Donnerstag, 1. März 2018

Wenn sie nicht gestorben sind...

Vielleicht sollte er seinen eigenen blog bekommen, denn er hat wieder ein Schild aufgehängt. Wo? In unserem Treppenhaus, gleich beim schwarzen Brett neben der Wohnung des Weltmeistertänzers.
Wer? Unser Hausmeister N. (Kennt ihr ja inzwischen schon, dass aus Zeugenschutzprogrammgründen der volle Name weggelassen, ignoriert, persifliert oder einreduziert wird.)

Jedenfalls kam ich neulich Abend spät nach Hause und vor dem Haus wartete rauchend der Tänzer (sicher nicht auf mich). Wir hatten uns lange nicht gesehen und er erfreute sich trotzdem meines Anblicks. Rasch noch das Kippchen zuende gepafft, bat er mich um eine Tour durch den Keller. Mit starker Kletterrose an der Seite konnte ihm dort nichts passieren und gemeinsam durchstöberten wir die rattenfreien (puh! Glück gehabt ey; das wäre mein Herzinfarkt mit Todesfolge gewesen) Katakomben unseres Sch-straßen-Kellers, der draußen an der Straße an einem Fenster noch die echten Luftschutzkellerpfeile aufwies. Zusammen durchkämmten wir jeden Zentimeter dieses streckenweise feuchtmuffigen Molochs und untersuchten die entlegensten Räume.
Aufgeschlaut zurückgekehrt ins Treppenhaus fiel mein Blick sogleich auf das schwarze Brett. Dreh- und Angelpunkt der Räum- und Putzpläne unserer Hausgemeinschaft. Und eben auch mahnendes Aushängeschild des verantwortungsbewussten Hausmeisters, der alle Mieter-Verbrechen sofort und gnadenlos aufdeckte: achtlos weggeworfene Zigarettenstummel im Gang zur Haustür, des Nächtens in den Lichtschalter geklemmte Zahnstocher zur Dauerbefunzelung der Beleuchtungsanlage und die Damenutensilien, die die Toiletten verstopften. Der Mann für alle Fälle waltete da unten brav seines Meisters dieses unseres Hauses.

Nun aber war ein neues Schildchen aufgehängt worden. Leicht erkennbar hing das noch frische weiße Papier, diesmal im heimischen Drucker produziert und nicht mühsam von Hand geklöppelt, an der Wand links von der Hauseingangstür. O-Ton war - wie ümmer - das leidige Dauerthema "Hauswoche". Ja, hatten wir hier schon, war immer noch nix passiert, was uns allen klar war... 

Jedenfalls ging es im Schildertext eben drum und der Feststellung, dass einige Bewohner hier der oben erwähnten Pflicht absichtlich nicht nachgekommen wären. (War bestimmt was dran "hüstel", denn ich hatte echt keinen Bock mehr, immer die einzigste (!) zu sein.) Dann kam noch bißchen was unwichtiges und dann der allesentscheidende Satz: "Von 10 Minute Arbeit bis jetzt keine gestorben."
Das mussten wir dann erstmal sacken lassen. Und, ja, es stand und steht so geschrieben und wir bitten von Kontrollbesuchen jeglicher Art abzusehen.

Die Betonung lag eindeutig auf "bis jetzt" und ich verstand sofort, warum niemand, aber auch so ganz gar niemand verständlicherweise nicht ausprobieren wollte, ob es vielleicht doch passieren könnte beim Hauswochemachen und so. Man weiß ja nie, nech wahr?! Die meisten Unfälle passierten im Haushalt und so weiter und so fort.
Also, wenn sie nicht gestorben sind, haben sie die Hauswoche immer noch nicht gemacht. Oder sie haben sie aus Versehen überlebt...
Dann hätte er recht behalten. Und es wäre auch endlich wieder sauber gewesen, hier bei uns im Flur in unserem Haus in unserer bronxx...