Donnerstag, 14. April 2016

Baustellenmusik

Ich weiß, was ihr jetzt vermutlich denken könntet: und schon wieder mal regt sie sich über die Geräuschkulisse in ihrer bronxx auf. Und ich sage Euch, lest doch jetzt erstmal locker weiter, seid nicht voreingenommen und entspannt Euch. Erstens kommt es anders. Zweitens als man denkt. Oder so. Oder so ähnlich.

Es wird ja nun bekanntlich Frühling, soweit waren wir ja schon an diesem blog. Und da drehen so mancher Menschen Hormone ausnehmend am Kabel und an allen anderen Verdrahtungen im System glüht es gewaltig.
Draußen grünt's und sowohl bei Männlein als auch bei Weiblein wird es im Inneren mächtig warm bis heiß. Und so richtig kalt lässt das irgendwie keinen, oder?!

Ich trage ja ganzjährig Röcke und Stiefel und fahre dabei tapfer Fahrrad. Jaha, auch durch hohen Schnee oder bei Herbstmonsun. Das einzige, was bei mir dann jahreszeitlich verändert wird, ist die Dicke und Dichte der dazugehörigen Strumpfhosen. Ergo, je wärmer der Sonnenschein, desto dünner das Beinkleidchen. Quasi.
So war ich denn glücklich und konnte jetzt bei den schon einmalig fast sommerlichen Temperaturen die gemusterten aus der Schublade kramen. Und dann ab aufs Rad, zur Arbeit und nach Feierabend das ganze Programm wieder retour.


Jedenfalls fahre ich zum recht frühen Feierabend - momentan noch dienstags und donnerstags - bei schönster Sonne nach Hause ins WRG. Auf der Ecke, da wo das Kontorhaus vor ein paar wenigen Jahren entstand, wird ja nun angebaut. Was genau, weiß ich nicht. Sieht aus wie das selbe in kleiner. Wobei ich nie so genau verstanden hatte, was ein Kontorhaus zu bedeuten hat und es wirkt zur Hälfte eh leer und unvermietet. Aber bauen muss man, so auch in der bronxx. Das Leben und die Geschäfte gehen weiter und dann boomt auch schon mal hier bei uns eben exakt diese Branche. Soll das Ganze hier wohl auch so ein bisschen optisch und inhaltlich aufwerten. Was weiß ich.

Ich radel da jedenfalls so an der Baustelle vorbei und höre an der ersten Ecke einen ziemlich lauten und durchdringenden Pfiff. Klang voll so nach einem, der auf zwei Fingern gepustet, geblasen oder was auch immer wurde. Nicht zu überhören...Was jetzt wohl da gleich passieren würde?
Wie spannend... Ich schaute kurz vom Lenker weg hinüber auf die Baustelle. Und ich musste grinsen. Ein beträchtlicher Teil der Bauarbeiter hatte einen kurzen Moment lang die Werkzeuge und die Arbeit niedergelegt und ihre Augen samt Aufmerksamkeit auf den Radweg und die dort vorbeifahrende Verkehrsteilnehmerin gerichtet. Bloß, außer mir war da ja niemand... Jepp, die sahen alle mich an. Und grienten und freuten sich. Ich lächelte zurück. Winkte sogar.

 
Dann ertönte auch schon der nächste Pfeifton auf dem Gerüstgelände. Diesmal etwas leiser und aus einer anderen Ecke. Das ganze Areal ist riesig und bis man da rund ist, das dauert...
Ich hatte keine Ahnung, was das zweite Mal nun wiederum für eine Bedeutung haben sollte...
Meinte es etwa sowas wie: "Männer, nun wieder ran an die Arbeit?" Oder fuhr hinter mir vielleicht die nächste Frau auf dem Radweg? 

Hm, ich fuhr einfach weiter und beobachtete das Geschehen fest von meinem Sattel aus.
Und da kam sie auch prompt, die Antwort auf meine innere Frage:
An der nächsten Ecke wartete der andere Trupp Bauarbeiter auf mein Erscheinen auf Sichthöhe. Auch sie hatten wiederum alle Tätigkeiten kurz niedergelegt und starrten erwartungsvoll auf die Fahrbahn.
Einige von ihnen winkten, andere nickten, ein anderer wiederum pfiff nochmal. 

Es war göttlich. Ich strahlte und hob die Hand und grüßte zurück.
Wie schon lange nicht mehr, genoss ich meinen Heimweg, das Strampeln fiel leichter denn je, auch die aufgestellten Baustellenschilder ließen sich plötzlich mühelos von mir umfahren und ich schwebte quasi die wenigen Meter, die noch bis zu meiner Wohnung vor mir lagen, nach Hause.

Ach ja.... jetzt warte ich darauf, dass die Sonnentage mehr und länger werden und die frühen Feierabende herannahen und ich mich von der Musik auf der Baustelle wieder ein wenig betören lassen darf... Und noch was: es wird ja noch wärmer werden, ganz viel wärmer. Ihr wisst, was ich damit sagen will? Na, ja, die Kinder sollten jetzt den blog ausschalten und den Erwachsenen die kommenden Zeilen überlassen....
Wenn nämlich Weiblein und Männlein natürlich auch - beim schwarzen Peter würde das die aus meiner Sicht eher tragísch veranlagten Männer betreffen - sich an dem Anblick von muskulösen Bauarbeitern (mit und - vor allem aber - ohne Unterhemd) erfreuen dürfen.
Und noch besser: ich kann und brauche dann nicht zu pfeifen. Erstens kann ich es nicht auf zwei Fingern, zweitens deshalb nicht so laut und drittens hört das eh keiner hier. Hier bei uns in der bronxx...