Donnerstag, 19. Juli 2018

Le Tour de Labyrinth




Kennt Ihr das auch, dass man holterdipolter aus seinen Gewohnheiten und seinen Abläufen gerissen wird, nur weil sich ein kleines, aber entscheidendes Detail geändert hat? Hier bei uns am Rudi ist das gerade der Fall. Die Rudi … äh Rudolfstraße ist gesperrt. Baustelle, alles aufgerissen. Gefühlt von Hauswand zu Hauswand und bis kurz vor´n Erdkern runtergebuddelt.

„Ja nun, kommt vor, muss ja, geht ja nicht anders, wenn man mal an die Rohre ran will oder so.“ wird vielleicht der eine oder andere jetzt völlig berechtigt sagen. Ja, ihr habt ja recht. Das Problem an dem Ganzen ist aber, genau hier in der Ecke gibt es recht viele Einbahnstraßen. Mal eben umdrehen und geschickt abkürzen ist nicht. Da muss man schon umplanen und mal ganz um den Pudding fahren. Und wenn man Pech hat, sogar um den ganz großen Pudding, nämlich durch die Stadt oder zumindest in die Richtung dorthin. Zumindest wenn man mit dem Auto unterwegs ist und das geht ja manchmal nicht anders. Der geübte Hobby-Anarchist auf seinem Zweirad lacht sich derweil dezent ins Fäustchen und kurvt geschwind die Abkürzungen entlang.



Und selbst dann, wenn nichts abgesperrt ist, ist´s manchmal schwierig sich hier zurechtzufinden wenn man hier nicht täglich durchjuckeln muss. Ich, der stets nett, ortskundig und auskunftsfreudig wirkende Bürger M., werde regelmäßig alle zwei, drei Wochen hier nach dem Weg gefragt. In der Regel von leicht unter Strom stehenden Autofahrern mit auswärtigen Kennzeichen die ins Krankenhaus in die Holwedestraße wollen. Wenn man falsch abbiegt, dann ist das nämlich gar nicht so leicht. Stichwort Einbahnstraße. Man erklärt es gestenreich und möglichst unmissverständlich und schwupps, fünf Minuten später steht das Auto wieder vor einem. Mehrfach passiert. Einmal, ich wollte gerade mein Fahrrad abstellen, habe ich sogar Lotse gespielt. Das schreiende Kind auf dem Arm der Mutter auf dem Rücksitz schrie förmlich nach Notfall. „Mir hinterher!“. Ich schwang mich aufs Rad und fuhr einfach vor, direkt bis vor die Einfahrt vom Krankenhaus. Musste sein. Ein Strich auf der Heute-eine-gute-Tat-Liste mehr. Karma und so, nicht wahr?



Und jetzt stellt euch mal vor, was hier in der Ecke los war, kurz nachdem die Rudolfstraße dicht war. Neurologen erzählen ja immer, dass sich die Nervenbahnen im Körper neu organisieren können, wenn mal was war, Schlaganfall oder so. Aber das dauert. Und genauso war es hier auch. Die ersten Tage, pünktlich zur Feierabendzeit, kurvten hier Autos durch die Straßen als würden die Fahrer zum ersten Mal am Steuer sitzen und dabei den Mond erkunden. Blind und mit einer Hand auf dem Rücken. Ein Gehupe und Gemeckere sondergleichen. Zu den ganzen Einbahnstraßen kommen ja auch noch sehr enge Straßen, Fahrradstraßen und andauernd Rechts-vor-Links dazu. Expert-Level sozusagen. Wäre ich Fahrlehrer, ich würde meine Schüler hier am Nachmittag zwei Doppelstunden durchscheuchen, danach klappt das mit Schulterblick und Vorfahrt und so. Jede Wette. Aber was weiß ich schon. Zum Glück hat sich das nun erstmal alles eingependelt. Mal schauen was passiert, wenn im nächsten Bauabschnitt die nächste Straße abgeschnitten wird. Eine neue Runde, eine neue Wahnsinnsfahrt. Es bleibt spannend.



So kommt es vor, dass man auch hier mal von Pontius zu Pilatus geschickt wird und mal um den Pudding fahren muss, hier bei uns in der bronxx ….