Donnerstag, 31. August 2017

Ute lässt ihn nicht

Stell Dir mal vor, ein guter Freund von Dir ist Musiker und er hat einen Auftritt. Sagen wir mal an einem Montagabend. So um 18:30 Uhr im Bürgerpark vor dem großen roten Zelt dort. Auf ner kleinen feinen Extrabühne draußen. Auf dem Rasen, im Grünen und vor lauter kleinen Holztischchen und Stühlchen, nett an der Oker gelegen, bei Bombenwetter.
So, was machste da als richtig gute Freudin? Klar, ne, Du schnappst Dir Dein Kind und fährst da hin nach der Arbeit. Schnell noch untere Brause in Windeseile und dann ab innen Park.

Da angekommen triffste noch viele andere Freunde, die unbedingt dabei sein wollen und nach und nach füllen sich alle Sitzgelegenheiten mit Zuschauern, Getränken und Speisen. Die Bühne ist bestückt mit allem und die restlichen Bandkollegen warten zusammen mit dem Sänger auf den Auftritt. Auf was sonst?
Tja, und auf Ute. Ute? Ja, Ute. Ute steht im großen roten und singt.
Hä? Die auch? Jetzt schon? Eigentlich ja erst nachher in eineinhalb Stunden... Ja, sie singt sich warm für nachher und die Band hier draußen muss warten. Denn, wenn man nicht zusammen singt, bringt das nix. Drinnen singt sie und draußen die anderen. Auch nicht gut.

Okay, wir warten auf Ute, nippen am Getränk, unterhalten uns, sprechen den Musikern Mut zu... Es vergehen die Sekunden und Minuten und sie singt weiter. Der Soundcheck scheint zur Bandprobe zu werden und wir alle müssen uns in Geduld üben. 

Dann, endlich, es wird leise im Zelt... Yes, das Konzert auf der Regio-Bühne kann beginnen!

Aber nee, is nicht. Denn jetzt kommt der nächste Act im großen roten. Bäm oder besser pling: der Klavierstimmer. Und der brauch ma absolute Ruhe, also noch mehr als Ute. Sonst kann der ja nicht hören, ob das was stimmt.
Draußen stimmt inzwischen gar nix mehr: die Laune sinkt, die kleine Bühne wird immer noch nicht belebt und ich höre, wie eine junge Frau jetzt mit den Musikern spricht. Also, sie könnten ja dann immer kurz, wenn der Klimpermann kurz ma ne Pause macht da drinnen, dann könnten ja mal schnell ein Liedchen anstimmen. So lange, bis Mr. Pling wiederum weitermachen muss. So quasi im Wechsel und wie Stopp-Essen beim Kindergeburtstag. Das das nur so im Alter bis maximal zehn Jahre Spaß macht, hatten se vergessen in dem Moment. Und Ute hätte da bestimmt auch keinen Bock zu gehabt...


Noch ein paar Minuten später sagte der Sänger der Band da draußen dann das Komzert ab. Musste er ja, weil er ist älter als zehn und Kindergeburtstag hatte heute keiner. 

Tja, und dann sitzte da, eine Mücke piekt Dich voll fies. Aber das ist egal, die traurigen Augen Deines guten Freundes und seiner Band sind schlimmer. Nix mit gute Laune und Kunst und Kultur vorm roten. Nö, die Motivation rennt nackig zwanzig Meter weiter und geht baden. In der Oker. 
Was bleibt ihr anderes übrig? Sie ist bedient mal eben ganz kräftig. Wie soll se sich auch fühlen bei so ner Wertschätzung? Weißte bescheid: Zelten inne bronxx muss wohl überlegt sein. Nicht alle lässt man hier...
Nächstes Mal machen wir das bei uns auffen Franky, mit ohne Dach und ohne Klavier. Und ihr kommt alle rum! Stümmt's?