Donnerstag, 27. Juni 2019

Flohmarkt mit Maden

Einmal im Jahr findet der Flohmarkt am Ringgleis statt und in diesem Jahr war ich (Madame Miez) sogar mal zu Hause und habe mich gefreut, dort ein wenig flanieren zu gehen. Flohmärkte sind toll – es gibt so viel zu sehen, besonders, wenn es keine gewerblichen Stände gibt. Das Sortiment der feilgebotenen Waren war groß und reichte von Büchern über jegliche Art von Klamotten, Brettspiele, Skurrilitäten, Dekoartikel und auch die kulinarischen Wünsche kamen nicht zu kurz. Es gab sowohl einen Stand für den süßen Zahn mit Unmengen von Kuchen als auch eine fleißige Waffelbäckerin und einen Stand für die Liebhaber der pikanten Küche. Es grenzte schon an Folter, einfach so, ohne wenigstens zu probieren, vorbeizugehen und die leckeren Düfte folgten mir noch viele Stände weiter. 

Ich hatte zwar vorsorglich ein wenig Geld einsteckt, wollte aber natürlich nichts kaufen. Ich brauch ja nix. Ich will ja nur gucken. Is' schon klar, ne? Mein erster, unschuldiger Kauf bestand in einer Tüte selbst gepflückter Kirschen. Das war ein reiner Gesundheitskauf, wegen der Vitamine und so, und zählt daher nicht. Mit den Kirschen im Gepäck kam ich dann an einem Stand vorbei, an denen zwei junge Mädchen auf einer Decke saßen und Kleidung verkauften. 
Halb verdeckt von Hosen und Blusen winkte mir etwas Cognacfarbiges, Jackenartiges zu. Seit 2 Monaten war ich schon auf der Suche nach einer Jacke in eben diesem Farbton. Reflexartig gab ich die Kirschen meiner Freundin, zog die Jacke erst heraus und dann an – es waren zwar 25 Grad und damit definitiv kein Jackenwetter, aber das musste sein. Und siehe da – sie passte perfekt! Sowohl die Jacke als auch ich waren entzückt und es war klar, dass wir zusammengehören. Was soll man da machen. Papageien und Jacken suchen sich ihre Partner selber aus. Für günstige 10€ teilte sie sich nun mit den Kirschen meinen Arm. Auch dieser Kauf zählte strenggenommen nicht zum Flohmarktkauf, schließlich hätte ich im Laden noch einiges mehr dafür ausgeben müssen und - ich brauchte sie. Und außerdem handelte es sich um eine geschützte Jackenart.
Das muss Frau unterstützen! 

Glücklich über diesen Fund flanierten wir noch ein
wenig hin und her, bis uns nach einer Abkühlung gelüstete. Und wir wussten auch schon, wo – bei Coneys Iceland, wo Micha hinter seinem kleinen Tresen steht und u.a. Eis verkauft. Praktischerweise ist sein Eisstand direkt am Ringgleis. Dort angekommen erwartete uns eine interessante Auswahl an Eissorten. Ich wählte salziges Karamell und Schoko –das geht immer, und meine Freundin interessierte sich für Black Mamba und rätselte, was wohl darin sei,
denn das Eis war tatsächlich fast schwarz. Aber am Ende war die Erklärung doch schmuckloser als gedacht. Wer an Eis aus Schlangeningredienzien hoffte, wurde enttäuscht (oder auch nicht? Ich bin für Eis ohne Fleischeinsatz, nennt mich
konservativ...) – es war leckeres Kirsch-Sahne-Eis. Auch mein salziges Karamell war eine Wucht. Der Flohmarkt war ein voller Erfolg und die Sonne beschien meine guten Käufe. Daheim angekommen musste ich meine Jacke erst einmal
ausgiebig im Spiegel bewundern, was diese wohlwollend hinnahm. 
Dann wusch ich die Kirschen und naschte schon die ersten direkt in der Küche. Während des Naschens kam mir plötzlich ein Gedanke, ich nahm ein scharfes Messer, ritzte eine der dicken Kirschen in zwei Teile und teilte sie. Aus dem Fruchtfleisch winkte mir eine Made. So ein Mist. Ich hatte es irgendwie geahnt und schaute jetzt auch bei den nächsten Kirschen nach. Alle mit Fleischbeilage. Mistmistmist. Das war eindeutig ein Flohmarktkauf. Oder vielmehr ein Madenkauf. Aber nachdem ich die lecker aussehenden Kirschen nun nicht mehr weiteressen wollte, konnte ich sie dann wenigstens noch weiterverschenken. Der nächste Besitzer glaubte nicht an Maden in Kirschen und aß sie ohne Bedenken. Merke: Auf Flohmärkten ist man auch vor Maden nicht sicher. Aber lasst euch eure anderen Käufe nicht madig machen. Meine Jacke jedenfalls ist schön. – von innen und von außen!

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