Donnerstag, 24. März 2016

Schwarzer Donnerstag



Eigentlich heißt der heutige Tag „Gründonnerstag“. Normalerweise. Das weiß sogar ich noch. Obwohl ich schon länger religionslos bin. Hat sich eben so eingebürgert. (Vorweg sei es gleich für alle diejenigen gesagt, die heute – trotz des Titels - eine lustige Geschichte erwarten: nee is nich. Heute mal nicht.)
Es ist nämlich d e r  Donnerstag vor Karfreitag und vor Ostern. Alljährlich. So auch heute. Und vor drei Jahren erst recht. Da war ich nicht in der bronxx. Wo ich so war, weiß ich nicht mehr, aber ich war nicht zuhause.
Erst am sogenannten Karsamstag kam ich wieder zurück in die eigenen vier Wände und wollte mittags mal eben schnell noch zum einzigen Supermarkt am Platz huschen. D.h. vielmehr. Ich wollte da schnell rein, einkaufen und wieder zurück in meine Räuberhöhle...

Ich wollte. Doch ich kam erstmal nur bis zum Frankfurter Platz. Dort waren merkwürdig mehr Menschen als sonst versammelt. Eine für hiesige Verhältnisse ungewöhnliche Stille umgab sie alle. Es war denkwürdig still- Einfach zu still.
Ein äußerst beklemmendes Gefühl begann mich zu beschleichen. Mir wurde mulmig im Bauch. Ich ging erstmal weiter. Was sollte schon sein?

Andererseits kennt man dieses komische Gefühl, wenn eigentlich doch etwas ist und man noch nicht genau weiß was…

Ich ging weiter in Richtung des Supermarktes und sah plötzlich auf ein Holzkreuz, das umringt war von einem Meer von Kerzen und einigen Blumen. Wie ein Blitz durchzuckte es meine Mitte. Etwas Schreckliches musste hier passiert sein… Aber was?
Auf einem der jüngst auf dem Platz errichteten bunten Sitzwürfel hatte man eine Art Gedenkstätte errichtet. Auf dem steinernen gelben Sitzquader stand ein Holzkreuz mit einem Namen versehen, umringt von brennenden Kerzen und Rosen und anderen Blumen. Nun verstand ich diese denkwürdige Stille, die alles hier umgab und ich wurde selbst ganz still. Etwas sehr fürchterliches musste hier passiert sein während meiner Abwesenheit…

Ich bekam Angst, spürte Traurigkeit und noch mehr Beklommenheit. Schließlich fasste ich mir ein Herz und befragte einen der anwesenden Männer. Er erzählte mir die schlimme Geschichte, die sich hier an Ort und Stelle am Gründonnerstag 2013 abgespielt und das Leben einer Mutter gekostet hatte. Das was ich dort hörte, machte mich betroffen, wütend, bestürzt, schockiert und ich hatte große Angst.

Ich habe mich von da an lange Zeit gefragt, ob ich hier richtig bin in der bronxx. Ob das hier öfter passieren wird? Ob ich mich und meinen Sohn besonders beschützen muss und kann? Ob ich hier sicher bin?
Ein paar Wochen lang gab es sie diese Gedenkstätte auf dem gelben Sitzwürfel. Dann, irgendwann wurde alles entfernt. Auch der gelbe Sitzstein.
Ein Quader fehlt seitdem auf dem Platz. So, wie ein wichtiger Mensch fehlt in der bronxx. Seit dem Gründonnerstag vor drei Jahren. Dieser Thorstag vor Ostern, der immer ein schwarzer Donnerstag bleiben wird. Hier bei uns in der bronxx…

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