist nämlich wichtig. Also aufgepasst!) Angesprochen auf das kurze Zwiegespräch durch die Wand habe ich Sie natürlich nicht und auch Sie hat es mit keiner Silbe erwähnt oder sonstwie zwischen den Zeilen oder durch verdächtiges Zucken der Augenbrauen durchblicken lassen. Und auch nach dem berichteten Vorfall habe ich Sie einige Male durch die Wand mehr oder weniger deutlich hören können.

Wie gesagt, es ist inzwischen ein bisschen was passiert. Früher berührten sich die Wohnungen von Frau S., so nennen wir die Nachbarin jetzt mal, und meiner nur an der Badezimmerwand. Nun wohnt Sie direkt über mir. Der Bürger M. ist nämlich mit Madame N. und Thronfolger R. im Haus umgezogen und wohnt jetzt unter Frau S. Und jetzt geht's erst so richtig los. In fast jedem Raum kann man Frau S. mal mehr, mal weniger, rumfluchen hören. Immer in so einem genervten Meckerton. Man bringt das überhaupt nicht überein mit der Person mit der man plauderig im Treppenhaus steht und die unseren Thronfolger so herzlich neckt und anschmachtet.

Aber ich habe da so eine Theorie: Frau S. war jahrzehntelang selbstständig im Dienstleistungsgewerbe tätig, Fachrichtung "Wächst ja wieder", ihr wisst, was ich meine, nech? Und wahrscheinlich jeden Tag immer nett, unverbindlich und dem Gegenüber herzlich zugetan. Kein Platz für Gemuffel, schlechte Laune oder böse Worte. Aber irgendwie muss das, was sich so in einem aufstaut und vor sich hinbrodelt, ja auch mal raus. Sonst platzt man ja. Und ich denke, dass Sie über die Jahre eine Art von Dienstleistungsfreundlichkeitskompensations-Tourette entwickelt hat. Immer wenn Sie allein ist und sich ungehört fühlt und irgendetwas kommentierungswürdiges los ist, dann flucht, meckert und greint Sie los. Dabei ist es völlig egal, ob ihr das Lied im Radio nicht passt, ein Staubflusen durchs Wohnzimmer fliegt oder die Waschmaschine explodiert ist.
Und wir, unten drunter, amüsieren und denken uns "Hach ja, Frau S. ist da und wieder voll in Form!".
Und wie das bei Kindern und alten Leutchen so ist, so lange sie rumzetern sind sie gesund. Aktives zuhören als gelebte Nachbarschaftshilfe sozusagen. Man will sich ja nicht nachsagen lassen, dass einem erst dann etwas aufgefallen ist, wenn es im Flur streng müffelt und die sensationsgierigen BLÖD-Adepten von news38.de bereits vor der Tür stehen. Inzwischen freuen wir uns sogar immer ein bisschen darüber, wenn wir sie rummeckern hören. Immer noch besser, als wenn geistige Vorher-Models gegenseitig mit Schürhaken aufeinander los gehen und man 'schon wieder' die 110 ... 

So muss ja ein jeder mit seinen in Fluchdämonen umgehen, auch hier bei uns in der bronxx …

Montag, 4. November 2019

MESSiAS

Als ich die Wohnungstür aufschließe, kommt mir sofort ein halblautes, singsangartiges Geräusch entgegen: tüdelüt. Kaum habe ich meinen Flur betreten, wiederholt er sich auch schon. Dieser melodiöse Klang, der aus der Küche kommt. Etwa 'nen Halbton unter Scannerkasse und 'ne Oktave höher als das Alarmgeräusch irgendeines technischen Gerätes, was dem Nutzer signalisieren soll: kümmerst Du Dich nicht, bombardiere ich Dir binnen der nächsten 20 Minuten Deine gesamte Existenz.
Dennoch bleibe ich ruhig, schaue in das grinsende Gesicht meines Sohnes und auf den großen dunklen Metallkoffer und die schwarze längliche Tasche in meinem Flur. Dieses Equipment kenne ich nur zu gut von Profifotografen. Nur, was macht das hier in meinem Flur, wenn ich eigentlich eine neue Küche will?

Ich stecke meinen Kopf durch die Küchentür - tüdelüt, denn es hat nicht aufgehört in der Zwischenzeit - und begrüße Herrn E. Er und sein Gerät sprechen und singen zurück.
Auf einem Objektiv ist eine Art smartphonähnlicher Apparat installiert, eine Mischung aus großtastigem Seniorentelefon und Hightech-Taschenrechner. Ich trete näher und endlich gibt die kleine hirnerwichende Geräuschkulisse mal einen Moment Ruhe. Herr E. fuchtelt derweil an seinem Tablet herum, verteilt kleine Klebchen an undefinierbaren Stellen in meiner Küche und dann geht es weiter mit dem Tüdelüt.

Der technisch versierte Leser unter Euch- ja und sorry auch wohl die Leserin, außer mir mal wieder - wird sofort erfasst haben, was hier heute in DER Küche des WRGs von Statten geht: Messe machen. Raufaufmaß deluxe mit Laser in 3D.
Na, ja, ich hatte das ja auch bestellt beim großen schwedischen Möbelhaus.  Vor ein paar Wochen schon und ich musste geduldig sein. Denn, nachdem ich 2 Tage lang aus der telefonischen Warteschleife der blaugelb Beflaggten rausgeflogen bin, hatte ich am dritten Tag Glück: "Sie sind an Position 32." Ihr kennt das, dann geht die Odyssee los. Pipi machen, Zähne putzen usw., alles unter den Lautsprecherargusansagen der Service-Hotline und schließlich an der Bushalte das finale Happy-ending mit Martina W., die mir endlich den Aufmaßtermin machen konnte. Und wie sollte es hier auch anders sein:" Halten Sie sich an diesem Tag zwischen 8 und 16 Uhr bereit."

Ja, nee, is klar. Ich konnte das Zeitfenster schlussendlich noch einreduzieren und dann war er da, der Tag, der Termin und auch Herr E. Und sein viereckiges Quadratdingens singsangte sich in meiner Küche fast zu Tode. Altbau, nachträglich eingebautes Bad, schlauchiges Ambiente, Ecken und Kanten, verdeckte Steckdosen und Röhriche, wohin das Auge auch blickt. Aber der Techniker blieb tapfer und seine Technik auch. Nach gut 45 Minuten präsentierte er mir stolz das Ergebnis auffem Tablet. Housefrauendancefloor in 3D. Diesmal nur ohne Sound. DJ MessiAs war glücklich und ich auch.
Die Daten landen nach Berechnung in wenigen Tagen beim Schweden und dann kann ich dahin und mein kitchen pimpen.
Ich werde berichten, versprochen... tüdelüt!