Donnerstag, 12. September 2019

WUPPERTAL

Es begab sich einst in einem Seniorenheim, dass sich eine betagte und dennoch rüstige Dame namens Erna Bratkowicz auf den Weg in die Bewohnerverwaltung ihrer Altersresidenz machte, um dort den jungen Mann hinter dem Tresen um einen ganz schlichten, aber sicher doch - mit wenig Aufwand - machbaren Gefallen zu bitten. Sie hatte sich etwas überlegt und nun sollte ihr der nette junge Verwaltungsangestellte, der sie sonst immer so beherzt begrüßte und ihr von ihrem Taschengeldkonto allwöchentlich gute 10 Euro in die Hand drückte, diesen Wunsch erfüllen.
Als sie heute wiederum mit ihrem Rollator um die Ecke des langen Flures bog und ihn und sich durch die offene Tür von Herrn Müllers Büro schob, begrüßte der an Jahren noch recht junge Jörg sie herzlich wie immer: "Na, Frau Bratkowicz, sind die 10 Euro schon ausgegeben und jetzt möchten Sie sich neue Wünsche erfüllen?"
"Nein, Herr Müller, ich habe diesmal eine ganz andere Bitte", entgegnete ihm Erna B. in ihrer typischen nord-rheinwestfälischen Mundart. "Ich möchte, dass Sie mir bitte ein Schild ausdrucken, wo "WUPPERTAL" draufsteht, So groß wie möglich. Mehr brauche ich nicht", fuhr sie weiter fort und nahm derweil wartend auf der Sitzbank ihres Rollators Platz.
Jörg war erstaunt und tat dennoch wie ihm geheißen. Er wollte dieses arme alte Seelchen von Mensch nun wahrlich nicht enttäuschen. Die Tastatur klapperte vor sich hin und auf dem Bildschirm erschien das Wort "WUPPERTAL" in arial black, so groß es eben auf einen DIN A4 Bogen passte, quer natürlich, denn Herr Müller war ein echter Computercrack. Und so konnte er Frau Bratkowicz schon nach wenigen Minuten das gewünschte Schild überreichen. Sie strahlte über das ganze Gesicht, sattelte ihr Fahrzeug nebst Papier und schob glücklich von dannen. 

Schnurstracks visierte sie den Ausgang an, schob sich durch die Glastür und steuerte in Richtung Straße. Sie war unendlich glücklich und nun musste nur noch der Rest ihres Plan aufgehen - vorsichtig mit ihrem Gefährt an die Straße stellen und mit das Schild hochhalten. Und, wenn alles sooo gut lief wie bisher, dann würde sie ganz bald in ihrer geliebten Heimatstadt sein und hatte allem, was sie hinter sich lassen würde ein echtes Schnippchen geschlagen.
Aber Erna Bratkowicz hatte nicht richtig bis zum Ende überlegt. Denn, wo sollte sie wohnen, was sollte sie essen dort, vor allem wovon sollte sie das bezahlen und überhaupt kannte sie dort wahrscheinlich so gar niemand und ihre Medikamente hatte sie auch nicht bei sich...
Aus diesem Grund fand sich die Bewohnerin noch am selben Abend in ihrem Zimmer des Braunschweiger Pflegeheimes im WRG wieder. Wohlbehalten zurückgebracht von einem fürsorglichen Autofahrer.
Tja, bei uns in der bronxx geht niemand verloren und schon gar nicht über die Wupper und auch nicht in das Tal derselben. Denn, eigentlich ist es ja auch ganz schön hier, hier bei uns inner bronxx, zumindest im Westen, nicht von janz Deutschland, aber eben von Braunschweig....

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen