Montag, 18. Juni 2018

Der Zonk

Diese Schtorie ist ma wieder den etwas älteren Leserinnen und Lesern unter uns gewidmet. Also all jenen, die Mitte bis Ende der Neunziger zur besten Vorabendsendezeit vor der Glotze gehangen haben. 

Was dem einen sein Peter vom Glücksrad war, war der anderen ihr Jörch, der aufs Ganze geht. Na ja, nicht ganz und auch nicht er. Es waren die Kandidaten aus dem Publikum, die das mussten, wenn sie denn wollten und konnten. Sie mussten nach vorne zum Herrn Draeger, der optisch und stimmlich ein ziemlicher Sympath war, und dort immer wieder neu entscheiden, ob se nun Tore, Koffer oder Briefumschläge auswählten, um irgendwo hoffentlich ganz sehr den größten Geldgewinn des Abends abzuräumen. Das Publikum half immer dabei, mit Trampeln, Pfeifen und lauten Unterstützungsrufen. Auch der Jörg versuchte natürlich, den aufgeregten Teilnehmer auf der Bühne von seiner vermeintlichen Gewinnchance durch falsche Fährten und Verwirrkommentaren abzulenken.

Vielleicht habt ihr es auch mal gesehen. Ich einmal öfter und ich habe es immer kaum ausgehalten, endlich zu wissen, wo sich denn nun der richtig fette Geldgewinn verbirgt. Unterhaltung so janz vom alten Schlag: mit Leuten wie Du und ich, ohne ganze Duden und Weltatlanten auswendig können zu müssen, Spaß und Spannung auch fürs Publikum, einem smarten Moderator und eben noch echten Gewinnern oder Verlierern. Bei mir gehörte diese gute alte TV-battle lange lange zum alltäglichen must look. Ein schönes Einläuten des Feierabends. Leider war das Ende Mai 1997 dann vorbei. Schnief!

Doch, wir wären ja nicht das WRG und die bronxx, wenn wir nicht auch dafür ein Denkmal geschaffen hätten, nicht wahr?! Wir hier haben nämlich ein großes Herz und ein besonders großes für die Verlierer im Leben. Nämlich die, die beim Jörch dann letztendlich Pech hatten bei ihrer Entscheidung für das richtige oder falsche Tor oder den Briefumschlag, der ihnen eigentlich ja den Weg zum großen Geld geebnet haben machen täten tun sollte. Für eben genau diese Menschen gab es viele viele Jahre auf dem Cyriaksring etwas ganz besonders in einem der Erdgeschossfenster der Siedlungswohnungen zu sehen. 
Nein, es war keine mannshoehe aufblasbare Jörg Draeger-Gedächtnis-Puppe und auch kein Startschnitt desselben.
Ich sage nur zwei Worte: TOR DREI.

Na, dämmert's bei Euch? Die old-school-Fraktion weiß spätestens jetzt genauestens bescheid und fängts icher an zu grinsen so wie ich...
Hatte doch Herr Draeger für die looser immer das Tor drei parat. Dieses böse Nümmerchen an diesem skurrilen Aufbau Studio. Dort in dieser Pfosten-Netz-Atrrappe wartete, feierlich beim Öffnen des Vorhanges begrüßt, das riesengroße schwarz-rote Zottelratten-Kuscheltier namens Zonk. Es saß da brav im Tor drei, fing die enttäuschten Blicke der Verlierer auf und wurde dabei mit einem dröhmemd tiefen Ton aus der Konserve untermalt. Das Ratespiel war aus, der Verlierer musste nach Haus und unterm Arm die dicke rote Ratte mit den schwarzen zotteligen Ohren.

Tor drei und sein Zonk. Und das, original im Cyriaksring, nur wenige hundert Meter gegenüber von der HBK lächelte die große Kuscheltierratte jedem vorbeiziehenden Menschen entgegen. Tag und Nacht und Jahr um Jahr. Und immer wieder schien die Sonne, blich in mehr und mehr aus, aber er wich nie aus seinem Fenster und es war immer irgendwie Tor 3 da in dem Wohnhaus Paterre.

Vor ein paar Jahren haben sie die Bleiben saniert, damit die bronxx modernert wird und auch die oberen Zehntausend hierher gelockt werden. Und das geht natürlich nicht mit so einem Verlierergewinn wie dem Zonk. Da musste schon mehr bieten, also sagen wir mal mindestens Tor 1 oder Tor 2 oder am besten noch den Koffer dazu.
Doch, dit is hier nicht, denn wir sind lieber WRG und am besten bleiben wa och de bronxx, denn das können wa jut und wenn alles nix nützt, kuscheln wa mit dem Zonk. Bald ist wieder Flohmarkt, da gehe ich nen ma suchen...






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