Donnerstag, 26. Mai 2016

Biggy goes EM

Es ist Samstag. Die Sonne scheint. Bestes Wetterchen. Fast Sommer in der bronxx.
Und ich bin wieder mal mittendrin unterwegs zum Einkaufen. Vorbei am Marktstand auffem franky. 

Und auch bei Biggy komme ich vorbei. Bei Biggy ist heute richtig action.
Biggy rüstet auf. Wegen Fußball und so. Pokal-Finale und EM werfen ihre Schatten voraus. Ebenso die neue Markise, die gerade an der Außenfassade vom Kiosk angebracht wird. Schließlich sollen es die fleißigen Biertrinken richtig schön schattig haben, wenn die Sonne ihnen auf den Kopp brezelt. Zu heiß ist auch nicht gut...

Sonnenschirme sind out, nehmen unnötig Platz weg und sind eben irgendwie nicht so richtig schick. Deshalb hat Biggy einen patenten Handwerker engagiert, der nun aus ein paar Holzbalken und aus lang die Meter Plastiklackfolie - kennt ihr vielleicht von Tischdecken - einen Sonnenschutz zaubert. Und weil man ja hier in Braunschweich is... natürlich in blau und gelb... is klar, ne?!
Es dauert jedenfalls nicht lange und dann steht äh hängt dat Ding anner Wand. Der Mann mit der Bohrmaschine, dem Hammer und den Nägeln hat richtig rangeklotzt. Zack noch eine Bahn weiß-blau-gestreifte Folie in Sitzhöhe an die Hauswand und eine zweite blaue Gartenbank davor, fertig ist die kleine neue Chillout-Zone in der bronxx. Schön mit Sitzkissen und allem Schnickschnack. Fast wie Terrasse. Am gleichen Nachmittag wurde die auch schon ordentlich frequentier, begossen und für gut befunden. Dem anschließenden Finale des DFB-Pokalspiels stand nun nix mehr im Wege. Außer ein paar verschossene Elfmeter, aber das ist ein ganz anderes Thema.


Auch für die EM sind die Plätze in der ersten Reihe sicher. Endlich braucht niemand mehr ungeschützt im bösen Sonnenlicht am Pissoir auf dem Betonbänken zu verharren und Angst haben, dass er sich einen Sonnenbrand einfängt. Biggy hat jetzt ein lauschiges Plätzchen im Schatten für alle durstigen Kehlen. Den besten... Im großen Schaufenster. Ohne Glas. Umrahmt von blaugelben Gardinen, gemütlich und ungefährlich. Da geht auch mal ein kleines Bierchen mehr...

Übrigens: im kleinen Schaufenster bei Biggy ist schon EM. Sie hat wieder neu eindekoriert. In schwarz rot gold. Fußballe, Wimpel und einiges mehr schmückt die Fläche hinter der Glasscheibe rechts vom Eingang. Und von den Sitzplätzen da draußen kann man das auch super sehen.
Läuft beim Kiosk, würde ich sagen.
Biggy weiß, was gefragt ist... hier bei uns in der bronxx...


Donnerstag, 19. Mai 2016

Gegenteiltag

Kennt ihr das? Diese Tage an denen man das Gefühl hat, dass man in der Haut eines anderen steckt?
Irgendwie wirkt plötzlich alles verzerrt, verzogen und passt nicht so richtig. Hmnnn.
Wir haben uns in diesem Rahmen mal einem kleinen Experiment unterzogen, dessen Zeuge ihr heute werden dürft. Nein, natürlich haben wir nicht an uns rumschnippeln lassen, aber lest selbst:
Wie bei kreativen Menschen so üblich kommen die besten Ideen immer dann, wenn man mal wieder bei einem Glas Guinness zusammen hockt und über allerlei Vorkommnisse der letzten Tage philosophiert.
Bei uns hier in der bronxx ist ja immer etwas los ... wirklich ... das fängt bei den besoffenen Bauarbeitern, die ab Nachmittag vorm hiesigen Supermarkt sitzen und mit Vodkaflaschen werfen an und endet spätestens dabei, dass schon wieder jemand meinen Kellerschloss geknackt hat – wohlgemerkt ohne etwas zu stehlen (warum also überhaupt ?!).
Jedenfalls ergab ein Wort das andere und plötzlich stand da ein Begriff im Raum und grinste uns frech von Oben herab an. Plop. Der Gegenteiltag war geboren.

