Einmal
im Jahr findet der Flohmarkt am Ringgleis statt und in diesem
Jahr war ich (Madame Miez) sogar mal zu Hause und habe mich gefreut,
dort ein wenig flanieren zu gehen. Flohmärkte sind toll – es gibt
so viel zu sehen, besonders, wenn
es keine gewerblichen Stände gibt. Das Sortiment der feilgebotenen
Waren war groß und reichte von Büchern über jegliche Art von
Klamotten, Brettspiele, Skurrilitäten, Dekoartikel und auch die
kulinarischen Wünsche kamen nicht zu kurz. Es gab sowohl einen Stand
für den süßen Zahn mit Unmengen von Kuchen als auch eine fleißige
Waffelbäckerin und einen Stand für die Liebhaber der pikanten
Küche. Es grenzte schon an Folter, einfach so, ohne wenigstens zu probieren,
vorbeizugehen und die leckeren Düfte folgten mir noch viele Stände
weiter.
Ich
hatte zwar vorsorglich ein wenig Geld einsteckt, wollte aber
natürlich nichts kaufen. Ich brauch ja nix. Ich will ja nur gucken.
Is' schon klar, ne? Mein erster, unschuldiger Kauf bestand in einer
Tüte selbst gepflückter Kirschen. Das war ein reiner Gesundheitskauf, wegen der Vitamine und so, und zählt daher nicht.
Mit den Kirschen im Gepäck kam ich dann an einem Stand vorbei, an
denen zwei junge Mädchen auf einer Decke saßen und Kleidung
verkauften.
Halb
verdeckt von Hosen und Blusen winkte mir etwas Cognacfarbiges,
Jackenartiges zu. Seit 2 Monaten war ich schon auf der Suche nach
einer Jacke in eben diesem Farbton.
Reflexartig gab ich die Kirschen meiner Freundin, zog die Jacke erst
heraus und dann an – es waren zwar 25 Grad und damit definitiv kein
Jackenwetter, aber das musste sein. Und siehe da – sie passte
perfekt! Sowohl die Jacke als auch ich waren entzückt und es war
klar, dass wir zusammengehören.
Was soll man da machen. Papageien und Jacken suchen sich ihre Partner
selber aus. Für günstige 10€ teilte sie sich nun mit den Kirschen
meinen Arm. Auch dieser Kauf zählte strenggenommen nicht zum
Flohmarktkauf, schließlich
hätte ich im Laden noch einiges mehr dafür ausgeben müssen und -
ich brauchte sie. Und außerdem handelte es sich um eine geschützte
Jackenart.
Das
muss Frau unterstützen!
Glücklich
über diesen Fund flanierten wir noch ein
wenig
hin und her, bis uns nach einer Abkühlung gelüstete. Und wir
wussten auch schon, wo – bei Coneys Iceland, wo Micha hinter seinem
kleinen Tresen steht und u.a. Eis verkauft. Praktischerweise ist sein
Eisstand direkt am Ringgleis. Dort angekommen erwartete uns eine
interessante Auswahl an Eissorten. Ich wählte salziges Karamell und
Schoko –das geht immer, und meine Freundin interessierte sich für
Black Mamba und rätselte, was wohl darin sei,
denn
das Eis war tatsächlich fast schwarz. Aber am Ende war die Erklärung
doch schmuckloser als gedacht. Wer an Eis aus Schlangeningredienzien
hoffte, wurde enttäuscht (oder auch nicht? Ich bin für Eis ohne
Fleischeinsatz, nennt mich
konservativ...)
– es war leckeres Kirsch-Sahne-Eis. Auch mein salziges Karamell war
eine Wucht. Der Flohmarkt war ein voller Erfolg und die Sonne
beschien meine guten Käufe. Daheim angekommen musste ich meine Jacke
erst einmal
ausgiebig
im Spiegel bewundern, was diese wohlwollend hinnahm.
Dann
wusch ich die Kirschen und naschte schon die ersten direkt in der
Küche. Während des Naschens kam mir plötzlich ein Gedanke, ich
nahm ein scharfes Messer, ritzte eine der dicken Kirschen in zwei
Teile und teilte sie. Aus dem Fruchtfleisch winkte mir eine Made. So
ein Mist. Ich hatte es irgendwie geahnt und schaute jetzt auch bei
den nächsten Kirschen nach. Alle mit Fleischbeilage. Mistmistmist.
Das war eindeutig ein Flohmarktkauf. Oder vielmehr ein Madenkauf.
Aber nachdem ich die lecker aussehenden Kirschen nun nicht mehr
weiteressen wollte, konnte ich sie dann
wenigstens noch weiterverschenken. Der
nächste Besitzer glaubte nicht an Maden in Kirschen und aß sie ohne
Bedenken. Merke: Auf Flohmärkten ist man auch
vor Maden nicht sicher. Aber lasst euch eure anderen Käufe nicht
madig machen. Meine Jacke jedenfalls ist schön. – von innen und
von außen!
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