Kennt Ihr das
auch, dass man holterdipolter aus seinen Gewohnheiten und seinen
Abläufen gerissen wird, nur weil sich ein kleines, aber entscheidendes
Detail geändert hat? Hier bei uns am Rudi ist das gerade der Fall. Die
Rudi … äh Rudolfstraße ist gesperrt. Baustelle, alles aufgerissen.
Gefühlt von Hauswand zu Hauswand und bis kurz vor´n Erdkern
runtergebuddelt.
„Ja nun, kommt
vor, muss ja, geht ja nicht anders, wenn man mal an die Rohre ran will
oder so.“ wird vielleicht der eine oder andere jetzt völlig berechtigt
sagen. Ja, ihr habt ja recht. Das Problem an dem Ganzen ist aber, genau
hier in der Ecke gibt es recht viele Einbahnstraßen. Mal eben umdrehen
und geschickt abkürzen ist nicht. Da muss man schon umplanen und mal
ganz um den Pudding fahren. Und wenn man Pech hat, sogar um den ganz
großen Pudding, nämlich durch die Stadt oder zumindest in die Richtung
dorthin. Zumindest wenn man mit dem Auto unterwegs ist und das geht ja
manchmal nicht anders. Der geübte Hobby-Anarchist auf seinem Zweirad
lacht sich derweil dezent ins Fäustchen und kurvt geschwind die
Abkürzungen entlang.
Und selbst dann,
wenn nichts abgesperrt ist, ist´s manchmal schwierig sich hier
zurechtzufinden wenn man hier nicht täglich durchjuckeln muss. Ich, der
stets nett, ortskundig und auskunftsfreudig wirkende Bürger M., werde regelmäßig alle zwei, drei Wochen hier nach dem Weg gefragt. In der
Regel von leicht unter Strom stehenden Autofahrern mit auswärtigen
Kennzeichen die ins Krankenhaus in die Holwedestraße wollen. Wenn man
falsch abbiegt, dann ist das nämlich gar nicht so leicht. Stichwort
Einbahnstraße. Man erklärt es gestenreich und möglichst
unmissverständlich und schwupps, fünf Minuten später steht das Auto
wieder vor einem. Mehrfach passiert. Einmal, ich wollte gerade mein
Fahrrad abstellen, habe ich sogar Lotse gespielt. Das schreiende Kind
auf dem Arm der Mutter auf dem Rücksitz schrie förmlich nach Notfall.
„Mir hinterher!“. Ich schwang mich aufs Rad und fuhr einfach vor, direkt
bis vor die Einfahrt vom Krankenhaus. Musste sein. Ein Strich auf der
Heute-eine-gute-Tat-Liste mehr. Karma und so, nicht wahr?
Und jetzt stellt
euch mal vor, was hier in der Ecke los war, kurz nachdem die
Rudolfstraße dicht war. Neurologen erzählen ja immer, dass sich die
Nervenbahnen im Körper neu organisieren können, wenn mal was war,
Schlaganfall oder so. Aber das dauert. Und genauso war es hier auch. Die
ersten Tage, pünktlich zur Feierabendzeit, kurvten hier Autos durch die
Straßen als würden die Fahrer zum ersten Mal am Steuer sitzen und dabei
den Mond erkunden. Blind und mit einer Hand auf dem Rücken. Ein Gehupe
und Gemeckere sondergleichen. Zu den ganzen Einbahnstraßen kommen ja
auch noch sehr enge Straßen, Fahrradstraßen und andauernd
Rechts-vor-Links dazu. Expert-Level sozusagen. Wäre ich Fahrlehrer, ich
würde meine Schüler hier am Nachmittag zwei Doppelstunden
durchscheuchen, danach klappt das mit Schulterblick und Vorfahrt und so.
Jede Wette. Aber was weiß ich schon. Zum Glück hat sich das nun erstmal
alles eingependelt. Mal schauen was passiert, wenn im nächsten
Bauabschnitt die nächste Straße abgeschnitten wird. Eine neue Runde,
eine neue Wahnsinnsfahrt. Es bleibt spannend.
So kommt es vor,
dass man auch hier mal von Pontius zu Pilatus geschickt wird und mal um
den Pudding fahren muss, hier bei uns in der bronxx ….