Freitag, 28. April 2017

Trennkost

Trennen ist in. Besonders was den Müll angeht. Und in Braunschweig sowieso. Hier gibt es ja seit Jahren entsprechende Container und Mülltonnen für alles. 
Bei uns im Gang zum Haus steht eine ganze Armada von Tonnen. Große, kleine, noch kleinere und schön farblich sortiert. 
Die schwarzen sind für den Hausmüll. In der großen gelben landet das Plastikzeugs. Papier, Karton und Co kommt in die blauen Tonnen. Und die kleine grüne schluckt Gartenabfälle und anderes kompostierbares Gedöns.
             Das ist bei Euch so und bei uns hier im WRG natürlich auch. Und haste mal viel Karton, bringste das gefälligst in den ganz riesigen Container, den die Stadt kostenlos überall abgestellt hat. Haste gelesen, Herr Nachbar??? Also, nicht halb IKEA leerräumen und dann unsere blauen Tonnen hier wochenlang verstopfen! Noch uncooler: die Regalkartons unzerkleinert oben auf die Tonnen zu legen. Da haste echt so ne Kravatte, wenn da morgens dran vorbei gehst!

Das Gefühl muss wohl auch jemand in der HBK gehabt haben, als er (oder sie) dort die Hausmüllcontainer mit Argusaugen untersucht hat. Haben sich doch die Kommilitonen erdreistet, leere Rotweinflaschen - und derer gleich zwei - hübsch verpackt in einer Mülltüte in die schwarze Tonne zu legen. Der gelbe durchsichtige Zugbandbeutel mit dem prequären Inhalt war einfach ungeniert im Hausmüll verklappt worden. Warum auch immer: Keine Zeit, keine Ahnung, keine Lust...
Und hier in Deutschland sprich in Braunschweig sprich in der bronxx bleibt kein Verbrechen ungesehen. Und schon gar nicht ungesühnt.
Prangte doch schon am nächsten Morgen ein DIN A 4 Fotoprint an der Gemeinschaftspinnwand. Darauf war der ominöse Fund, gestochen scharf abgeknipst, zu sehen. Darüber prangte eine handschriftlich verfasste Notiz mit der Aufschrift: MUSS DAS SEIN????? DAS GEHÖRT DOCH IN DEN GLASCONTAINER!!!!!



Es leben die Satzzeichen in erhöhter Auflage und die Grußbuchstaben. Das Gebrüll des erbosten Ghostwriters. Und statt der Entnahme der falschen Einwurfartikel hat er lieber ein Bild geschossen und es in Farbe aus dem Drucker geschoben.


Und was kommt jetzt? Ein Karton? (Für die alten Hasen unter Euch war das ein uralter Witz aus einer Fernsehreihe. Die jungen Hascherl überlesen das, okay?!) Tja, der geneigte blog-Leser weiß ja nun, dass hier im WRG immer alles anders kommt als man es sich so denkt.


Dementsprechend geht es auch schon einen Tag später am schwarzen Brett in der HBK munter weiter mit dem Müllfahndungsplakat. Diesmal bappt mitten im Foto - schräg unter den Rotweinflaschen im Plastemantel - ein kleiner Aufkleber. Er ist von weißem Untergrund und dicke schwarze Lettern künden in Druckschrift eine kurze, aber klare Kampfansage: Verklag mich doch! 
Sparsam im Gebrauch an Ausrufezeichen, dennoch krass in der Aussage.
Eine künstlerisch wirksame Kriegserklärung. Alter, wir haben jetzt beef! Und zwar kreativ!

Was aus den beiden Streithähnen wurde? Niemand weiß es. Nicht mal Nils. Irgendwann waren alle Zettel abgenommen und entsorgt. Wollen wir mal hoffen, dass sie rechtmäßig in der blauen Tonne gelandet sind! Aber nun gut, wie heißt das immer so schön: im Zweifel für den Angeklagten.
Also, lasst Euch nicht erwischen. Beim Trennen. Und auch sonst nicht. Die bronxx sieht alles! 


