Samstag, 1. Juni 2019

Der falsche Konrad

Da ihr fleißigen und lebenslustigen Lesefüchschen ja gestern bestimmt alle im Auftrag des Amüsemangs unterwegs gewesen seid, kommt der heutige Text mit einem Tag Verspätung, aber auch, weil der Bürger M seinen vorvaterschaftlichen Pflichten nachgekommen ist, natürlich am Vatertag. Von wegen mal eben schnell ´ne Wickelkommode und ein Bettchen aufbauen. Möbeltechnisch ein echter Endgegner, das kann ich euch flüstern. Echt jetzt mal. So, nun jetzt aber …

Wenn man hier bei uns in der bronxx so durch die Gegend stromert, dann fällt einem auch schon mal auf, dass es hier ziemlich viele alte Friedhöfe gibt. Häufig nimmt man diese als solche schon gar nicht mehr wahr, weil es inzwischen einfach grüne Oasen inmitten des Viertels geworden sind. Klugerweise wurden diese im Laufe der Jahre für den Zugang beschränkt, so richtig mit Zaun drumherum und Tor davor, so dass es auch schöne, kleine Oasen bleiben. Ihr wisst ja wie das ist, wo man sich niederlassen kann, da lässt man sich auch nieder. Und hier bei uns in der bronxx da ufert das ja gerne mal aus, wir kennen doch unsere Pappenheimer, nicht wahr?

Auch bei mir, beim Bürger M gegenüber, ist so ein alter Friedhof. Ich kenne den jetzt schon seit ich denken kann und war doch eigentlich nie darauf oder habe mich überhaupt dafür interessiert, wer denn da so liegt, so unter der Erde. Ist ja jetzt auch nicht so interessant, wenn da eine Erdmuthe Freifrau von Zitzewitz, geborene Pöselsdorf liegt und man ihren Grabstein vor lauter Verwitterung kaum noch entziffern kann. Dann fiel mir aber eines Tages auf, dass da an dem einen Eingang eine Tafel ist, die beschreibt, wer denn genau da so unter der Erde liegt. „Boah, nee, echt jetzt? DER liegt hier? DER? Donnerlüttchen!“. Da haben sie mich jetzt doch gekriegt, die Denkmalpfleger von der Stadt. Ich war überrascht. Ja nun, wer denn nun, fragt ihr euch doch bestimmt schon. Von Konrad Koch ist die Rede. Dem Konrad Koch? Ja, genau dem. Dem mit dem Mannschaftssport und vor allem dem Fussball und so. Da wohnt und lebt man so jahrelang hier vor sich hin und auf einmal stellt sich heraus, dass einer der bekanntesten Braunschweiger so mittenmang in der Horizontalen auf der anderen Straßenseite liegt. Hätte ja mal ruhig was sagen, der Gute, dann hätte ich ihn mal mit ins Stadion genommen. Das hätte aber ein Hallo gegeben.

Als ich da so vor dem Grab stand und mich meiner Phantasiereien hingegeben habe, fiel mir auf einmal ein Detail auf, die Jahreszahlen. „Moment mal, da stimmt doch was nicht, das kommt doch gar nicht hin mit den Jahresangaben!“ In der festen Überzeugung einem Fehler auf die Schliche gekommen zu sein und sah ich mich schon triumphierend vor Historikerkommisionen stehen, zückte ich mein elektronisches Kleingerät um das Wissen der der Welt zu befragen, um mir bestätigen zu lassen, dass ich recht hatte. Tja, ein paar Klicks später war ich wieder auf Normalgröße zusammengeschrumpft und wusste nun, dass ich vor dem Grab des Vaters von Konrad Koch stand. Er hatte seinen Namen an den Filius weitergegeben und auch den Beruf, er war auch Lehrer in Braunschweig. Na gut, dann war es halt der Vater, aber ohne den hätte es ja auch nicht den Sohn nicht gegeben, immerhin. Jetzt muss ich nur noch rauskriegen, wo der Vater des Fussballs in Deutschland denn nun tatsächlich liegt um mal auf ein „Gut Sport!“ vorbeizuschauen.

Irgendwie trifft man Alle wieder und manchmal ist es nicht derjenige, den man erwartet, hier bei uns in der bronxx …

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