Donnerstag, 23. März 2017

Aber Klöße und Rotkohl gehen




Neulich abends klingelte das Telefon und meine Versicherung ist dran. Wir machen einen Termin, um meine Versicherungen zu optimieren... Blablabla...
Man weiß ja, was das unterm Strich heißt: zwei bis drei Sachen mehr anner Backe und nen Heiden Kohle, die monatlich dafür weggeht.

Da ich momentan in Ausprobierlaune war und bin, hab ich den Termin zugesagt. Gucken kostet ja noch nix.

Ich dann nach der Arbeit also hin ins Versicherungsbüro. Auch das, gut und nah in der WRG-Nachbarschaft. Ganze zwei Minuten von unserem Häuschen entfernt. Bei Biggis Kiosk umme Ecke. Der Herr von der Versicherung steht manchmal draußen und quarzt eine. Heute saß er am Frühlingsvorabend noch in seinem Büro und kaute an einem Apfel. Ich war fünf Minuten vor der Zeit und so war das Obst noch nicht ganz vom Stengel gegnabbelt.
Er bat mich herein. Ich war schlecht bis gar nicht vorbereitet, dafür er umso mehr. Nun kam der Aufklärungspart bezüglich meiner Haftpflicht- und Hausratversicherungen. Oh oh, innerlich feierte und dankte ich meinem Schutzengel. Fenster auf Kipp, Waschmaschine läuft und ich bin solange im Harte-Erdbeeren-Supermarkt... Das wäre bei Einbruch und Wasserschaden teuer für mich geworden. Jetzt muss ich mit sowas noch gut acht Tage warten, dann zahlt der Versicherungshoschi. Hat er zumindest gesagt. Auch, wenn ich beim Umzughelfen mal was fallen lasse oder mit meinem kleinen Popo inner fremden Bude die Ming-Vase umreisse, er zückt den Scheck. Und dabei huscht ihm immer so ein gönnerhaftes Lächeln übers Gesicht.

Zwischendurch und das sind gefühlt alle zwei Minuten bimmelt, summt und zappelt sein Handy. Ich wäre meinen Job los und seine Schecks würden mir da nix nützen. Nicht mal die Rechtschutz nehme ich an.
Aber er darf das, er ist ja der Boss hier in der Filiale. Selbstständig und so. Und seine Kunden kontakten ihn modern. Über WhatsApp. Tag und Nacht kriegt Vatti Schadensmeldungen ans und ins Bett und eben überall da, wo man nebenbei am Smartphone spielen könnte.
Ihr merkt schon, er ist echt nen Netter.
Er guckt auch brav in der Beratung immer auf sein Bimmelgerät. Bei einer Nachricht lächelt er noch verschmitzter. Ich sehe ihn fragend an. "Das war Mutti. Was es morgen zu essen gibt", haut er allen ernstes raus. Und Stolz schwingt auch noch mit.
"Und?!", ich dann so zu ihm. Er antwortet:"Kaninchen. Lecker."
Als alte Haustierbesitzerin kriechen mir die Tränen innerlich den Kanal im Auge hoch. Aber ich lasse mir nix anmerken. Bloß nicht. Sonst klappt das vielleicht mal mit dem Scheck nicht. Wer weiß.
"Also, wenn es Klöße und Rotkohl dazu gibt, komme ich mit." Mutig provokant sehe ich ihn an. Er grinst breit über alle Backen.
Aber so richtig darauf eingegangen ist er nicht.

Na, ja, jedenfalls kann ich ab dem ersten April meine Fenster wieder auf Kipp machen bevor ich zur Arbeit gehe.
Und morgen sag ich ihm noch bescheid, dass ich die Unfallversicherung auch noch nehme. Mach ich per WhatsApp. Ganz früh. Für ins Bett. Und vielleicht klappt's ja dann auch mal mit den Klößen.

Wer weiß das schon so genau. Es wird nämlich Frühling. Hier bei uns in der bronxx.