Donnerstag, 21. Januar 2016

hex hex


Manchmal frage ich Nils, ob er noch eine interessante Geschichte für unseren blog parat hat. Nicht, dass mir selbst nicht genug einfiele – hier warten tagtäglich in jedem Winkel neue stories auf Veröffentlichung. Aber ich möchte natürlich auch mal die Perspektive anderer WRG-Bewohner kennenlernen und bin immer sehr gespannt, was sich daraus so ergibt.
Zwischen den Zeilen ist das unter anderem ein Appell an Euch - unsere Leser und blog-Liebhaber -, uns Eure Geschichten zukommen zu lassen… Also, wenn ihr etwas zur bronxx-Historie beizutragen habt, her damit.

Jedenfalls fiel Nils natürlich gleich was ein: „Schreib dann auf jeden Fall doch mal über die rothaarige Feuerhexe auf dem Rad.“ Bämm – die hatte ich fast vergessen und sofort waren alle Bilder bezüglich dieser Frau so was von präsent…


 
Dann mal los und jetzt beginnt eigentlich erst mein Part, der als bloggerin weiß Gott nicht immer so leicht ist: Wie beschreibe ich Euch diese Person und hangele eine Geschichte an ihr entlang? Mal gucken…

Ich bin hier im Viertel fast ausschließlich zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs. Und auf eben einer dieser Fahrradtouren fuhr eine Frau vor mir, die ich schon sehr speziell fand. Ich bin ja ehrlich gesagt schnell mal auf hundertachtzig, wenn vor mir auf dem Radweg jemand fährt, den ich nicht überholen kann. Nicht, weil er oder sie zu schnell ist, sondern weil er oder sie das Tempo abrupt wechselt und ich keine Chance habe, der Situation zu entgehen.
So war das auch in diesem Fall… Ich kam einfach nicht an ihr vorbei… So hatte ich genügend Zeit, sie mir anzusehen: ein kleines Wesen, leicht gekrümmt, normalgewichtig mit eher dünnen Extremitäten, vom Alter her etwa so zwischen Ende fünfzig und Mitte sechzig einzuordnen.
- Ihr habt ja schon gemerkt, dass die Leute bei uns im WRG immer älter aussehen, als sie wohl eigentlich sind. Das macht die viele frische Luft hier. –
Entgegen des üblich in dem Alter vielfach verbreiteten grauen Kleidungsstils, trägt diese Lady immer schwarz. Und dann ist da wieder diese berühmte Leggings… Sie hat auch welche davon oder eben nur diese eine, was weiß ich.
Sogar ihre Brille hat eine schwarze Umrandung – stilsicher und treu -. Ihren Kopf ziert eine – nein, falsch geraten, KEIN schwarz – feuerrote Lockenpracht.
Alles vom Frisör gebastelt, Frauen unter sich erkennen das recht schnell. Solch ein Rot und so kleine Löckchen gibt es nur in Spezialgeschäften. Mutter Natur stattet die Menschen in unseren Breitengeraden mit anderen Vorzügen aus.
Miniplis gehört nicht dazu, isso.

Wo sie ihrem Schwarz-Fimmel aber wiederum treu bleibt, sie schminkt sich stark um die Augen herum mit viel noir. Und ein interessanter Geruch geht immer von ihr aus. In meiner Kindheit habe ich Angesichts der stetigen Ilja-Rogoff-Knoblauch-Pillen-Werbung immer überlegt, wie die Konsumenten das wohl entgiften mögen. Jetzt weiß ich es ganz sicher. Ganz sicher. Ist schon abgefahren, dass ich Jahre später Antworten auf Fragen aus der Kindheit bekomme. Das Universum sorgt irgendwie gut für mich, finde ich.

Ich hatte jedenfalls genug Zeit, Frau Rogoff eingehend zu studieren und unter die Lupe zu nehmen. Sie ließ mich einfach nicht vorbei. Ich war aufgebracht und befremdet zugleich. An der nächste Ampel kam sie plötzlich und für mich ungeplant vor mir zum Stehen. Ich hatte nur noch wenige Meter über den Frankfurter Platz zu meiner Wohnung vor mir und entkam – quietschend bremsend – nur knapp einem Auffahrunfall.
Sofort war die Dame vor mir am Start, sie sprang aus ihrer merkwürdig symbiotisch wirkenden Fahrradbeziehung heraus und schimpfte mich mehr als lautstark aus. Ich hatte mich gerade von dem Fast-Unfall-Schock erholt, da wartete schon der nächste auf mich. Sie torpedierte mich mit wütenden Worten, war offensichtlich in Wallung darüber, dass ich ihr mit meinem Gefährt zu nahe getreten war und motzte wild in den WRG-Äther hinein.




































Puh, das war hart und ich habe mich echt zusammengerissen, da NICHT mit einzustimmen. Betäubt vom Ilja und erschrocken von der Wortlawine war ich verdattert und für ganz schön lange Momente sprachlos.
Die Szene hinterließ bei mir nichts Gutes. Im Gegenteil, ich hatte weder Lust noch Möge, sie so schnell zu wiederholen. Lieber gar nicht.

Natürlich habe ich sie öfter wiedergesehen, die bronxx lebt und ihre Bewohner natürlich auch. Dann bin ich jedoch jedes Mal lieber gleich stehen geblieben und habe brav abgewartet bis sie mit ihrem Rad und ihrer Wut vorbeigestrampelt ist. Ja, es gab auch wieder was zum lauten wutentbrannten Besprechen ihrerseits. Ich sah jetzt keinen Grund, aber ich muss ja auch nicht alles sehen… Als die Luft dann endlich rein war, habe auch ich weitergemacht…


Ihr seht schon, Nils hat ihr den Namen verpasst und er hat damit alles gesagt, was zu sagen war. Mir bleibt daher letztendlich nur die Feststellung, dass hier in der bronxx, wo so viel düsteres sich bewegt und offensichtlich auch passiert, ein roter Farbtupfer wahrscheinlich gefehlt hat. Feurig. Hitzig. Das hält warm. Denkt daran und fahrt bloß vorsichtig! Denn, es weht ein harter Rogoff-Wind bei uns… hier in der bronxx…
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen