Donnerstag, 2. August 2018

Nur erschrecken



Sagt mal, ist Euch auch so warm und kriegt ihr auch nicht richtig was gebacken tagsüber und überhaupt?

Ich habe derzeit Urlaub, hatte so viele Pläne und ich bin echt froh, wenn ich es mal gerade schaffe, ein Drittel davon umzusetzen.
Stattdessen: schwitzen, ölen, kaum bewegen, bräsig im Schädel und die Hütte ist heiß ohne Ende...
Aber, zurück zum Wesentlichen: apropos "gebacken kriegen". Ich liebe ja die türkische Küche und die an diese angelehnten Gerichte. Oh my god, da gibt es so geile Sachen: Köfte, Menemen, Bulgur, Hummus und lauter so Zeugs. Ach, Menemen kennste nich, wa?! Das ist türkisches Rührei mit Tomaten, grüner Paprika, Peperoni und Zwiebeln. Kennengelernt habe ich es durch meine Freundin T. Sie war mit mir mal türkisch frühstücken. Wobei ich dachte, dass das in deftigem Fleischgelage endet, aber nee, war fantastisch. Sehr nahrhaft und lecker.

Theoretisch könnte ich das alles jeden Tag haben, denn ich schätze mich sehr glücklich darüber, Nachbarn aus der Türkei im Flur unter mir zu haben. An manchen Tagen kannste da nach Feierabend nicht ohne das berühmte im Mund zusammengelaufene Wasser durch das Treppenhaus vorbei huschen. Es riecht einfach nur genial aus deren Hütte. Und man ahnt bereits, was die da für coole Sachen auf dem Teller und in der Pfanne haben...
Ich hatte immer irgendwie türkische Nachbarn, egal, wo ich wohnte. In meiner allerersten Braunschweiger Bude war es Fatma. Sie hatte im Wohnzimmer eine riesige heiße Platte stehen und hat darauf so eine Art türkische Pizza und andere kulinarische Köstlichkeiten gezaubert. Wenn sie fertig war, klingelte sie und ich musste mit meinem Teller zu ihr kommen und dann war alles gut.

Die Familie aus der Sch-Straße macht mir das leider nicht so einfach. Tja, nee, da muss de deutsche Hausfrau selber bei. Aber immerhin gibt es die Rezeptanleitungen kostenlos. Vorzugsweise hinten im Garten bei vertrauten Gesprächen, wenn wir zusammen auf die Weinblätter und das andere Grünzeugs gucken. Dann wird N. immer ganz vertraulich und packt aus. Heute: "Gefüllte Weinblätter".
Als Füllung wird Reis gekocht und wenn man möchte, darf da auch noch kleingehackte Paprika mit rein. Später wird der dann in die Reisblätter eingearbeitet. Nach dem Einrollen kommt das Ganze in den Schnellkochtopf, mit 300 ml Wasser - was exakt ausreicht -, gegart und dann sind se endlich mal fertig, die leckeren Dinger.
"Und, wie bekomme ich die Weinblätter so schön weich? Einlegen in Öl oder sowas?", will ich aber ganz genau wissen, denn darin scheint ja der Haupttrick an diesem ganzen Zeug zu liegen.
"Nee, gibst Du in kochendes Wasser. Aber bloß so kurz erschrecken. Nich ganz kochen, nur ganz kurz erschrecken und rausnehmen", gibt N. den absoluten Geheimtipp preis.

Ich bin erstaunt über soviel Aufwand. Das hätte ich den Dingern gar nicht zu getraut. N. nickt: "Ja, ja, ist viel Arbeit. Denks Du nich.. Und Aische war faul diese Zeit, hat keine Weinblätter gemach. Da nehmen wir aus Dose. Schmecken auch und geht schneller." Also, kommt gut durch die Hitze und habt immer ne Büchse gefüllte im Kühlschrank. Wie hier, hier bei uns inne bronxx!




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