Donnerstag, 20. April 2017

Sommer, Sonne, Sand und Palme



Also, ich habe gerade Urlaub. Der erste richtige in diesem Jahr. Und wie alle Büroleute, mit Ausnutzen der Feiertage und so… Habe ich mir auch mal gegönnt.
Dann werden aus fünf Tagen schnell mal neun.

Zeit genug, um zu Entspannen. Zeit genug, um durch das Grün des Parks zu laufen. Dann am Eingang der Strandbar die Schuhe auszuziehen und barfuß über den Holzweg durch den weißen Sand zu laufen. Wohlig spüre ich dessen Wärme zwischen meinen Zehen. Die Sonne hat die winzig kleinen Körner aufgeheizt und meine Füße versinken in ihnen.
Ich schaue mich um und möchte mir schon mal einen schönen sonnigen Sitzplatz sichern.
Einen Sonnenstuhl, am liebsten einen gleich an der Oker. Von der Sonne verwöhnt, die frische Kühle des nahen Wassers genießen.
Da bisher nur wenige andere Besucher den Weg hierher gefunden haben, bestehen gute Chancen auf einen solchen Platz in der ersten Reihe.
Jetzt fehlt nur noch ein leckeres Getränk… Ich gehe immer noch durch den heißen Sand, geradewegs auf die Strandbar zu. Die Warteschlange ist kurz und so bin ich schon bald an der Reihe. Heute nehme ich mir eine Orangina mit Strohhalm mit zu meinem ausgewählten Plätzchen. Der Sonnenstuhl aus rotem Segeltuch erwartet mich schon. Ich fege einige Sandkörner vom Stoff und lasse mich genüsslich in den Sitz sinken, stelle meine Schuhe und meine Orangenbrause in den Sand ab. Ich strecke meine Beine aus, wühle mit den Füßen behaglich im Sand und blicke verträumt auf das Wasser. Die Oker mündet in ganz sanftem Wellengang immer mal wieder ans Ufer. Sie durchsäumt den Bürgerpark ebenso wie einige Teile unserer Stadt. Heute ist sie klar und eine frische Brise steigt von ihr aus zu mir nach oben an den Bootssteg. Hier sitze ich unheimlich gerne, schaue aufs Wasser, beobachte alle Boote, die kommen und gehen.

Ich schließe die Augen und träume vor mich hin. So muss Urlaub sein, Erholung und Entspannung. Dann nicke ich ein wenig ein…

Als ich wieder erwache, liege ich in meinem Wohnzimmer auf meiner Couch. Huch, ich war eingeschlafen. Eigentlich wollte ich ja einen neuen blog-Beitrag fertigmachen. Doch, ich habe Urlaub… Also, einen Gang runterschalten. Und die Heizung hochfahren oder besser noch den Kamin. Denn, es ist Winter. Es schneit – mitten im April – und mir ist kalt. Und den Leuten in der Okercabana wird auch kalt sein. Noch stehen da keine Strandstühle im nassen Sand. Und die Bar wird seit Ostern leider momentan vergebens auf Besucher warten… Dabei ist es so richtig schön da. Schon seit Jahren und die Zeit dort verbringen ist wirklich immer wie ein bisschen Urlaub machen. Schon von weitem weht die rote Palme und lädt die Gäste ein zum Chillen im weißen Sand. Und das mitten im WRG. Hier bei uns in der bronxx…


Donnerstag, 13. April 2017

Zum Teufel mit dem Detail

Momentan versuche ich, meine Lebensmittel auch mal in den anderen Supermärkten des WRGs zu erstehen. Dennoch lande ich schlussendlich immer wieder in unserem Spezial-Laden inner bronxx.
In letzter Zeit war da ein häufiger Personalwechsel zu verzeichnen.
Der graue muffelige ist weg, die blonde Zipfelmütze scheine ich wohl immer zu verpassen und die sympathische türkische Mitarbeiterin wohnt wahrscheinlich dort. Mit ihr auch eine Freundin vom schwarzen Peter, die seitdem sie den blog kennt, auch mich stets freundlich grüßt. Sie so vor ein paar Wochen zu mir:"Dich kenne ich. Von facebook und aus dem blog." Läuft doch, würde ich mal sagen.

