Donnerstag, 8. August 2019

Hör auf die Mutti

Wem jetzt die Ohren klinge(l)n mögen, dem sei gesagt: "Jupp, recht haste. War mal'n Hit irgendwann neulich." Mein Sohn hat mir den des öfteren vorgesungen und so kam es, dass zumindest der Refrain hängen blieb und jetzt zum Titel mutierte und motivierte. Ersetzt jetzt noch die beiden "ts" durch die "ds" und dann habt ihr es.
Ich habe aber erst mal was anderes - Nachbarn nämlich und davon viele, habe und hatte. Letzteres besonders in der Wohnung gegenüber, da war stets ein wilder Mieterwechsel angesagt.
Ganz am Anfang (meiner bronxx-Zeit) wohnten da die Umtriebigen. Alle paar Wochen mischten sie ihre Wohnsituation neu durch und Schlaf- wurde zu Wohnzimmer und umgekehrt. Nur die Küche blieb die Küche. Danach kamen die Supernetten. Ein toller persönlicher Kontakt entwickelte sich mit ihnen mit gelegentlichen Treffen und gemeinsamen Unternehmungen.
Im Anschluss dann zogen die Scheuen ein. Wie schon die beiden zuvor, waren auch die hier ein Paar im zarten Studialter, ignorierten jedoch jegliche Kontaktanbahnungsversuche meinerseits beharrlich. Mein Winken wurde mit einem Kopfnicken abgetan und fertig. Erst am letzten Tag dann brach endlich das Eis. Ich stand mit dem Lappen einfüßig draußen auf der Fensterbank und hatte voll Schiss runterzugucken und abzustürzen. Dem Tod fest ins Auge blickend schien ich wohl besonders nett auf ihn gewirkt zu haben und er sprach mit durch das seinerseits geöffnete Fenster aus ca. 10 Metern Luftlinie (wenn es überhaupt so viel sind) an. Sie war wohl nicht da und dann Attacke. Er entpuppte sich als voll nett, war aber wenige Stunden später dann auch mal weg. Mit ihr, weil ihr Umzug dran war.

Mäh!
Tja, und nun sind auch die letzten Mieter einfach verschwunden. Kaum biste mal 24 Stunden nicht in Deiner Hütte, ziehen die einfach aus. 
Irgendwie shocking. Kommste nach Hause und zack, guckste durch deine Küche in die völlige Leere da drüben. Nix mehr mit morgens und abends parallel inne Küchen rumstehen, Kaffee oder andere Sachen kochen. Er dunkelhaarig, sie blonde lange Haare und wieder irgendwat mit Studi, diesmal aber sicher dual und natürlich bei VW. So sahen sie aus und benahmen sich auch so (sorry an alle netten Mitarbeiter des Konzernes!). Kein Grüßen, kein Nicken, kein Fensterputzen und die Bude immer gerammelt voll mit Krams und Plünnen. Hauptsache im casual-business-Fummel abends inner Küche rumlungern und kochen. 
Der Oberkracher - sie hängt Wäsche auf und macht dabei den Headbanger, das Wohnzimmer wird zur mosh-pit vom Blondchen (ich weiß, ich bin heute nicht nice). 
Bis, ja bis Mutti zu Besuch war, also da drüben (denn meine lebt ja nun seit gut 2 Monaten nicht mehr, schnief). Ich saß auffem Lokus und hörte nur die resolute Stimme einer Lady. Und der Stimme nach konnte es nicht die Heavy-Metall-Blondine sein. "Nun mach' mal Deine Tasse endlich leer, dass ich die Geschirrspülmaschine mal anstellen kann", tönte es im Kommandoton zu mir herüber. Ich zog die Augenbraue hoch, die nicht vorhandene Strippe runter und lugte vorsichtig durch das klitzekleine Badfenster nach drüben. Ah, Mutti ist da. Alles klar, sah so nach ihrer aus. Und sie zeterte weiter, mit ihm und mit ihr. Dackelte allen brav hinterher und gab noch Anweisungen mit auf den Weg. Ich grinste mir eins: "Guck einer an, jetzt ist mal Stimmung da drüben und die VW-Hype-Area krachte mühelos in sich zusammen.
Dann klopfte ich an die Zimmertür meines Sohnes und sagte zu ihm: "Du, wenn Du mal wieder auf die Muddi hören willst, musste  Dich jetzt ins Bad begeben, still sein und genau zuhören." Er tat wie ihm geheißen und wir hatten beide unseren Spaß dabei.
Jedenfalls waren unsere Nachbarn 36 Stunden später weg. Auf und davon.
Und die Moral von der Geschicht': Muddis machen Ansagen, da sollte man drauf hören, sonst muss man ausziehen oder so... So sieht das aus hier bei uns inner bronxx!

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