Donnerstag, 5. Mai 2016

Piano forte

Heute wollte ich mich nach der Arbeit mal richtig schön ausruhen. Bevor ich den blog schreibe, erstmal hinlegen und etwas schlafen. So richtig gesund bin ich irgendwie immer noch nicht. Meine Bronchien und mein Herz streiken hier und da und ich bin recht schnell platt.
Ich lege mich also in mein Schlafzimmer auf mein Bett. Boah, bin ich fertig. Jetzt schön schlafen und danach fix an den Rechner. Eine neue Geschichte eintickern.
Welche, weiß ich noch nicht, aber hier ist ja immer was los bei uns...

Zwei Minuten lang habe ich die Augen zu, da geht es los: pling plang pling plong... Jemand greift in die Tasten eines Klaviers.
Genaugenommen ist es ein Piano oder ein Keyboard. Der Karton von dem Ding steckte neulich in der Altpapiertonne. In ganz. Verstehe ich auch nie, warum man die Kartons nicht mal kleinreissen kann...

 
Ich glaube, der Nachbarsjunge unter mir hat das Teil vor ein paar Wochen zum Geburtstag bekommen.

Zunächst befand sich das Musikzimmer unter dem Zimmer meines Sohnes. Wahllos gegriffene Akkordwelllen drangen zu fast allen Tages- und Nachtzeiten zu ihm durch den gelackten Dielenfußboden.
Partiell machte ihn das etwas nervös. Meinen Sohn. Ja.
Da ich davon kaum etwas hörte und mitbekam, hatte ich es schlichtweg vergessen.

Aber vorhin dann die eindeutige Erinnerung daran. Und wie es schien, hatte der Probenraum jetzt wiederum ein anderes Eckchen in der Wohnung unter uns gefunden. Nämlich direkt unter meinem Schlafzimmer.
Früher in meinem Elternhaus habe ich viel Regenbogenpresse - O-Ton meines Vaters - in die Finger bekommen und da gab es auch regelmäßig eine Rubrik mit Gerichtsurteilen zum Spielen von Instrumenten in Mietwohnungen. Wieviele Stunden man das darf. Und wann und so.
Dummerweise habe ich es vergessen. Und die Melodien da unter mir bringen meinen Kopf sowieso durcheinander. Ich überlege, ob ich nicht einfach drüber einschlafen könnte. Müde genug wäre ich. Aber ich kann nicht. Ich lausche.
Jetzt kommen schon richtige Tonläufe oder wie das heißt. Da, noch eine Melodie. Mit Rhythmus. Dann wird es sofort wieder wild und beliebig. Die Lautstärke geht eigentlich. Ist okay. Was mich umtreibt ist: Spielt er das selber? Oder hat er da bloß auf einen dieser Knöpfe gedrückt? Dann spielt das Ding nämlich ein abgespeichertes Liedchen ab. Und das, das kann echt jeder! Das ist unfähr.


Meine Konzentration ist groß, an Schlaf nicht zu denken. Ich will raushören, wer da spiel: der Junge oder die Maschine?
Bei den schnellen Wechseln unmöglich zu erkennen.
Jetzt wieder: willkürliches Geplänkel und dazwischen astrein klare Liedsequenzen.
Der macht mir das aber jetzt richtig schwer...
Dann ist es still.

Okay, jetzt kann ich schlafen. Passt noch. Ruhe. Augen zu. Herrlich.
Sekunden später wird die Konzertpause in der unteren Etage beendet. "Happy birthday to you, happy birthday to you..".
Mein Gehirn rattert sofort wieder los: Speicherchip oder handgemachter Sound?
Ich weiß es nicht. Außerdem habe ich doch erst am Samstag Geburtstag. Na, ja, vielleicht übt er schon mal für ein Ständchen. Kann ja sein. Ein bißchen würde ich mich ja freuen darüber.
Aber vor den anderen Übungsstunden graut mir etwas.
Aber wer weiß, vielleicht haben Mozart & Co ja auch mal so angefangen? Oder Albert Hammond, Elton John oder Richard Clayderman... Falls den überhaupt noch einer hier kennt. Dieser blondierte Franzose, der mit Weichspüler getränkter Musik Millionen verzauberte...
Vielleicht wird da jetzt die Jahre in der Butze unter mir genau so ein begnadeter Mensch wach und geschult. Und ich kenne ihn dann. Persönlich. Ganz in echt, weil... aus der bronxx...Wer weiß...

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