Der Kollege "Harte Erdbeeren" ist am dritthäufigsten hinter der Kasse zu finden. Er hat immer ein Lächeln im Gesicht und nimmt seine Kunden hinterm Band gelassen und geduldig in Empfang.

Und stellt Euch vor, neulich waren sogar die Rückwärtsgeherin und Mutti Feuerhexe gemeinsam im Geschäft. 

Vorwärts und mit sonniger Miene haben se beide in trauter Eintracht ihr Abendessen gekauft.
Ich konnte das Szenario ganz in Ruhe von Kasse zwei aus beobachten. Es war nach meinem wohlverdienten Feierabend, als ich nach getaner Arbeit tierischen Kohldampf hatte und mir dringend was hinter de Kiemen schieben musste. Ich wusste nur nicht was, als ich vom Rad sprang und in den Laden flitzte. Irgendwas warmes sollte es werden. Dose? Och nö... Pizza? Nicht schon wieder. Selber kochen? Puh, zu hungrig. Blieb einzig und allein noch die TK-Abteilung. Na, mal gucken, was mich und meinen Magen hier so anlachen wollte.
Da, Tortellini mit Gemüse in Sahnesauce. Wer sagt es denn. Die kenne ich, geht schnell, gelingt immer und klebt nicht. Also. Jetzt nur noch was zum Trinken und eine Doppelpackung Küchenrolle. Brauche ich immer und für alles.

Danach anne Kasse. Inne Schlange. Na, super, warum müssen die ausgerechnet j e t z t alle einkaufen, hatten doch 'n ganzen Tag Zeit. Die Hälfte von denen, ach, was sag ich, alle, bestimmt alle, waren nicht arbeiten und kommen jetzt aus ihren Kojen raus zum Einkaufen. Ich habe Hunger, lassen sie mich durch.
Kasse zwei wird aufgemacht, die Schlange verkürzt sich im Nu und ich entscheide mich für den Kassiermann mit den harten Erdbeeren. Das wird bestimmt lustig, weil garantiert wieder so ein Knaller passiert. Das ist Programm bei ihm.

Gleich bin ich dran, es wird auch Zeit, denn mein Magen hängt schon inne Kniekehlen.
Alle vegetarischen Freunde lesen gerade mal weg: Halbes Schwein auf Toast wäre jetzt exakt das Richtige.
Ja, ich hab ja Tortellini. Die lege ich zusammen mit dem anderen Krams aufs Band, wo der Kunde vor mir seine beiden Rotweinpullen und die Wurstpackung bereits geparkt hat. Der beste Kassierer der bronxx begrüßt ihn, zieht die wahllos drappierten Waren über den Scanner und sagt dann die Summe an:"Sechseurosechsundsechzig." Nach einer kurzen Schrecksekunde grinsen beide sich ein. Erst für sich selbst und dann nochmal einander zugewandt. Die ganze Szenerie steht kurz still. Wie in einer Slowmotion - ja ja, ich weiß, zuviel denglish und so, also Zeitlupe auch beim Film genannt -.


Dann geht es im Normaltempo weiter. Der Kunde zückt seinen Geldbeutel und legt einen Schein aufs Tresen. Ebenso zügig rückt unser Supermarktsunnyboy das Wechselgeld raus, das ihm das Kassendisplay anzeigt. Juchuh, gleich bin ich dran...
Und dann kommt's. Noch bevor die jetzt und auf alle Ewigkeit folgende Frage überhaupt gestellt werden kann, wirft der Herr vor mir hastig ein "Den Kassenbon will ich aber lieber nicht. Den kannste behalten" in den Ladenraum. Wieder lächeln sich die beiden Männer wissend an und nicken sich zu. Dann zieht mein Vorgänger endgültig von dannen. Schnell weg hier...


Denn manchmal steckt der Teufel nicht im Detail sondern in vollen Zahlen. Auf den Bons. Hier bei uns inne bronxx...

