Donnerstag, 5. November 2015

Hiiiiiillllfe!

Mein blogger-Freund und Zeichner Nils – Schwarzer Peter – ist ja zurzeit in Wien und trägt von dort aus seinen Teil zu den Geschichten bei.Er schrieb mich letzte Woche per Mail an und stellte laut die Frage, ob und warum immer nur über Typen geschrieben wird. Mir persönlich war das noch gar nicht so aufgefallen.
Daraufhin begann ich in meinem Gedächtnis zu kramen und fragte auch meinen Sohn. Der ist schließlich immer der erste, der unser Zeug lesen und anhören muss und dann entscheidet, ob es so rauskann zu Euch.
Er brachte mich dann auf die folgende Geschichte:
Ich hatte in dieser lauen Sommernacht wie immer mein Schlafzimmerfenster auf Kipp. Die Standleitung zum Straßenlärm war also aktiviert. Da es  sich aber um die Nacht auf Montag handelte, war eigentlich mit Ruhe zu rechnen. Eigentlich…

Uneigentlich schreckte ich etwa um Mitternacht aus dem tiefsten Schlaf hoch, als ich Hilferufe hörte. Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass ich nicht (mehr) in meinem Traumkopfkinofilm war, sondern real in meinem Bett in meiner Wohnung in der bronxx.
Eine Frauenstimme rief da draußen um Hilfe. Sie klang ängstlich verzweifelt und ihre Rufe wurden zunehmend lauter. Bei mir setzte eine Art Schockstarre ein, ich war wie gelähmt. Ich hatte Panik und fühlte mit ihr diese schreckliche Angast. Meine Bettdecke, an die ich mich klammerte, nahm den Schweiß meiner Hände auf.

Draußen auf der Straße wurde ein Fenster weit aufgerissen. Und eine Männerstimme rief: „Ey, lass die Frau in Ruhe! Hau ab, sonst komm’ ich Dir da rüber! Lass sie sofort los! Verschwinde!“
Weitere Menschen schienen wach geworden zu sein und mischten sich ein.
So etwas wie das Geräusch eines Handgemenges drang an mein Ohr. Ich war ein kleines bisschen erleichtert.
Auch meine Nachbarn über mir öffneten ihr Fenster und wurden Ohrenzeugen des Ganzen.

Die Frau selbst war inzwischen ruhig geworden und musste nicht mehr um ihr Leben weinen. Sie bekam jede Menge Hilfe von den Anwohnern und aus der Ferne hörte man auch schon die Sirene eines Polizeiautos die bronxx erreichen.
Geschafft…

Noch heute beim Schreiben kocht in mir dieser Schock hoch, das merke ich körperlich recht deutlich.
Später war in der örtlichen Tagespresse auch eine kurze Nachricht über den Vorfall zu lesen: Eine junge Frau wurde überfallen und jemand hatte ihr dabei ihr Handy gestohlen. Durch beherztes Eingreifen der Anwohner und durch Alarmieren der Polizei konnte der Frau rechtzeitig geholfen werden.


Puh, seitdem hatte ich erstmal eine ganze Weile tierisch viel Angst davor, spät abends alleine nach Haus zu kommen.
Andererseits weiß ich aber auch, die Leute in der bronxx passen auf. Sie beschützen sich gegenseitig, wenn man wirklich in Not ist. Sie sind da, wenn man sie braucht. Irgendeiner ist immer wach hier…


Als ich zu meinem Sohn meinte, dass das diesmal aber keine witzige Geschichte wird, sagte er darauf hin nur: „Mama, Du schreibst über die bronxx und das ist eben auch genau diese bronxx.“

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