Keine neue Erfindung, zugegeben, aber dennoch immer wieder belustigend. An einem solchen Tag ist es dir erlaubt dich völlig frei von deinen Gewohnheiten zu machen und wie der Name alleine schon sagt – komplett ins Gegenteil abzudriften. Damit der Name auch wirklich Programm ist, haben Frau Climbing Rose und ich uns eine Kleinigkeit einfallen lassen um euch ein wenig aufzurütteln. Also darf Peterle heute mal was schreiben :)

Stellt euch also folgendes Szenario vor – ich streife mir das Röckchen und die schwarzen Lederstiefel über und überreiche dann sogleich meinen Vollbart an unsere Kletterrose – die Show kann beginnen. Wir treten zusammen aus dem Haus und flanieren über eine völlig blank polierte Straße die im Schein der Blauen Sonne am orange farbenem Himmel in ein hartes hellblau getaucht ist. Am Straßenrand steht die nette alte Dame, welche immer so freundlich gegrüßt hatte und wirft plötzlich allen wüste Beschimpfungen entgegen. Besonders jene, die sich an diesem Morgen rückwärts fahrend bereits auf dem Weg in den Feierabend befinden werden von ihr nicht geschont.

Wir gehen weiter zum ehemals Frankfurter – nun Wiener Platz, da kommt uns der Rapper eine Arie nach der anderen schmetternd entgegen. Als er uns sieht verstummt er kurz, stimmt dann aber abrupt in das Pfeifen einer Horde Bauarbeiter zu unserer Rechten, welches wohl nun mir gegolten hatte, mit ein.

Hinter des Kasse im Supermark erhalten wir einen Kurzvortrag des Kassierers über das Wachstumsverhalten von Litschis ehe er den Gartenpinkler davon abhalten muss ins das Gemüseregal zu urinieren. Wieder draußen schleichen riesige gefleckte Katzen an uns vorbei, bis wir mit bedauern feststellen, dass der Chinese um die Ecke nun für alle Zeit seine Pforten geschlossen hat. So ein Pech.

Also ziehen wir ab, winken noch kurz der nun vorwärts laufenden, rückwärts laufenden Frau die uns freundlich zunickt und mit ihrem neuen Freund, der Schiefe Mann der nun nach vorne statt nach Hinten gekrümmt ist, Händchen haltend von Dannen zieht.

Letztlich beschließen wir uns ins Bitgam zu setzen und bei einem Weißbier weiter zu überlegen was heute noch zu tun sein, da streift plötzlich ein Großer Wagen mit langem Schlauch vorbei der fein säuberlich nebst jedem Baum einen frischen Hundehaufen mit einem lauten Flopp-Geräusch platziert.

Spontan hat sich der Appetit auch gleich wieder verflüchtigt also streifen wir doch noch weiter durch unsere xxnorb, sehen aus der Ferne wie die alte mit dem Kinderwagen in lustigem Engelsgewand ihr Wägelchen Richtung Sonnenuntergang schiebt und entschließen uns dass es wohl genug wirres Zeug für heute war.

Also gehen wir zurück in meine Wohnung, der Schwarze Peter bekommt seinen Bart zurück und die Climbing Rose darf wieder in ihr alt gewohntes Outfit schlüpfen. In der Hoffnung dass damit wieder alles beim Alten ist, beschließen wir diesen Tag und lassen sicherlich bald wieder von uns hören, oder viel mehr – aus der bronxx.


