Montag, 16. Dezember 2019

Die Schildkröte von Kasse 3

Was hatten wir denn eigentlich noch nicht als Begebenheiten für unsere Schoten, Stories und Erlebnisse? Hmm, waren wir eigentlich schon im Supermarkt? Nöö, ich glaube nicht. Da wäre doch mal eine Idee! Ok, Scherz beiseite, natürlich waren wir das schon mehrfach, aber das ist ja auch verständlich, schließlich braucht der Mensch ja etwas zwischen die Kiemen. Und außerdem gibt´s da ja immer etwas zu gucken. (Um diese launige Plauderei mal mit etwas Hochkultur aufzufluffen:) "Hier ist der Mensch, hier kann er es sein." (Wer weiß es, wer weiß es? Meldung bitte! Und nicht alle auf einmal). Er ist ganz bei sich und seinem zweit-natürlichstem Bedürfnis.
Und was hatten wir nicht schon alles im Programm: Botanische Neu-Schöpfungen, Warentrenner-Weitschußwettbewerbe, Angestellte, bei denen man sich fragt, was die eigentlich beruflich so machen, spontane Nahrungsaufname, Kunststückchen vor der Tür, Pfandautomat-Virtuosen und, und und ...

Und wir wären hier ja nicht unserer bronxx, wenn wenn wir diesem bunten Strauß an Menschlichkeit nicht noch eine weitere Zwinkerei hinzufügen könnten, oder?
In den letzten Tagen war in der Qualitätspresse häufiger von unseren Nachbarn, den Tulpenfreunden mit der Sportzigarette, wo alle Frauen Antje heißen, zu lesen. Die kamen auf die prima Idee mit der "Kletskasse", der "Klatschkasse". 
Nein, dort sollen natürlich nicht olympiareife Warentrenner-Weitschussleistungen leistungsgemäß beklatscht werden, sondern es soll geredet, geschnackt, geratscht und geplaudert werden. Für die älteren Leutchen oder all die Anderen mit außerhäusigem Mitteilungsbedürfnis. Eine dolle Sache, eine Kasse für die Tratschtanten und Sabbelheinis. Für alle Anderen heißt es, freie Bahn mit Marzipan an den anderen Kassen. Aber was hat das jetzt alles mit unserer bronxx zu tun? So etwas haben wir hier nämlich schon. Jawoll! Im selben Einkaufsparadies in dem auch der Pfandautomatenvirtuose Herr Rangel arbeitet und welches Bürger M. seinen Stammsupermarkt nennt. Hier arbeitet neben Herrn Rangel auch noch die Schildkröte. So nennen wir Sie der Einfachheit halber einfach mal. Sie sieht zwar nicht aus wie eine aus, verhält sich aber wie eine.

Die erste Sichtung der Schildkröte in freier Wildbahn war am Wurst-Tresen. Unbeeindruckt von der wartenden Kundschaft ließ Sie sich Zeit beim aufschneiden und abwiegen der Frischetheken-Waren, schnitt jede Scheibe als würde Sie Blattgold milligrammgenau verkaufen und war auch sonst nicht die Abarbeitungsfreudigste. In der Warteschlange konnte man währenddessen prima seine Steuererklärung machen oder traurige Sonette schreiben. Vereinzelt kam es zu Verbrüderungen und improvisierten Aufführungen von "Warten auf Godot". Aber gut, da muss man ja nicht jeden Tag hin und ab und zu bedient ja auch mal jemand anderes. Aber was macht man mit Bedienpersonal welches der Kundschaft unfreiwillige Mußestunden angedeihen lässt? Richtig, man versetzt Sie an die Kasse. Und dort blühte Sie dann so richtig auf mit der Verbreitung ihrer Botschaft "Hetzt euch nicht, haltet ein, schlagt der Stressgesellschaft ein Schnippchen! Tut euch wohl und atmet.". Sie begutachtete jedes Stück auf der Suche nach dem Barcode aufs genaueste, zog es bedächtig über den Scanner und ließ auch sonst keinerlei Hektik aufkommen. Wer an ihrer Kasse war und nicht mehr ausweichen konnte bekam eine Freistunde für die Seele geschenkt. Einfach so, ganz für umme. Man konnte sich dem fügen oder schlichtweg wahnsinnig werden, ganz nach Lust und Laune. Gespräche und einvernehmliches Nicken wie an der Wursttheke kamen auch vor. Frei nach dem Motto "In der Katastrophe sind alle Menschen Brüder", oder so. Eine Lektion in Warten, Verharren und Aushalten. Ein Angebot zur sozialen Interaktion. Wo gibt´s das heute noch, so ganz ohne Hintergedanken? 

Und so hat die Schildkröte ganz unfreiwillig schon das eingeführt, was bei den Nachbarn als der neue, heiße Scheiß angepriesen wird. 

Ganz modern und hammwa schon längst, hier bei uns in der bronxx ... 



 


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