Donnerstag, 6. April 2017

Peepshow

Natürlich habe ich schon mal daran gedacht, mich zu fragen, warum diese ganzen Stories ausgerechnet mir passieren... Liegt das an mir? Hängt das mit meinen Geschichten, die ich ja sonst noch so verfasse, zusammen? Richte ich meinen Fokus auf nichts anderes? Oder was ist hier los?
Keine Ahnung, jedenfalls bin ich immer diejenige welche. So auch neulich wieder:
Mein Weg von der Arbeit nach Hause führt mich durch die City und dann seit neuestem einen Schleichweg entlang ins WRG. Ihr erinnert Euch an die pfeifende Großbaustelle aus dem letzten Frühjahr? Nun, die meide ich momentan. Zum einen zu kalt für halbnackte Bauarbeiter, zum anderen sind die fast fertig und mehr innen als außen beschäftigt.
Da kurvt de Kletterrose lieber hintenrum, durch den Prinzenweg, schön anner Oker und - jetzt kommt's - am alten Volksbrausebad vorbei nach Hause. Was für ein Hammerwort, oder? Habe ich gerade im Netz gefunden. Klingt nach Brausepulver für alle.

Später an der nächsten Ecke steht ein Altbau wie es so unendlich viele davon bei uns in der bronxx gibt. Nur bei dem hier haben se nachträglich größere Fenster eingebaut. So welche, die fast bis zum Boden reichen. Einerseits machen se nen schlanken Fuß andererseits siehste von draußen alles. Es ist ja jetzt schon mal zwanzig Minuten länger hell und da hat Mutti auch vom Rad mit ohne Brille freie Sicht auf die Bewohner dieser schönen Bleibe mit exorbitanter Fensterfront. So schweift auch heute mein stets neugieriger Blick beim Linksabbiegen einmal mehr in die Schaufensterauslagen des Eckhauses. Und zack, hat se schon was entdeckt, was de Pupillen ordentlich weit macht und für Aufruhr sorgt.
Karl-Heinz inne Feinrippunterwäsche weiß bescheid, aber sowas von. Er ist gerade dabei, die letzten Hüllen seiner edlen Leibwäsche mehr oder weniger ungalant fallen zu lassen. Steht er doch da binnen Sekunden splitterfasernackt mitten im Fenster rum und guckt mich auch noch ganz provozierend an.

Boah, eine Mischung aus Ekel und Faszination lässt mich fast ungebremst in das nahegelegene Auto reinbrettern. Das kann ja wohl nicht wahr sein! Vati da oben hat sich nicht gedankenverloren und weltversunken so ganz aus Versehen vor der Scheibe ausgeprümmelt und in dem Ganzen vergessen, die Gardine mal vorher zuzuziehen?!! Nein, Männe hat gar keine Gardine. Und auch - so scheint es - nicht mal Hemmungen oder gar ein Problem mit seinem Körper. Nehe, im Gegenteil. Er hat voll Bock. Bock auf Provokation! Eben, die Provokation des kleinen Mannes im WRG: Feierabendverkehr und Sommerzeit abwarten und dann geht's ab.
Karl-Heinz ihm seine Peepshow. In Fenster drei mit de Feinripp in weiß. Was wa ham, zeigen wa. Und was wa mitnehmen an Blicken, nehmen wa mit...

Oh man ey, und das mir wieder. Immer ich... Ja, ich weiß, andere haben gar nichts. Und, ich kann ja froh sein, dass ich nicht noch bezahlen muss da für seine Show. Und, wenn schon die Bauarbeiter nicht sind und so...
Nur, bei allem Respekt, das ist nicht mein Beuteschema. Ma ganz in echt, kann sich da nich ma knackiges Studentenfutter in den Auslagen rumaalen?
Okay gut, ich bin geduldig. Ich kann warten, schließlich hat der Frühling ja erst angefangen und der Sommer kommt ja auch noch... Hoffentlich dann auch hierher, hier zu uns inne bronxx.
Ach ja, und immer schön Augen auf im Straßenverkehr, gell?!