Samstag, 8. Dezember 2018

Ach, ist der Rasen schön grün!

Als fürsorgliche Tierfreundin habe ich mir, als ich meine Wohnung mit Balkon in der H.-Straße bezog, im ersten Spätherbst eine kleine Vogelfutterstation gekauft, samt 1 kg Vogelfutter. Nachdem das Futterhäuschen sanft im Wind schaukelte und mit Körnern lockte, freute ich mich auf regen Besuch an der Futterstation. Vor allem die lustigen Kohlmeisen erkannten ihr neues Schnellrestaurant schnell und taten sich an den Körnern gütlich. Allerdings entwickelten sie auch alsbald Allüren und wollten bald nur noch bestimmte Körner fressen. Den Rest schmissen sie in der Gegend herum und benahmen sich wie Touris auf der Schinkenstraße in Malle. So sah es dann auch bei mir aus, nur ohne Sangria-Eimer und Kotzflecken. Noch dachte ich mir nicht viel dabei und saugte dann und wann mal mürrisch den Balkon, allerdings habe ich Holzfliesen, in denen wohl einiges verschwand, ohne dass ich es hätte wegsaugen können. Aber die fröhlich herumsauenden Meisen waren zufrieden und ich im Grunde auch. 

Bis zum nächsten Frühjahr. Das kam und brachte viel Regen (es war der Sommer 2016). Ich saß in den ersten warmen Tagen auf meiner Balkoncouch, freute mich meines Lebens, als ich etwas Grünes am Boden sah. Nein, nicht nur an einer Stelle – einige der Körnchen hatten angefangen zu keimen und kamen durch die Ritzen der Holzfliesen. Ich war amüsiert, strich über die wenigen weichen, jungen Triebe und fand es nicht weiter schlimm. Das änderte sich allerdings, als der Sommer kam, ebenfalls nass, und aus meinem Balkon von einem Tag auf den anderen ein kleiner Dschungel wurde. Ich verbrachte nun jede Woche damit, Unkraut auf meinem Balkon zu zupfen, der sich so rasant vermehrte, dass ich mit dem Ausrupfen nicht hinterherkam. Auch fand das Getreide die hier und da vorhandenen Erdkrumen unter den Fliesen super und bald musste ich einzelne Fliesen herausnehmen, um den entstandenen Mutantenrasen samt Wurzelgeflecht herauszureißen – ich habe keine Ahnung, wie der „Rasen“ das hinbekommen hat, aber er wollte das Kommando über den Balkon, so viel war klar. Auch ein paar kleine Spinnen zogen bereits mit ihren Koffern in mein neu erwachtes Biotop, wie ich beim Herausreißen mit Schrecken feststellte. Ich fand das Ganze gar nicht mehr lustig. 

Zum Spätherbst hatte ich dann endlich die letzten Triebe und Wurzeln erwischt und die Futterstation landete im Müll. Die Meisen bekundeten ihren Unmut über das Entfernen ihres Mc Donalds, indem sie mir auf die Balkon-Couch schissen. Und wenn ich auch in diesem Spätherbst wieder versucht bin, zumindest im Winter ein klein bisschen was für die armen Meisen bereitzustellen, die in diesem heißen und trockenen Sommer sehr gelitten haben – nein, nein, nein. Ich will nicht mehr auf meinem Balkon Unkraut jäten. Dann kann ich mir auch wieder eine Kleingartenparzelle pachten. Und Kartoffeln pflanzen. Hm, ich habe noch Kürbiskerne… ob Meisen das wohl mögen? Und ob meine Holzfliesen wohl explodierten und ich eine kleine Kürbisfarm auf meinem Balkon etablieren könnte? Hmmmmm. Nein, nein, nein. Aus! Keine Experimente mehr!

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