Donnerstag, 20. Juli 2017

Salsa Night

Diesen Sommer bin ich oft abends und zwischendurch immer irgendwie recht platt. Geht Euch das auch so? Oder werde nur ich ganz schön viel älter als ich mich fühle und will es nicht wahrhaben? Ich wache zum Beispiel morgens extrem früh auf und abends nach Job und Co ist dann recht schnell empty mit den Kräften.
Ach so, ihr meint, ich habe mich mal wieder aus Versehen ins Denglisch verirrt? Kann passieren. Und fast hätte ich noch ein "sorry" hinterhergeschoben oder wohl besser: oben drauf gepackt. Also gut, ich versuche, das zu lassen. Aber, will ich das?
Worauf ich eigentlich hinaus wollte... denn, ich schweife schon wieder ab vom Thema, gelle?!

Ja, ich bin immer müde diesen Sommer und so. Am vorletzten Freitag dann extremst. Ich kam am Nachmittag vom Job und habe mich und meinen müden Körper noch bis ca. neunzehn Uhr durch meine Hütte geschleppt. Haushalt und das ganze Geraffel. Danach saß ich dann debil in die Stube guckend auf meinem Sofa und überlegte etwa knappe zwei Stunden lang, ob ich mich jetzt hinlege und ob oder wie sich das wohl auf meine (vermutlich) senile Bettflucht am nächsten Morgen auswirken könnte.
Aufwachen um drei oder vier Uhr morgens? Oh nee, noch schlimmer... Ergo halte ich noch durch. Währendessen dröhnt plötzlich und unvermittelt laute Musik in die Straßen des WRG. Eine karibisch klingende Männerstimme singt in einer Mischung aus Spanisch, Kolumbianisch und Kauderwelsch ihre Weisen. Musikalisch untermalt wird das ganze durch diverse Blasinstrumente, Congas, Maracas und noch was. Wichtig ist das "as" am Ende. Schätze ich mal. Ich kenne mich da eigentlich gar nicht aus, aber es gibt ja einen Tab weiter auf meinem Rechner eine Suchmaschine. Und die weiß eben alles.
Leider ist das nicht meine Lieblingsmucke. Maleiderweise nicht. Die Lautstärke half auch nix beim Gutfinden. Bei mir jedenfalls nicht. Bei den Nachbarn schon. Leider weiß ich nicht, wem da nach Salsa-Party zumute war. Da es hier im allgemeinen in letzter Zeit auch verhältnismäßig ruhig und friedlich war, dachte ich mir auch so:"Halt einfach Deinen Mund. Ertrage es und gut." Man muss ja auch nicht immer anti sein und alles spießig blöd finden.
Ich zog meine Spendierhosen an und hörte drüber hinweg. Um acht und auch noch um neun.

Dann, um einundzwanziguhrzwanzig musste ich ins Bett. Schon fast vornübergekippt vom Sofa gefallen, wankte ich mit letzter Kraft nach nebenan in mein Schlafzimmer. Boah, nee ey. Salsa pur erwartete mich hier. Die offenen Fenster ließen das Gejau... äh Gejam... äh den Gesang ungefiltert und mit noch mehr Dezibel, da wohl näher an der Quelle, in meinen Gehörgang.
Na, toll ey, wie sollte ich dabei schlafen können. Zwischendurch wieder ne flotte Einlage von diesen Instrumentas und dann versuchte ein anderer Sänger mit schnell wechselnden, wie weinend klingenden Melodien, das geneigte Zuhörerpublikum in heiße Stimmung zu versetzen. Grummel, mir war bloß heiß vor Wut! Ich wollte endlich schlafen und konnte es nicht und auch das geschlossene Fenster ersparte mir nichts von alledem. Die Party lief weiter.

Vor lauter Frust widmete ich mich meinem Mobiltelefon, immer wieder einen kritischen Blick auf die Uhrenanzeige darin werfend und fest entschlossen auf zweiundzwanzig Uhr wartend. Und dann wäre hop oder top angesagt, sprich Ruhe oder einseinsnull anrufen. So der Plan! Sonst bin ich nicht so, aber im Fast-Delir-Modus muss man mich besser in Ruhe lassen. Und mir nicht lateinamerikanische Schlaflieder geigen oder vorsingen. Ihr merkt schon, Mutti war müde und knurrig.
Die Minuten vergingen wie Stunden, meine Beine zappelten vor Müdigkeit. Sowas nennt sich "restless legs" und ist auch ein anerkannter Krankheitsbegriff, aber das böse Englisch wollter ja nicht. Und ich wollte das kolumbianische nicht, echt nicht.


Endlich war der Zeiger auf die zehn gesprungen und die heilige Nachtruhe begann. Mir wurde mulmig, denn die Congas schwiegen noch immer nicht und in Ermangelung meiner mir selbst gesetzten Alternativen hatte ich nun nur noch eine Aufgabe: blauweiß. 

Schöner Mist. Warum? Wenn man auf Uniformen steht, aber vor Müdigkeit nicht mehr kann, ist das wenig effizient. Dann noch im sexy Schlafdress und den berühmten Pandabärchenaugen... Sicherlich zum Abgewöhnen für alle Beteiligten. Und dann die berechtigte, bange Frage, wer zahlt für ihr Erscheinen (jaha, ich achte auf die Wortwahl!)? Ich gehe mit zwei Minuten in die Grübelverlängerung und dennoch bin ich in meinem inzwischen fast komatösen Zustand eigentlich schon zu rein gar nichts mehr in der Lage. Nicht mal das Schlafen war mir gelungen. Komischerweise.

Dann, plötzlich Ruhe. Zweiundzwanziguhrdrei und es ist mucksmäuschenstille. Die Afrokubanischen Klagesänger und ihre ganze Cassammlung sind verstummt. Was ne Wohltat! Nix Uniform anheuern, sondern Fenster auf, umdrehen und schlafen. Unfassbar! Wie genial. Mutti ist gerettet.
Und die bronxx auch. Hat se doch ma wieder einmal mehr bewiesen, dass se anständig ist und sich anne Ruhezeiten hält. Kinners, ihr seid spitze! Ich bin stolz auf Euch!
Hier machen se de Regeln nicht, aber halten sich dran... Hier bei uns inne bronxx!