Donnerstag, 12. Mai 2016

Vokuhila

Gestern war Muttertag. Da ich auch zu dieser Spezies gehöre, war ich quasi auch betroffen. Aber ich feiere so was gar nicht. Ich bin ja nicht nur an diesem einen Tag Mutter. Das ist ja so'n Status, der ein Leben lang bleibt.

Stattdessen war ich - ganz in Frühaufstehermanier - bei schönstem Sonnenschein morgens zeitig zu einem Termin unterwegs. Und bei meiner Rückkehr bin ich noch ausgiebig durch die bronxx geradelt. Mal nach dem rechten sehen...
Vorbei auch an einem Frisörladen. Wir haben ja hier im WRG insgesamt drei von den Teilen. Unglaublich, oder? Drei Haarspezialisten. Und das hier.
Einen türkischen, eine deutsch-türkische und eine deutsche. Perfekt. Passt. Sitzt.
Obwohl, den deutschen "hatten" wir wahrscheinlich. Nach ziemlich genau sieben Jahren meiner bronxx-Wohntätigkeit war eben dieser Laden über und über mit Zeitungspapier beklebt. Mit diesem kostenlosen Wochenblatt. Nein, nicht die andere, die jeden Tag was kostet.
Montags sind ja die Haarschneidereien eh meistens zu und der war das jetzt wohl über kurz oder lang auch an
allen anderen Tagen der Woche.                     

Nix mit Wasserwelle, Lockenwicklern, weißes Krepphalsabschnürband, Haare überall und im Mund.
Der Oldschool-Coiffeur war jetzt also ganz zu. Das heißt nicht so ganz. Ich konnte noch durch ein paar Lücken in der neuen Schaufensterverkleidung luken.
Da, wo einst die Trockensträuße aus den Auslagen den zukünftigen Kunden zum Nasshaarschnitt hereinzuwinken meinten.  Genausso wie das Interieur, waren auch die von Anno Knips. Hält sich ja auch ewig so'ne Deko.

Das coolste an dem Laden war der Name. Und die selbstgebauten Schildchen, die auf geänderte Öffnungszeiten während, nach und vor den Feiertagen hinwiesen.  Mit Filzstift liebevoll aufs Kästchenpapier oder auf olle Feinstrumpfhosenpappen gemalt. Und an manchen Tagen zeigte sich der Stift sogar ganz solidarisch mit den nur wenige Zentimeter entfernten Trockensträußen. Aber die Schreiberin sah tapfer darüber hinweg, machte weiter und holte auch aus den Schreibwerkzeugen noch das letzte heraus.

Drin war ich nie. Drin gesehen habe ich auch niemanden. Und ich weiß auch nicht so wirklich, ob Männlein oder Weiblein dort die goldene Schere dort führte...
Jetzt konnte man das sowieso gerade gar nicht erkennen, denn es sah nach Renovierung aus: Alle sechziger- oder siebziger-Jahre Rasiersessel waren in der Mitte zusammengeschoben. Bauschutt hier und da. Allerlei Handwerkszeug überall schnell achtlos hindrappiert und weggeräumt. Und an der Wand lehnte eine große Leiter.
Ja, da war sie wieder unsere bronxx-Leiter. Scheinbar ein wichtiges Thema hier im WRG. Ebenso wie Neueröffnungen auch total angesagt sind. Das habenja bereits gelernt. Aus Asien.
Nur Haare werden immer wieder wachsen. Immer und überall. Auf dem Sektor gibt es immer was zu tun und zu schnippeln. Und soll mal nicht so viel ab, macht mal halt nur voku und lässt hila.

Die bronxx liebt sie irgendwie schließlich doch alle. Egal mit welcher Haarpracht...

Donnerstag, 5. Mai 2016

Piano forte

Heute wollte ich mich nach der Arbeit mal richtig schön ausruhen. Bevor ich den blog schreibe, erstmal hinlegen und etwas schlafen. So richtig gesund bin ich irgendwie immer noch nicht. Meine Bronchien und mein Herz streiken hier und da und ich bin recht schnell platt.
Ich lege mich also in mein Schlafzimmer auf mein Bett. Boah, bin ich fertig. Jetzt schön schlafen und danach fix an den Rechner. Eine neue Geschichte eintickern.
Welche, weiß ich noch nicht, aber hier ist ja immer was los bei uns...

