Donnerstag, 9. Juni 2016

Wo kommt denn nun das "h" hin?



Diese Geschichte hat sich schon vor einigen Jahren ereignet und sie ist bestimmt schon einigen von Euch passiert. Auch, wenn ihr nicht in der bronxx wohnt und auch deswegen nicht ausdrücklich hierher ziehen müsst...

Es war der Tag eines für mich recht bedeutenden Vorstellungsgespräches. Solche Ereignisse sind ja fast immer wichtig, außer man m u s s dahin und will es eigentlich gar nicht. Zu diesem Termin wollte ich sehr gerne hin. War was im kulturellen Bereich. Das interessierte mich schon immer. Bezahlung schien gut zu sein und bisher war die Kommunikation mit dem potentiellen neuen Arbeitgeber recht gut verlaufen.

Ich kam so gegen Mittag von meinem Noch-Job nach Hause geradelt. Da blieb nicht mehr viel Zeit bis zu meinem Gespräch. Ich musste mich noch im Netz darauf vorbereiten, kurz abbrausen, in Schale schmeißen und dann losdüsen.
Ich schloss mein Rad draußen am Zaun an, gegenüber der Haustür. Lange war ich ja nicht weg und da konnte mein Gefährt mal eben da unten auf mich warten.
Mein heißgeliebter Oldtimer, den ich in einem berühmtberüchtigten Fahrradsecondhand-Reparaturschuppen für angemessenes Geld erstanden hatte. Anthrazit, mit Stange und jetzt kommt's: ein rosafarbener Blümchenüberzug für den Sattel. Wegen keinem nassen Popo und so...

Jedenfalls hab' ich dann oben in der Wohnung mein Vorbereitungsprogramm schnell abgearbeitet und kam nach einer guten Stunde gestriegelt und geschniegelt nach unten. Zack, auf den rosa Sattel setzen und Abfahrt...
Dachte ich! Und beim"Dachten" blieb es dann auch...
Da stand nämlich kein Rad mehr, jedenfalls keins mit dem rosa Dingens...
In meiner ersten Benommenheit suchte ich alles ab: Garten, Nachbargarten, Keller, Straße... Nichts! Oh f**k! Ich konnte es nicht fassen!
Was nun? Meine gesamten Fortbewegungsmittel waren nun von jetzt auf gleich weg und der Schock saß tief. Aber für Wut und Trauer blieb so gar keine Zeit. Mein Termin wartete. Ich raste schnell zur Straßenbahn und was soll ich sagen, ich schaffte alles noch irgendwie... Die eine Gesprächsteilnehmerin bot mir sogar ein Ersatzrad aus ihrem Fundus an. Wie lieb!
Den Job bekam ich (natürlich) nicht, aber das ist ein ganz anderes Thema.

Danach machte ich mich auf zur Polizei. Denn nix Geld von Versicherung ohne Anzeige bei den blau-weißen. Und hier begann erst die eigentliche Odyssee: Systemabsturz im Hause Münzstraße und ein sehr ungeduldiger Beamter, der sich ganz offensichtlich zu so einem Zeitpunkt nicht auch noch mit einer Lapalie wie meinem Anliegen auseinandersetzen wollte. Ich war bedient... Als seine Unfreundlichkeit zu eskalieren drohte, überlegte ich kurzerhand, mit meinem Handy in der Tasche schnell mal die 110 zu wählen und mich dann bei einem Kollegen zu beschweren, der vermutlich nur drei Zimmer weiter saß. Dieser Gedanke, den ich aus Selbstschutzgründen dann nicht umsetzte, machte mir den Tag. Was für ein Spaß wäre das gewesen...

Nach langem Hin- und Her liefen der PC und auch sein Bediener wieder rund. Ohne Murren. Puh! Er stellte viele Fragen über Art und Aussehen des Rades. Und beim Wort "anthrazit" war es dann wieder vorbei mit dem Freund- und Helfer-Status...  Er wollte wissen, wie man DAS nun wieder schreibt und wo das "h" hinkäme...  Ich war zwischen angepisst und megaamüsiert... Sein Beamtenstatus. Seine Allgemeinbildung. Sein Problem. Basta!
Wir einigten uns schließlich versöhnlich auf dunkelgrau.
Mein rosafarbener Sitzüberzug machte i h m dann den Tag: "Das ist nicht ihr Ernst, Frau...!!!" "Oh, doch, Herr.....!!!!"
Beim Rausgehen aus seinem Büro waren wir schlussendlich best friends. Alles war gut. Es stand 1:1. Anthrazit  gegen rosa.
Er so: " Dafür weiß ich wie man "aubergine" schreibt." Ich: "Klar, mit "e" am Ende!"
Sein Blick: unbezahlbar. 1:2 für mich also.

Tja, ihr merkt schon. In der bronxx ist man vor nix sicher: Raddiebstahl und und und.
Rechtschreibung klappt woanders aber auch nicht....
Also, Rad jetzt immer schön in den Keller bringen!



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