Donnerstag, 23. Mai 2019

Eine Spur aus Graphit

Heute stammt nicht nur die Zeichnung, sondern auch gleich der ganze Beitrag von mir. Schwarzer Peter mein Name, für die die mich noch nicht kennen.
Es ist mir ein persönliches Anliegen folgendes zu berichten... jedoch, schreibe ich es so, wie es sich anfühlt, dann komme ich mir verdammt alt dabei vor. Anyway.
Opa rutsch mal bei Seite, heute erzählt die Jugend mal was aus nicht allzu ferner Vergangenheit.

Ich kann mich noch genau daran erinnern wie und vor allem wo mir meine Ma vor schätzungsweise 20 Jahren die erste Schachtel Pastellkreide zum Zeichnen kaufte. Der Laden befand sich damals im Besitz eines alten, netten Ehepaares. Auf dem Tresen stand stets ein Glas mit einer ganz bestimmten Sorte Kaubonbons. Diese quadratischen mit dem farbig und silbern glänzenden Papier, die es sonst immer nur (für mich) auf Karnevalsumzügen aus der Luft zu erhaschen gab. Ein besonders einprägsamer Geruch war dort das holzige Aroma der bis unter die Decke reichenden Regale dass sich mit den Ausdünstungen der gelagerten Waren zum typischen Graphiti-Odor vermischte. Ein kleiner Tempel für Kreativmenschen wenn man so will.
Direkt gegenüber der HBK Braunschweig war er einfach immer da und vor allem immer für mich da. Vom Anfang meiner Schullaufbahn bis zum Ende meines Studiums. Eine absolute Konstante. Naja fast. Zwischenzeitlich war auch das alte Pärchen in die Jahre gekommen und übergab Graphiti in die Hände einer jungen Künstlerin und ehemaligen Studentin. Eine neue Ära für das alte Lädchen. Mit neuer
Fensterdekoration, peppigem Design und einem verbesserten Ordnungskonzept hauchte M. Graphiti ein mal komplett neues Leben ein.
Stets mit einem Lächeln auf den Lippen stand die blond gelockte Dame Tag um Tag hinterm Tresen und war nie um Ratschläge oder Tipps verlegen. Insbesondere wenn im mitunter verpeilten Künstlerdasein mal ganz schnell genau DAS PAPIER oder DIESE TINTE her musste, war sie stets Anlaufstelle Nr. 1 und manch mal auch Lebensretterin. Echt wahr!
Jedoch war die Ära von M. nicht die einzig neue die anbrechen sollte. Da mittlerweile so ziemlich alles im Internet verfügbar ist, scheint der geneigte Endverbraucher es nicht mehr nötig zu haben sein/ihr Arbeitsmaterial auf eigene Faust zu besorgen. Das Qualität einen gewissen Preis hat, scheint der breiten Masse heute nicht mehr bewusst zu sein. Die Konsequenz daraus lässt sich leicht ausmalen. Die Geschäfte liefen mittelprächtig bis schlecht und Ende diesen Monats wird Graphiti für immer seine Türen schließen. Sehr traurig wie ich finde.

Es fühlt sich komisch an, wenn mit der Zeit selbstverständlich gewordene Instanzen plötzlich verschwinden … oder ist das normal wenn man älter wird?!
In jedem Fall werden mir M. und der Laden verdammt fehlen, hier bei uns in der bronxx!

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