Donnerstag, 29. Oktober 2015

Nur kleine bisschen



Einer wohnt hier bei uns in der bronxx, den nenne ich heimlich „den Rapper“.
Er kennt wohl Noarbäärt auch ganz gut, jedenfalls sieht man die beiden oft zusammen.


„Der Rapper“ ist natürlich kein richtiger Rapper, er zieht sich oft so an, geht fast immer mitten auf der Straße, redet dabei ununterbrochen mit sich selbst und hat die tiefste Männerstimme, die ich je gehört habe.(Und jetzt plauder ich hier mal ein echtes Geheimnis aus dem Nähkästchen aus: ich finde die Stimme sexy und Nils hat mich bei dem Thema nur ganz verdattert angeguckt und mit dem Kopf geschüttelt…. Ja, Mann, ey, ich sag dazu jetzt auch nichts mehr… )

 
Jedenfalls hat wohl der Rapper mal in unserem Haus gewohnt – das war aber weit vor meiner Zeit – und ist dann umgezogen. Die Straße runter, ein paar Häuser weiter. Das hat mir meine Nachbarin über mir erzählt. Sie meidet den Typen, weil er ihr öfter mal aufs Auto rotzt, während sie darin sitzt und losfahren will. Das ist ja wohl auch voll eklig, ey, oder?! Ich habe ihr daraufhin den Einsatz einer Wasserpistole empfohlen. Das fand sie aber nicht wirklich witzig…

Als ich diese story über ihn erfahren hatte, bin ich ihm konsequent aus dem Weg gegangen und hab ihn besser übersehen, wenn ich mit dem Rad an ihm vorbei musste.
Eines Tages war es wieder soweit. Ich musste mit meinem Fahrrad los zum Job und er ging wieder mitten auf der Straße durch die bronxx. Als er mich sah, steuerte er direkt auf mich zu. Oh, Kacke, ich bekam echt Angst. Was kommt jetzt: Anrotzen? Iiiiieeeehhh, ich wollte nicht und ne Wasserpistole hatte ich auch nicht dabei. Ich dimmte mich runter und ließ mir nix anmerken.


Dann hob die tiefste Stimme der bronxx an und sprach zu mir:“ Ey, hallo.
Darf ich Dich mal was fragen?“ Ich erwiderte seinen Gruß und bejahte.
Er weiter: „Sag mal, Du bist ja immer nur unterwegs, was machsten Du eigentlich so beruflich?“
Wie abgefahren, ausgerechnet dieser Typ wollte von mir wissen, was ich so mache. Ich erklärte ihm kurz, was mich jobmäßig so alles umtrieb. Daraufhin zeigte er sich sehr beeindruckt: „Boah, voll krass, ey. Alter, das könnte ich ja nicht. Coole Sache.“
Eine echte Rapperantwort eben. Und sogar mit Lob. Wenn meine Arbeit sonst schon keiner zu schätzen wusste, der Rapper war mit mir. Er wurde mir gleich etwas sympathischer. Das Eis zwischen uns war sozusagen gebrochen.
Gott sei Dank, keine Ängste mehr schieben. Ich war echt erleichtert.



Er wollte sich scheinbar noch weiter unterhalten und machte jetzt auf smalltalk:“ Und, sonst so? Isch mein, wie geht’s Dir so, ey? Alles klar und so?“
„Ja, bis auf eine Erkältung, alles soweit ganz gut bei mir“, ließ ich ihn wissen.
Jetzt kam seine große Stunde und er schien DEN ultimativen Tipp für mich parat zu haben: 

„Du, da weiß ich, was da hilft bei Dir.“ 
Ich so: „ Echt? Sach ma.“
Herr Doktor Rapp verlieh seiner tiefen Stimme etwas verschwörerisches und stieg dann in seine Beratung ein mit den Worten: „Musst Du kiffen.“
Mein Gesicht wollte ich jetzt lieber nicht sehen… Was sollte ich jetzt daraufhin antworten, ohne dass ich mich mit meiner nicht vorhandenen Wasserpistole hätte wehren können?
Ich versuchte es einfach mal mit der Wahrheit: „Du, nee, lass ma, ich stehe überhaupt nicht auf so was.“ Was würde wohl jetzt passieren? Waren meine letzten Stunden hier in der bronxx gezählt? Hilfe!


Er aber blieb ganz ruhig: „Quatsch, musste echt ma machen. Das hilft wirklich.Nur so kleine bisschen. Wirste sehen, Mann.“ Dabei grinste er allwissend und zeigte mit Zeigefinger und Daumen die Menge an, die er mit „kleine bisschen“ meinte.
Dann ging er wortlos zurück auf seine Straße, deutet kurz einen Gruß in meine Richtung an und verschwand im Gangsterrapperwiegeschritt.

Ja, liebe Freunde der bronxx, wenn gar nichts mehr geht, fragen Sie Dr. Rapp. Es geht immer ein „kleine bisschen“. Das weiß wohl auch Noarbäärt. Und, meine Wasserpistole bleibt trocken. Für jetzt jedenfalls erstmal…

 

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