Freitag, 8. Juni 2018

Und was ist mit T?

Jeden Morgen schwinge ich mich ja bekanntlich bei Wind und Wetter aufs Rad und kurve los ins Büro. Irgenwann an der Volkswagenhalle und auch am großen Geldinstitut längs, vorbei an den roten leuchtenden Plastiksitzen auf dem Platz, den man eigentlich gar nicht mit zwei oder mer Rädern befahren darf... Egal, machen alle so und die Kletterrose dann auch. Ich bin nämlich immer - sogar ümmer - spät dran morgens. Da zählt jede Sekunde. Und mal ganz ehrlich, niemand steigt da ab und schiebt, auch nicht über die Brücke. Stillschweigendes Übereinkommen zwischen allen, die Fußgänger rücken ein Stück und dann passt das.
Jeden Morgen also das selbe Bild: der kleine schicke ausländische Mann im schnieken Anzug (wir grüßen uns, seitdem ich ihn mal fast umgefahren haben... Siehste sorgt gleich für Kontakt so'n Verkehrsmissachtungsdingens), der Riese mit dem Helm und dem Fahrradkorb vorne am Lenker (ich finde das total uncool und affig), die Sportskanone im klatschengen grün-schwarzen Polyesterlook und eine Menge Banker, die jeden Tag bei Rot über die Ampel hetzten (da guckste, die sind nämlich och nich besser).

Am letzten Freitag gab es eine neue in der Morgenrunde. Das fällt irgendwie sofort auf, jedenfalls mir, wenn jemand fehlt oder neues dazu kommt. Kurze Hose, T-Shirt, Turnschuhe, Basecap; eher so der burschikose Typ von Frau. Na,ja, früher hätte meine Freundin Melani mich ganz wissend angesehen und dann gesagt:"Da stimmt doch auch was nicht." Ihr wisst bescheid?!
Jedenfalls stehen wir alle zusammen an der Ampel Ecke Friedrich-Wilhelm und warten auf die Grünphase. Hier an dieser Stelle muss man brav sein und den Gesetzen folgen, denn zum einen ist der Verkehr immens und zum anderen sind da immer die blau-silbernen unterwegs. Immer. Und während wir da nun der beleuchteten Vorfahrt harren, versuche ich mich abzulenken und meine eilige Ungeduld in den Griff zu kriegen. Ich fange dann an, meine Umgebung in Augenschein zu nehmen. Dabei gildet: je mehr Zeitnot, desto kritischer das Urteil meinerseits. Ihr kennt das... So streift auch nun mein Blick umher, auf der Suche nach einem potentiellen Aufreger. Die neue im morgendlichen Bunde scheint da gerade recht zu kommen. Eh schon auffällig, weil nicht klar identifizierbar auf den ersten bis fünften Blick. Und ich suche und mein Adrenalinspiegel sucht auch. Nach dem Stoff, der ihn ansteigen lässt. Ich mustere und beäuge, aber nix... Bis... ja, bis meine müden Glubscher an ihr seiner Hosentasche haften bleiben. Hä? Wassen das? Ein Baumwollfaden mit Zettel dran hängt dort lässig heraus (Nee, nich was ihr denkt...).
Irgendwo her kenne ich so ein Teil. Inzwischen springt die Ampel auf grün und alle dürfen losfahren. Ich bleibe ihr dicht auf den Fersen und pese ihr hinterher, denn ich will wissen, was das ist und woher ich es kenne. Die Straßenbahn vor der Hauptpost stoppt unsere rasante Cerfolgungsfahrt und ich nutze die Zeit, um auf das Gebamsel zu starren.
Bäm! Jetzt hab ich es! Yeah, es ist ein Teebeutel. Es ist ein ganz simpler, bescheuerter Teebeutel, dessen Faden und Bedienungsanleitung bei ihr aus der Tasche hängt... Endlich hatte ich es gerafft und nun setzte sich auch die Tram in Bewegung und jedes Mädel fuhr seiner Wege.
Tja, früher gab es die gute alte Kaffeethermoskanne mit Kaffee oder Tee oder was weiß ich mit zur Maloche. Dann kam der Coffee to go. Weniger, teurer, umweltunfreundlicher und vor allem schicker und hipper. Und zu guter Letzt nun das: Generation vegan, bewusst und aufgeklärt macht jetzt alles ohne. Ohne Plaste, ohne Alu, um gotteswillen auch bloß ohne Strohhalm. Einfach Tee im Beutel inne Täsch und vermutlich Wasser marsch. Aber heiß? Und da hin?
Na, ja, egal, is ja Sommer, heiß von ganz alleine und Regen kommt ja leider auch gerade nicht so in Gang. Aber Fortschritt, das haben wir hier, hier bei uns inne bronxx...

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