Donnerstag, 9. November 2017

Macht hoch die Tür

Da sitze ich am letzten Sonntag drömelig auf meinem Sofa rum, sinniere über die Welt und gammele ab. Das Fenster im Wohnzimmer ist auf Kipp. Ma lüften hier das Ganze. Aber nicht zu lange, denn es ist schon reichlich külle da draußen. Winter, wie ich finde. In meinem Kopp und Körper ist noch September und ich komme nicht hinterher. Friere mir den Hintern ab da draußen, sehe noch nicht ein, die Winterjacke aussem Schrank zu puhlen und zu früh zu dunkel ist es ja eh.

Hier drinnen ist es gemütlich: Kerze brennt, Decke über Bauch, Beine und Po. Und wie ich da so liege, dringt durch den Fensterspalt Klaviermusik von draußen herein. Ich halte einen Moment inne und lausche. Das ist echte Musik. Nix von CD, Platte, Radio oder Kassette. Nee, auf jeden Fall mal ganz selbstgemachte Mucke, handgemacht sozusagen. Das höre ich am Klang, an den Pausen zwischendurch und am Anschlag. Und nein, es ist nicht der Nachbar mit dem Keyboard und den Songs aus der Synthesizer-Dauerschleife. Das Ding war lange ruhig, fällt mir da mal gerade so auf.

Was da gerade zu hören ist, ist richtige gute Klaviermusik. Die Finger da nebenan, wissen, was sie tun und jetzt ist Übungsstunde. Eine Stunde darf man inner Woche einem Hobby nachgehen, ohne dass einer oder eine was dagegen haben oder sagen kann. Is also erlaubt quasi. Für meine Ohren klingt es äußerst angenehm und ich ertappe mich dabei, wie ich mitsumme... 
Stück für Stück kommen mir sogar Worte dazu in den Sinn. Ja, es ist ein Lied, das ich irgendwo her zu kennen scheine. Nach ein paar Minuten wird ein Ohrwurm daraus. Ich kann mich irgendwie so gar nicht dagegen wehren... 
Als ich etwas später in die Küche gehe, singe ich ihn noch immer. Draußen ist schon lange Ruhe, die Stunde scheinbar vorbei, mein Fenster wieder zu und ich habe die Melodie immer noch im Kopf.
Aber, glaubste ich komme darauf, wie dieses verdammte Lied, heißt?! Nö... Boah, und wenn de denn so verzweifelt am Rumgrübeln bist, das ist nicht witzig. Aber mir fiel es partout nich ein. Fast der gesamte Text kam mir hoch, aber weder die Titelzeile geschweige denn der Refrain.
Ich nahm mein Gegrübel dann auch brav mit ins Bett.Und, was soll ich sagen, es kam wie es kommen musste. Ihr kennt das... Am nächsten Morgen wachste auf und zack, weißte das Lied. Mit allem Drum und Dran. So, und genau so... Ich wusste es, auf einmal. Und ich war schockiert. Erstens: eins aussem Gesangbuch. Dabei habe ich doch diesem Verein abgeschworen. Schon seit Jahren. Aber: Frau Kletterrose war als Jugendliche mal Alt-Trompeterin (Trompetistin... oder watt weiß ich, wie sich das nun richtig schimpft) innem Posaunenchor. Das hinterlässt halt Spuren, gell?! Ob de willst oder nicht. Zweitens: voll das Weihnachtslied. Ja, echt ma: Macht hoch die Tür... Das ist dann schon mal janz die Heiligabend-Abteilung, aber die richtige, so 18:00 Uhr und so. Hauptverkehrszeit, mitten im Schlimmen.


Ach ja, ihr merkt schon, egal ob de inne bronnx wohnst, oder nicht, erstens kommen die Kirchenlieder und zweitens auch noch Weihnachten. So sicher wie das Amen inne Kirche. Trotzdem.
Dann macht ma das Tor weit hier im WRG, in sechseinhalb Wochen isset soweit... Hilfe!