Zwei Minuten lang habe ich die Augen zu, da geht es los: pling plang pling plong... Jemand greift in die Tasten eines Klaviers.
Genaugenommen ist es ein Piano oder ein Keyboard. Der Karton von dem Ding steckte neulich in der Altpapiertonne. In ganz. Verstehe ich auch nie, warum man die Kartons nicht mal kleinreissen kann...

 
Ich glaube, der Nachbarsjunge unter mir hat das Teil vor ein paar Wochen zum Geburtstag bekommen.

Zunächst befand sich das Musikzimmer unter dem Zimmer meines Sohnes. Wahllos gegriffene Akkordwelllen drangen zu fast allen Tages- und Nachtzeiten zu ihm durch den gelackten Dielenfußboden.
Partiell machte ihn das etwas nervös. Meinen Sohn. Ja.
Da ich davon kaum etwas hörte und mitbekam, hatte ich es schlichtweg vergessen.

Aber vorhin dann die eindeutige Erinnerung daran. Und wie es schien, hatte der Probenraum jetzt wiederum ein anderes Eckchen in der Wohnung unter uns gefunden. Nämlich direkt unter meinem Schlafzimmer.
Früher in meinem Elternhaus habe ich viel Regenbogenpresse - O-Ton meines Vaters - in die Finger bekommen und da gab es auch regelmäßig eine Rubrik mit Gerichtsurteilen zum Spielen von Instrumenten in Mietwohnungen. Wieviele Stunden man das darf. Und wann und so.
Dummerweise habe ich es vergessen. Und die Melodien da unter mir bringen meinen Kopf sowieso durcheinander. Ich überlege, ob ich nicht einfach drüber einschlafen könnte. Müde genug wäre ich. Aber ich kann nicht. Ich lausche.
Jetzt kommen schon richtige Tonläufe oder wie das heißt. Da, noch eine Melodie. Mit Rhythmus. Dann wird es sofort wieder wild und beliebig. Die Lautstärke geht eigentlich. Ist okay. Was mich umtreibt ist: Spielt er das selber? Oder hat er da bloß auf einen dieser Knöpfe gedrückt? Dann spielt das Ding nämlich ein abgespeichertes Liedchen ab. Und das, das kann echt jeder! Das ist unfähr.


Meine Konzentration ist groß, an Schlaf nicht zu denken. Ich will raushören, wer da spiel: der Junge oder die Maschine?
Bei den schnellen Wechseln unmöglich zu erkennen.
Jetzt wieder: willkürliches Geplänkel und dazwischen astrein klare Liedsequenzen.
Der macht mir das aber jetzt richtig schwer...
Dann ist es still.

Okay, jetzt kann ich schlafen. Passt noch. Ruhe. Augen zu. Herrlich.
Sekunden später wird die Konzertpause in der unteren Etage beendet. "Happy birthday to you, happy birthday to you..".
Mein Gehirn rattert sofort wieder los: Speicherchip oder handgemachter Sound?
Ich weiß es nicht. Außerdem habe ich doch erst am Samstag Geburtstag. Na, ja, vielleicht übt er schon mal für ein Ständchen. Kann ja sein. Ein bißchen würde ich mich ja freuen darüber.
Aber vor den anderen Übungsstunden graut mir etwas.
Aber wer weiß, vielleicht haben Mozart & Co ja auch mal so angefangen? Oder Albert Hammond, Elton John oder Richard Clayderman... Falls den überhaupt noch einer hier kennt. Dieser blondierte Franzose, der mit Weichspüler getränkter Musik Millionen verzauberte...
Vielleicht wird da jetzt die Jahre in der Butze unter mir genau so ein begnadeter Mensch wach und geschult. Und ich kenne ihn dann. Persönlich. Ganz in echt, weil... aus der bronxx...Wer weiß...